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Die Ausstellung findet im Rahmen des Projektes >HeimatModerne< statt, einer gemeinsamen Initiative verschiedener Leipziger Institutionen und Gruppen, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Zum Trägerverein Experimentale e.V. haben sich zusammengeschlossen: Forum zeitgenössischer Musik Leipzig e.V, Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, Büro für urbane Projekte, General Panel und raum4.

Leere, zerstörte oder deformierte Vitrinen, ein verknoteter, „zuckender“ Baseballschläger, eine Wand, die einen Kleiderschrank durchdringt, eine Siemenswanduhr mit einem rotierenden Ziffernblatt über einem zerschnittenen Schreibtisch, eine summende Stubenfliege, der Neonschriftzug „Der Sozialismus siegt“, alle dies sind Objekte, die auf verschiedenen Ebenen für Sieg und Fortschritt, aber auch für quälende Endlosigkeit und aufgekündigte Normalität stehen können. Lewandowsky widmet sich in seiner Ausstellung dem gesellschaftlichen und subjektiven Verlust, parodiert einstige Größe und spricht von der Lust an deren Untergang. Am Beispiel der Begriffe Utopie und Heimat spannt er einen Bogen vom Anspruch nach radikaler Veränderung zur gleichzeitigen Sehnsucht nach dem Vertrauten. Während Heimat ein Kontinuum, ein Wiedererkennen, einen Ort, der sich langsam bewegt, bedeutet, steht Utopie für radikale Veränderung, das Neue, das Bessere, auch das Unbekannte, für eine Möglichkeit auf Verwirklichung, selbst wenn sie nie Wirklichkeit wird. Lewandowsky fragt danach, inwieweit sich Heimat als Utopie denken lässt. Zu denken wäre an Ernst Blochs Konzeption von Heimat als etwas, das „jedem in der Kindheit scheint und wo niemand war“. Im selben Maße ist Lewandowsky an dem Moment interessiert, an dem der große Plan vereinsamt und zur Parodie seiner selbst wird, wie es sich in der Ausstellung u.a. in der Neonschrift „Der Sozialismus siegt“ ausdrückt. Einst war ein solcher Schriftzug auf einem Hochhaus in Dresden prominent und weithin sichtbar angebracht. Entortet und in der GfZK ausgestellt, parodiert der Satz einerseits die utopischen Versprechungen des Sozialismus, andererseits steht er für Verlust: von gesellschaftlichen Versprechen, Glauben oder Hoffnung. Die Ausstellung ist durchaus metaphorisch zu sehen, sie steht auch für das Scheitern der Moderne. Dies bietet jedoch keinen Anlass zur Traurigkeit. Mit Lewandowskys Worten: “Ähnlich einem gestrandeten Wal kann man nun das ganze Ausmaß funktionslos gewordener Größe erkennen. Das Scheitern ist schon eine komische Sache; lustvoll lässt sich der Anblick genießen.” Das Raumkonzept der Ausstellung spiegelt das Anliegen Lewandowskys: “Wie nach einem Umzug, einer Veranstaltung, einer Zwischennutzung, einem Umbau wirkt die Galerie verlassen. Die zurückgebliebenen Gegenstände ziehen sich wie eine Spur – durch Sichtachsen verbunden – von Raum zu Raum. Ihre Anwesenheit erscheint unwirklich, unpassend. Es sind Situationen, die auf unterschiedliche Weise die Begriffe Heimat und Utopie anklingen lassen.”

Via Lewandowsky wurde 1963 in Dresden geboren, wo er von 1982 bis 1987 an der Hochschule für Bildende Künste studierte. Kurz vor der Wende zog er nach Westberlin und nahm 1992 an der „documenta IX“ teil. Er war und ist in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland vertreten, darunter in „Deutschlandbilder“ (1997), „After the wall“ (2000) und „Das XX. Jahrhundert. Ein Jahrhundert Kunst in Deutschland“ (2000). 1995 erhielt Lewandowsky als erster Künstler den Kunstpreis der Leipziger Volkszeitung.

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Kuratiert von Barbara Steiner und Heidi Stecker