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"Bullshit! Ich liebe die Mädels, das alles ist ein feministisches Missverständnis." So konterte Helmut Newton vor einigen Jahren den Vorwurf von Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer, er und seine Aktfotografien seien sexistisch, gar rassistisch. Newton war Ablehnung gewöhnt. Seine genau inszenierten Aufnahmen mit ihrer bewusst ausgestellten Sexualität waren von jeher gesellschaftliche Provokation. Seine Bilder sprengten in den 1960er Jahren die Grenzen der traditionellen Modefotografie, beschworen ein neues Frauenbild und machten ihn gerade deshalb zu einem der berühmtesten und bestbezahlten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Vom 31. Mai bis 31. Dezember 2008 würdigt die Weserburg, Bremens Museum für moderne Kunst, das bahnbrechende Schaffen Newtons mit einer umfassenden Ausstellung: Auf rund 750 Quadratmetern Ausstellungsfläche sind Werke aus einer in dieser Form noch nie gezeigten Bremer Privatsammlung zu sehen. Die Realisierung wurde durch die großzügige Unterstützung der Sparkasse Bremen, des Senats für Kultur der Stadt Bremen, der Bremer Marketing Gesellschaft, des Weser Kuriers und Radio Bremens möglich.

"Helmut Newton – Fotografien" fächert das breite Spektrum des revolutionären Mode- und Aktfotografen auf. Neben den großformatigen, lebensgroßen "Big Nudes", zu denen Newton durch Fahndungsfotos der RAF-Terroristen inspiriert wurde, werden Arbeiten aus den unterschiedlichen Werkserien des Künstlers gezeigt, in denen er die bestimmenden Motive seiner künstlerischen Phantasie dekliniert hat. Spannungsgeladene Szenen im Hotel, in der nächtlichen Stadt, die anmuten, als seien sie Teil einer filmischen Erzählung, stehen neben den Portraits der Stars der schillernden Welt des Glamours.

Die Ausstellung gibt außerdem Einblick in das bewegte Leben Helmut Newtons, dem – 1920 als Sohn jüdischer Eltern in Berlin geboren – dank seiner beherzten Mutter 1938 die Flucht aus Deutschland gelang, die ihn zunächst nach Singapur und dann nach Australien führte. Ende der 1950er Jahre kehrt Newton mit seiner Frau June, wenig Geld und großen Träumen nach Europa zurück, zunächst nach London und dann nach Paris, wo seine große Karriere als Fotograf für "Vogue", "Elle" und "Queen" beginnt. In den Rotlichtvierteln der Stadt findet er die bestimmenden Motive seines Werkes. In den 1970er Jahren erscheinen mit "White Women", "Sleepless Nights" und "Big Nudes" die ersten Bildbände Newtons, die seinen Rang als künstlerischen Fotografen begründen. Das Ehepaar lebt in Monaco und Los Angeles, bis ein tragischer Autounfall dem Leben von Helmut Newton im Januar 2004 ein jähes Ende setzt.