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Heidrun Holzfeind
the time is now.
1. Februar – 31. März 2019

Für ihre Ausstellung the time is now. entwickelt Holzfeind eine neue Videoinstallation über das schamanische Improvisationsduo IRO (Toshio und Shizuko Orimo). Die japanischen Experimentalmusiker arbeiten seit 1981 zusammen. Ihre Musik, ihr Aktivismus in der Friedens- und Anti-Nuklearbewegung sowie ihr freigeistiger Lebensstil sind Ausdruck einer animistischen und pantheistischen Weltan­schauung, die sich vehement der Moderne und jeglicher Kommerzialisierung widersetzt. Für Holzfeinds Filmprojekt performte das Duo an verschiedenen Schauplätzen des Inter-Universitären Seminarhauses, einem modernen Bauwerk, das 1965 von dem Japanischen Architekten und Denker Takamasa Yosizaka in Hachioji, Tokio errichtet wurde.

Holzfeind beschäftigt sich in ihren Filmen, Fotos und Skulpturen seit vielen Jahren mit der Frage, wie Architektur im Alltag und als sozialer Raum funktioniert. Ihre Arbeit befragt immanente architektonische und soziale Utopien und lotet die Grenzen zwischen Geschichte und Identität, zwischen individuellen Geschichten und den politischen Narrativen der Gegenwart aus. In ihren ebenso gut recherchierten wie poetisch umgesetzten Untersuchungen widmet sie sich beispielweise den utopischen Versprechen modernistischer Bauwerke wie der Internationalen Werkbundsiedlung in Wien (forms in relation to life, 2014) und Mies van der Rohes Wohntürmen in Newark (Colonnade Park, 2011) oder auch alternativen Lebenskonzepten abseits der Konsumgesellschaft (Never Neverland, 2014; The Auroville Project, 2017–18, mit Christoph Draeger). Holzfeinds dokumentarischer Ansatz zielt darauf ab, den Geschichten und Reflexionen der Befragten viel Raum zu bieten und diese in historische, politische und gesellschaftliche Kontexte einzubinden.

Heidrun Holzfeind, geboren 1972 in Lienz, lebt und arbeitet in Umeå, Schweden.