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Die Ausstellung reflektiert das Frühwerk von Heinz Cibulka. Sie führt somit zu dessen Herkunft und künstlerischem Ansatz zurück, aus dem heraus sich in weiterer Folge erst jene fotografische Arbeit entwickelte, für die Cibulka heute bekannt ist. Ins Bewusstsein sollen hier nicht nur seine von Beginn an spezifisch fotografische Sicht gerückt werden, sondern auch seine aktionistischen Wurzeln, die Freundschaft, Verbundenheit und der Austausch mit Nitsch und Schwarzkogler. In Unterscheidung vom politisch radikal extrovertierten Aktionismus Muehls und den mythologisch religiös fundierten Aktionen von Nitsch findet Cibulka einen gänzlich anderen Ansatz eigener Prägung, indem er sich den einfachen grundlegenden Dingen des täglichen Lebens zuwendet und dessen Besonderheiten erforscht (u.a auch die Naturprozesse vor der Haustüre). Dabei geht es ihm um sinnliche Erfahrbarkeit auf mehreren Ebenen in Richtung Gesamtkunstwerk.

1972 kommt es in Graz zur ersten Aufführung ‚Stammersdorf’ mit dem Untertitel ‚Essen – Trinken – Fotos – Musik – Abschriften von Heurigengesprächen’. 1976 vollzieht er parallel zur Präsentation seines Fotozyklus ‚Stoffwechsel’ unter dem gleichnamigen Titel ‚metabolismo’ seine zweite Performance im Studio Morra in Neapel. Im Zuge dieser Aktion werden Schnitzel goldgelb gebraten und an die Galeriebesucher verteilt. Essen und Trinken wird zur ausgestellten Kunst genossen und damit Teil dieser. In den anschließenden Jahren folgen mehrere Aufführungen: 1976 in Bologna „fest-flüssig-gasförmig“ und 1977 ebenfalls in Bologna im Museo d’arte moderna die „Kompost-Komposition“. 1979 findet dann die „Prozession“in Wien und die „Übertragung“ in Stuttgart statt.

Zwei in Einsiedegläsern aufbewahrte noch erhaltene Relikte von der „Kompost-Komposition“, sowie die originalen Tischtücher der Aktion „Übertragung“ gehören zu den Raritäten dieser Ausstellung. Durch die Rekonstruktion der ‚Übertragungstische’ und den Aufbau des ursprünglichen Kompostpodestes, nun mit neuen Naturmaterialien gefüllt, kann die Flüchtigkeit der Sinneswahrnehmung, die Vergänglichkeit der Materie, für den Besucher wieder erfahrbar gemacht und der typische Prozess-Charakter der Aktion durchlaufen werden. Über Kopfhörer ist die Musik zur Aufführung der Kompost-Aktion in Seoul, Korea 2002, zu hören.

Darüberhinaus wird eine repräsentative Gruppe Materialkästen und Materialbilder gezeigt. Eines der schönsten Beispiele dafür ist das Bild ‚Hollunder am Bisamberg von1978, (Spuren der Früchte auf einer unter dem Hollerbaum ausgebreiteten Leinwand).

Ebenfalls in der Ausstellung vertreten sind die Übermalungen mit Staub- und Acrylfarbe der Foto-Serie ‚Lied für einen Hund’ und sowie anderer Bildgedichte.

Neben den Aktionsrelikten bilden dann noch die experimentelle Arbeiten, sogenannte Arbeits- oder Malspuren eine beachtenswerte, kaum gezeigte Werkgruppe. Selten auch die zwei vorhandenen Teigbilder, die das Thema Küchenkultur miteinbeziehen und in die offenbar Cibulkas Freundschaft zum Kochphilosophen und Filmemacher Peter Kubelka einfließt.

Schwarz-Weiß Fotos aus dem Stammersdorf-Zyklus, die 1. Arbeit, mit der Cibulka 1969-72 geschlossen aufgetreten ist, schließen den Bogen zum Schaffen von heute.

Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog mit Textbeiträgen von Hanno Millesi, Hermann Nitsch und Wolfgang Denk.

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