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Vernissage: 17. Februar 2008, 11.30 Uhr

Im Jahr 2003 verstarb der international ausgezeichnete Künstler Herbert Zangs - beide Beinen amputiert - in einem Altenheim seiner Geburtsstadt Krefeld. Friedlich soll der umstrittene Weltenbummler und Avantgardist eingeschlafen sein. Noch zehn Tage zuvor berichtete er im Rahmen eines TV-Interviews über seine Begegnungen mit Marlene Dietrich, die er zusammen mit Erich Maria Remarque in Ascona kennen gelernt hatte. In seinem Nachlass fand man unter anderem einen ungeöffneten Brief – eine Einladung zur Teilname an der Biennale in Venedig. Zangs hatte – wie so oft – eine Chance verstreichen lassen. Wie zum Beispiel auch 1957, als der Architekt Werner Ruhnau unter anderem ihn, Norbert Kricke und Yves Klein für die Wandgestaltung des Musiktheaters in Gelsenkirchen vorgeschlagen hatte. Zangs hatte sich erst gar nicht um den Auftrag bemüht, Yves Klein, der ihn ausführte, wurde damit weltbekannt.

Peter Brüning nannte Zangs ein „Phänomen“, Joseph Beuys nannte ihn „ein kreatives Chaos“ – räumte aber auch ein „er lieferte eine ganze Reihe von Gegenbildern, an denen man sehr viel Orientierung finden konnte“, die International Herald Tribune charakterisierte Zangs als „Pioneer of the Monochrome“ und der Kulturkanal „Arte“ leitete einen Bericht über Zangs mit den Worten ein: „Vielleicht ein Genie, gewiss aber ein Phänomen“. Manfred Schneckenburger – der documenta 6-Organisator – schrieb über Zangs: „Ohne jeden Zweifel hat er die Zero-Künstler in Düsseldorf, Manzoni in Mailand und Arman in Paris antizipiert“. Dies räumt auch Pierre Restany, der sonst scharfäugig über das Erstgeburtsrecht der „Nouveaux Relaist“ wacht, ausdrücklich ein. Trotzdem ist Herbert Zangs umstritten. Als in den 70er Jahren die Nachfrage nach frühen weißen Werken aus den Jahren 1952-1954 mit seiner Bekanntheit stieg, hat er diese bedient. Auch wenn heute das Alter einer Vielzahl von Werken gesichert ist – der Beigeschmack der damaligen Falschdatierung ist geblieben. Doch Zangs hat nicht nur Objekte verweißt oder weiße Tropfenreliefs gefertigt. Mit vielen seiner Werkgruppen war er ein Avantgardist: Scheibenwischer, Peitschenbilder, Computerbilder, Rechenzeichen, Pinselabwicklungen, Plakatübermalungen – auch Manfred Schneckenburger erkannte dies und stellte seine einzigartigen Antibücher auf der documenta 6 in Kassel aus.

Bereits im Frühjahr 2004 hat die fiftyfitfty-Galerie Düsseldorf zum achtzigsten Geburtstag von Herbert Zangs eine erfolgreiche Ausstellung mit Druckgrafik und Unikaten ausgerichtet, die eine sehr gute Resonanz beim Publikum hatte. Besucher der Ausstellung waren unter anderem die Schwester von Herbert Zangs und die bekannte Pariser Kuratorin und Verfasserin des Zangs-Werksverzeichnisses Emmy de Martelaere.

Vom 17. Februar bis zum 30. März 2008 zeigt nun eine Ausstellung in der Städtischen Galerie im Park Viersen eine Auswahl von figurativen und abstrakten Werken sowie Dokumenten aus den Jahren 1947 bis 2003. Ein Teil der Werke wird erstmals öffentlich präsentiert. Die Ausstellung setzt sich aus Werken privater Sammlungen der Region zusammen und möchte – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – einen spannenden Querschnitt durch das kraftvolle Werk des Künstlers zeigen. Wir freuen uns sehr, dass Kataloge und Radierungen des verstorbenen Herbert Zangs zugunsten der Obdachlosenhilfe von fiftyfifty verkauft werden. Wie sagte Zangs doch einst? „Etwas zu Essen im Topf, ein Dach über dem Kopf und ein Partner, der kein Tropf“. So könne man glücklich sein.

Ganz besonders freuen wir uns, dass für die Eröffnung der Ausstellung mit einem Vernissage-Empfang am 17. Februar 2008 um 11.30 Uhr der Architekt, Künstler und Zangs-Freund Professor Werner Ruhnau gewonnen werden konnte. Werner Ruhnau wird über die damalige Aufbruchstimmung und die Geschehnisse um Herbert Zangs, Norbert Kricke und Yves Klein während des Baus des Gelsenkirchener Musiktheaters berichten.

Text: fiftyfifty - Edition Galerie, Düsseldorf

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PHÄNOMEN: Herbert Zangs
Werke aus den Jahren 1947-2003