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Das Jahr 1600 stellt einen Wendepunkt in der nordeuropäischen Kunstgeschichte dar. 1595 erhebt der habsburgische Kaiser Rudolf II. die Malerei in den Rang einer Freien Kunst und löst sie damit aus dem traditionellen Zunftzusammenhang. Mit dieser symbolischen Aufwertung vollendet sich eine Entwicklung, die in der italienischen Renaissance ihren Ausgangspunkt genommen hat und an deren Ende die Autonomie und der akademische Rang der Malerei stehen. Dabei stellt das niederländische Haarlem eines der wichtigsten kunsttheoretischen Zentren nördlich der Alpen dar, in dem die neuen Ideen propagiert werden.

Künstler wie Hendrick Goltzius reflektieren in ihren Gemälden und Stichen den neu erreichten Rang der bildenden Kunst. Die Synthese ästhetischer Positionen wird zum kunsttheoretischen Programm. Der Haarlemer Künstler studierte gleichermaßen die Vorbilder Albrecht Dürer und Lukas van Leyden, orientierte sich aber auch an den großen italienischen Künstlern seiner Zeit, um schließlich die römische Antike während eines Italienaufenthaltes zu studieren. Goltzius arbeitete als Maler und Kupferstecher, gründete einen eigenen Verlag und experimentierte mit neuen Techniken.

Wichtig sind aber auch die Inhalte seiner Kunst. Für die Malerei wird Autonomie gefordert. Sie darf nicht zum Instrument im Glaubenskrieg werden. Die Malerei tritt selbstbewusst auf und die Porträts von Künstlerkollegen lassen sie gegenüber den Humanisten und Dichtern als gleichberechtigt erscheinen. Die bildende Kunst mit ihren Möglichkeiten und Grenzen wird sich in der Kunst aber auch selbst zum Thema. Wie sollen sich Form und Inhalt zueinander verhalten? Welche Bedeutung hat die Antike als Vorbild? Wie ist die künstlerische Originalität zu erreichen? Ziel der Ausstellung ist es, die Modernität wiederzuentdecken, die sich in den Werken des Hendrick Goltzius äußert.

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Die Masken der Schönheit
Hendrick Goltzius und das Kunstideal um 1600