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In dieser Ausstellung unternehmen Sie einen Spaziergang durch essenzielle Schaffensphasen des Künstlers Heinrich von Zügel. Seine Wege sind verschlungen und zeigen sich begleitet von Realismus, Genrekunst, Naturalismus, Pleinairismus, Impressionismus, Sezession, Münchner Scholle und Nachimpressionismus. Die Unterschiedlichkeit der Malerei lässt erstaunen.

Für uns Heutige, Kinder der digitalen Revolution, sind Zügels Bilder archaisch. So viel Nähe zum Land, zum Tier, zum Grundbedürfnis, zur Abhängigkeit von der Erde ist uns abhanden gekommen. Die Resonanz Ihres Besuches wird seine Aktualität neu bemessen. Einst war er der Etablierte: Im Laufe seines Schaffens wurde er mit Titeln überhäuft: Königlicher Professor der für ihn gegründeten Abteilung Tiermalerei an der Akademie in München, Träger der Großen Goldenen Medaille Düsseldorf, Ehrenmitglied der Münchner, Dresdner und Berliner Akademien, Ehrendoktor der veterinärmedizini-schen Fakultät Gießen, Träger des Maximilians-Ordens wie des Ritterkreuzes der Bayerischen Krone u. a. – Und heute: ein Vergessener? Ein Unzeitgemäßer?

Heinrich von Zügel ist der unverwechselbare Maler einer schöpferischen Natur, die für Mensch und Tier einen erfüllten Lebenskosmos bietet. Sie stellt das Wesentliche des Lebens zur Verfügung: Frieden, Nahrung, Raum zum Atmen, Kräftigung. Doch umsonst ist dies in seinem Bildvokabular nicht zu haben. Der Mensch hat für sein Auskommen, seine Nahrung zu arbeiten, er hat zu hegen und zu pflegen. Heinrich von Zügel, der im Jahr 1850 im württembergischen Murrhardt geborene Sohn eines Schäferei-Besitzers und Münchner Maler mit reicher Schülerschar, wusste sehr wohl, dass der Mensch bestenfalls Hüter der Natur sein kann. Seine Rolle spielt sich hinter dem Pflug ab. Entdecken Sie die vergessene Exponiertheit Heinrich von Zügels in den Darstellungen eines einzigartigen Zusammenspiels von Tier, Mensch, Erde, Licht, Luft und Wasser.

Der Tiermaler – das ist die erste Assoziation und die bindende Festlegung in der deutschen Kunstgeschichte. Die Ausstellung deckt auf, dass malstrategische Obsession sein Schaffen prägt. So hält er Stand mit Perspektiven europäischer Malerei eines Willem Maris, Anton Mauve, Johannnes de Haas. Von seinem Besuch der I. internationalen Kunstausstellung in München im Jahr 1869 ist Zügel überwältigt – z. B. von Courbet, Troyon, Jacque. Vorherrschender geistiger Ziehvater blieb jedoch Anton Braith. Der Sezessionist Zügel ist heute in Augenhöhe mit Uhde, Liebermann, Corinth und Slevogt zu sehen. Seine komplexe Natur-Dekodierung formulierte er selten selbst; überliefert ist sein Form-Farbe-Bekenntnis: „Das Tier als solches ‚abzumalen’, ist mir nie schwer gefallen, aber das Tier mit einer Umgebung, d. h. in Luft und Licht, die farbige Erscheinung wiederzugeben in dem Moment, wo sie am schönsten ist, ist manchmal unbezwinglich, weil einem die Form zu viel zu schaffen macht. Form und Farbe gleichwertig hochzuhalten, hielt ich auch immer für das Erstrebenswerteste,“ (Autobiographie, 1913).

Das Museum Georg Schäfer schätzt sich glücklich, Ihnen eine umfangreiche Schau vorstellen zu können. Die über 100 Werke zur Kunst Heinrich von Zügels stammen aus dem reichen Eigenbestand und zahlreiche Leihgaben aus München (Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Graphische Sammlung), der Stadt Wörth am Rhein,

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Heinrich von Zügel
Vom Realismus zum Impressionismus
Kuratorin: Sigrid Bertuleit