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Architektur wird heute immer stärker von den Auswirkungen der Globalisierung und Migration bestimmt. Ein Großteil der Weltbevölkerung lebt in provisorischen oder bedrohten Behausungen, die das Bild der expandierenden Metropolen auf allen Kontinenten prägen. Hatten sich Überlegungen von Architekten und Städteplanern zu Beginn des letzten Jahrhunderts vorrangig auf die Vermeidung und Beseitigung solcher Siedlungen gerichtet, verschiebt sich durch neuere Vorgehensweisen von Architekten und Theoretikern des späten 20. Jahrhunderts die Perspektive. Deregulierung und Eigeninitiativen werden neu bewertet: man hat erkannt, dass spontane Hausbeschaffung oder die Selbstregelung von Zu- und Abwegen oft sinnvollen Bedürfnissen folgen und deshalb die Zukunft von Städten mitbestimmen werden. Nicht nur neue, soziologische Gesichtspunkte werden beachtet, sondern auch das ästhetische Potential des urbanen Wildwuchses.

Für die Ausstellung „Housing“ hat der Kunstverein einen Künstler und eine Künstlerin eingeladen, die sich in Ihrer Arbeit mit der Beziehung von urbanen Strukturen und aktuellen Lebensverhältnissen auf besondere Weise auseinandersetzen. Beide Künstler werden für den Westfälischen Kunstverein eine neue Installation erarbeiten.

Manuel Acevedo (* 1964 in Newark, USA) beschäftigt sich mit der Struktur und Veränderung seines Wohnviertels in Newark, das von Immigration, Kriminalität und Bodenspekulation gekennzeichnet ist. Auf Streifzügen durch dieses Gebiet dokumentiert er als Fotograf dessen Zustand und Veränderungen und entwirft ephemere Bauwerke, die „altered sites“ (veränderte Orte), für einzelne Brachflächen. In seinen Zeichnungsbüchern, Installationen und Fotografien thematisiert der Künstler die Wechselwirkung zwischen architektonischer Umgebung und persönlicher Entwicklung. Die Frage nach Destruktion und der Möglichkeit von Kreativität und Energie in einem bedingten Umfeld stehen dabei im Zentrum seiner kontemplativen und poetischen Arbeiten.

Marjetica Potrc (* 1953 in Ljubljana, Slowenien) beobachtet urbane Strukturen wie shantytowns und &Mac226;gated communities’, die zum Teil ohne architektonische Planung entstehen, jedoch weltweit in großer Zahl existieren. Ihre Recherchen richten sich auf Eigeninitiativen und Behelfskonstruktionen, die positive Kräfte aus der Improvisation zu ziehen wissen. Die Künstlerin, die sich mit ihren Installationen und Fotoarbeiten zwischen den Feldern von Architektur, Soziologie und Kunst ansiedelt, gibt uns einen Einblick in die Vielfalt von Überlebensstrategien und Mutationen von Architektur, die von ihren Bewohnern veranlasst werden. Mit der Konzentration auf die Mikrobereiche von Wohnungen und Häusern befragt sie das zukunftsorientierte Potential von selbstbestimmten Lösungen in der Architektur.

Publikation Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Carina Plath und Akira Suzuki (dt./engl.)

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Housing
Manuel Acevedo, Marjetica Potrc