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Hann Trier (1915-1999), dem die Galerie Schlichtenmaier zum 100. Geburtstag eine Ausstellung ausrichtet, gehört zu den Granden des Informel, die seit einigen Jahren ein wachsendes Interesse in der Öffentlichkeit genießen. Zu seinen bleibenden Verdiensten innerhalb jener gestischen Stilrichtung gehört zum einen die Eroberung des Deckenbildes – er gestaltete Decken in Berlin, Heidelberg und Köln, deren historische Vorlagen verloren gegangen sind. Zum anderen fand er seine persönliche Handschrift tatsächlich über den bewussten und den unbewussten Einsatz der Hände, indem er beidhändig malte. So vermochte er Spontaneität und Disziplin miteinander zu vereinen und zugleich Bilder zu schaffen, die im Rhythmus des Tanzes dialogisch-choreographierte Strukturen auf der Leinwand zeigen. Sein Credo: »Ich male nie was ich sehe, / selten was ich sah, / immer sehe ich, was ich malte.« Er brauchte also keine Natur, um seine typisch-kreatürliche Bildsprache zu finden, wohl aber die Musik und die Literatur – er illustrierte Kleists Aufsatz »Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden« und Sartre, der Hann Trier wie überhaupt die französische Kultur prägte.