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Seit Mitte der 90er Jahre entwickelt die Künstlerin Hilary Lloyd einen konsequenten Werkzusammenhang, der in immer neuen Konstellationen die (Re-)Präsentation des Selbst im Wechselspiel zwischen Bild und Körper, zwischen Blick und Pose, zwischen Sehen und Gesehen-Werden untersucht. Im Rahmen seines zweiten Themenjahres 'Mögliche Identitäten' präsentiert der Kunstverein München ab dem 21. Juli die erste große Einzelausstellung der britischen Künstlerin in Europa.

Ausgangspunkt von Hilary Lloyds raumgreifenden Video- und Dia- Installationen ist das metropolitane Theater alltäglicher Selbst- Darstellungen. Die Protagonisten ihrer Arbeiten findet Lloyd in den Clubs und Straßen der urbanen Zentren. Sie inszeniert ihre Akteure in isolierten Settings, zeigt sie in langen Plansequenzen oder endlosen Dia-Serien, wie sie konzentriert eine einzige, repetitive Tätigkeit ausführen: Ewan bei der Auswahl seiner Platten für das DJSet am Abend (Ewan, 1995); Sotiris auf dem Boden liegend, eine Modezeitschrift zerreißend (Sotiris, 2000); oder einige Kellner, ihre Tabletts balancierend bei der Arbeit im Café (Waiters, 2003). Im Ausstellungsraum wird das streng komponierte Bildmaterial in minimalistische räumliche Arrangements überführt, die die Technologien der Repräsentation (Monitore, Projektoren, Videorekorder, etc) als skulpturales Element der jeweiligen Arbeit offensiv einsetzen.

Hilary Lloyd schafft so eine doppelte Phänomenologie der Körper, die nicht nur die Subjekte der Darstellung, sondern den Betrachter selbst in das reflexive Spannungsverhältnis zwischen Präsenz und Repräsentation einschreibt: "Die Komplexität der Erfahrung, die Hilary Lloyds Arbeiten hervorbringen, resultiert aus der Tatsache, dass sie genau an der Schnittstelle zwischen 'alltäglicher' und 'minimalistischer' Theatralität angesiedelt sind. Hilary Lloyd überführt die Theatralität der Straße in den Wahrnehmungsraum des Minimalismus. Im Prozess dieser Verschiebung isoliert sie sowohl die strukturellen Eigenschaften als auch die assoziativen Qualitäten des Performierens. Sie schließt sämtliche persönlichen und biographischen Aspekte der Selbstdarstellung aus, um so die grundlegende raum-zeitliche Mechanik der Theatralität hervortreten zu lassen. Zugleich bewahrt sie durch die Beiläufigkeit ihrer Performanzen das Moment der direkten Adressierung, das die Darstellung des Selbst im Alltag charakterisiert." (Jan Verwoert, Afterall 3/2001)

Für ihr außergewöhnliches Werk wurde Hilary Lloyd im Jahr 2000 mit dem renommierten 'Paul Hamlyn Award' ausgezeichnet. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen internationalen Gruppen- und Einzelausstellungen repräsentiert, u.a. Biennale Venedig (2003), Gwangju Biennale (2002), Steirischer Herbst (2001) und Tate Triennale, London (2000).

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