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Hannsjörg Voth – Sand und Asche
Materialbilder, Objekte und Fotografien von Hans-Jörg Voth und Ingrid Amslinger 28.04.2018 - 01.07.2018
Vernissage am 27. April 2018 um 18 Uhr

Über zwanzig Jahre lang, von 1985 bis 2006, lebte und arbeitete Hannsjörg Voth (*1940) in den Wintermonaten in Marokko. In diesem Zeitabschnitt verwirklichte der Künstler seine skulpturalen Land-Art-Projekte „Himmelstreppe“ (1985/86), „Goldene Spirale“ (1994-97) und „Stadt des Orion“ (2000-2003). In den Jahren, in denen Voth nicht an diesen monumentalen und begehbaren Lehmskulpturen arbeitete, entstanden Arbeiten auf Papier und Objekte, die einen völlig anderen Werkkomplex bilden als die vorbereitenden konstruktiven Zeichnungen, mit denen Voth für seine Groß-Projekte warb.

Der als Graphiker ausgebildete Voth gehört zu den Wegbereitern von Konzeptkunst und Land Art in Deutschland. Nach Anfängen als Maler in einer kühlen, makellosen Gegenständlichkeit befasste er sich seit Mitte der 1970er Jahre mit Projekten in der Landschaft („Feldzeichen“, 1975, „Reise ins Meer“, 1978, und „Boot aus Stein“, 1981), die bereits Mythen, Archaik und Verfall thematisierten. Ab Mitte der 1980er Jahre realisierte Voth dann drei monumentale Architekturen aus Lehm in einer marokkanischen Hochebene, die mit den Gesetzmäßigkeiten der Geometrie und den Unwägbarkeiten der Elemente der Autonomie der Kunst huldigten.

In den Aquarellen, Zeichnungen und Materialbildern, die der Künstler zwischen den umfangreichen Bauarbeiten an den Großskulpturen schuf, verarbeitete er seine Eindrücke der ihn umgebenden fremden Kultur und Natur. Die Mythen und Geschichten, die ihm von einheimischen Arbeitern und benachbart lebenden Nomaden zugetragen wurden, Markterlebnisse und fremde Riten fasste er in eine von europäischer Mythologie inspirierte Bildsprache. Assoziativ nahm er Natureindrücke wahr, ließ sich von der Archaik der Lebensumstände und der Kontemplation der uralten Arbeitsabläufe beim Verarbeiten des Lehms zu traumhaft-traumatischen Bildern anregen. Es entstanden faszinierende und bildmächtige Arbeiten, die von der Intensität der in der Marha-Ebene gemachten Erfahrungen zeugen.

Als Malutensilien dienten ihm, neben Bleistift und Aquarellfarben, vor Ort gefundene Werkstoffe, wie Tonerde, Asche und Sand. Für seine Objekte verarbeitete er Fundstücke, wie Knochen, Steine, Federn und Alltagsgegenstände.

Erstmals werden die Materialbilder und Objektkästen aus den Jahren 1987 – 2006 in einer Ausstellung präsentiert. Das MMK zeigt ca. 70 zwei- und dreidimensionale Arbeiten, die von Schwarz-Weiß-Fotografien von Ingrid Amslinger (*1940) ergänzt werden. Die Fotografin hatte seinerzeit die Entstehung der Großplastiken stimmungsvoll dokumentiert, sich aber auch von der Wüste Marokkos zu neuen Bildmotiven inspirieren lassen. Die ausgestellten Fotografien spiegeln die Faszination von Sand, Wind und Licht der Landschaft wieder. Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog (192 Seiten, ca. 120 Abb.).

Zur Eröffnung werden Ingrid Amslinger und Hannsjörg Voth anwesend sein. Mit dieser 340. Ausstellung im Museum Moderner Kunst feiert die Stiftung Wörlen ihr dreißigjähriges Bestehen.