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Die Ausstellung gibt einen exemplarischen Überblick über verschiedene Werkgruppen des Fotografen Hans-Christian Schink seit Mitte der 1990er Jahre. Sie beginnt mit einer repräsentativen Auswahl aus der Serie "Verkehrsprojekte Deutsche Einheit" (1995 - 2003), die national wie auch international große Beachtung fand. Die großformatigen Bilder der umfassenden Fotoserie zeigen menschenleere Landschaften mit Autobahnen, Gleistrassen oder skulptural monströs wirkende Brückenbauten. Schinks hochästhetische Aufnahmen dokumentieren gewalttätige Eingriffe in Umgebung und Natur und prägten eine neue Sicht auf die radikalen Veränderungen der ostdeutschen Landschaften.

Ein Stipendienaufenthalt in Los Angeles weckte 2002 Schinks Interesse, sich auch mit dem Phänomen der Kulturlandschaften anderer ferner Länder auseinanderzusetzen. Die farbigen Fotografien, die während seiner Aufenthalte in Peru (2004) und in Vietnam (2005) entstanden, bilden die zweite Gruppe der Ausstellung. Sie bringen eine Erweiterung des thematischen Spektrums mit sich, das sich auch auf historische Stätten in ihrer heutigen Erscheinung oder reine Landschaftsaufnahmen erstreckt.

Der dritte Schwerpunkt sind Aufnahmen aus Schinks Langzeitprojekt „1 h“, das den Fotografen in den letzten acht Jahren beschäftigte. Für die Serie macht sich Schink den Effekt der so genannten „echten Solarisation“ zunutze. Extreme Überbelichtung verursacht eine physikalisch-chemische Umkehrreaktion, wodurch eine Lichtquelle im Bild, in diesem Fall die Sonne, nicht weiß, sondern schwarz abgebildet wird. Inspirationsquelle für dieses Projekt war das Foto „Black Sun“ des amerikanischen Fotografen Minor White aus dem Jahr 1955. Ein Zufall – der kurzzeitig wegen starker Kälte eingefrorene Kameraverschluss – führte dazu, dass die Sonne im Bild als schwarzer Punkt erschien. Hans-Christian Schink setzt diesen Effekt gezielt und mit einer wesentlich längeren Belichtungszeit ein. Der scheinbare Lauf der Sonne über den Zeitraum von exakt einer Stunde erscheint als schwarzer, fremdartiger Streifen mit je nach Breitengrad und Jahreszeit unterschiedlichem Neigungswinkel. Die Landschaften, dem starken Gegenlicht ausgesetzt, wirken auf den Silbergelatineabzügen unwirklich und statisch. Es entstehen Bilder, die eine besondere Realitätswahrnehmung durch die Fotografie vermitteln.

Hans-Christian Schink, 1961 in Erfurt geboren, studierte 1986 bis 1991 Fotografie an der  Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und war dort bis 1993 Meisterschüler.

Er wurde mit zahlreichen Stipendien und Preisen ausgezeichnet, u. a. 2008 mit dem ING Real Photography Award. Schink lebt und arbeitet in Leipzig.

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Hans-Christian Schink
Fotografie