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Mit rund 200 Exponaten beleuchtet eine umfassende Retrospektive vom 7. Mai bis 16. August 2009 im Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg das Lebenswerk von Herbert Tobias: angefangen mit Fotos, die Tobias als 19-jähriger Soldat an der Ostfront machte, über Aufnahmen aus Paris und den großen Werkkomplex der Berliner Jahre bis hin zu den erotischen Männerbildern, die sich – in unterschiedlicher Intensität – in allen Werkphasen finden.

Tobias zählt zu den bedeutendsten deutschen Fotografen der Nachkriegszeit. In den fünfziger und sechziger Jahren machte er sich in Paris und Berlin mit unkonventionellen Modefotografien einen Namen, berühmt ist er heute aber vor allem für seine stimmungsvollen Stadtansichten, subtilen Porträts und erotischen Männerbilder. Tobias’ Fotografien sind voller Poesie, Sinnlichkeit und suggestiver Kraft. Tobias’ Modeaufnahmen und Künstlerporträts wie die von Klaus Kinski, Hildegard Knef oder Nico sind heute weithin bekannt.

Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf den 50er und 60er Jahren, der produktivsten Schaffensphase von Herbert Tobias, während der er vorwiegend in Paris und Berlin lebte. Das Konzept verzichtet auf eine chronologische oder genreorientierte Ordnung. Die Ausstellung spürt vielmehr den zentralen Stimmungen und Haltungen nach, die den Blick von Herbert Tobias auf die Welt bestimmen. Einerseits sind seine Bilder – egal ob es sich um ein Selbstporträt, eine Straßenszene aus dem kriegszerstörten Berlin oder einen Männerakt handelt – von verhaltenen, poetischen Tönen, von Melancholie, Sehnsucht und Sinnlichkeit geprägt.

Auf der anderen Seite erleben wir Herbert Tobias als Choreographen großer Auftritte, als Erzähler geheimnisvoller Geschichten oder Arrangeur existentiell-dramatischer Tableaus. Selbst bei an sich konventionellen Modeaufnahmen gelingen ihm einprägsame und eindringliche Bilder. Darüber hinaus tritt Tobias immer wieder als homosexueller Künstler in Erscheinung: Seinen erotisch aufgeladenen Blick auf die Männer hat er nie verbrämt, sondern offen zur Schau gestellt. In einer Zeit, als Homosexualität noch unter Strafe stand, bezog er damit auch politisch Stellung.

Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der Berlinischen Galerie, in der sich der Nachlass von Herbert Tobias befindet.

Zur Ausstellung ist ein Buch im Steidl-Verlag (272 Seiten und 240 Abbildungen) erschienen mit Beiträgen von Ulrich Domröse, Janos Frecot, Anna-Carola Krausse, Pali Meller Marcovicz, Adelheid Rasche, Ingo Taubhorn und Ulf Erdmann Ziegler.

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Herbert Tobias
Blicke und Begehren

Eine Retrospektive zum Werk des Fotografen (1924 - 1982)