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Die Kunstform, die das 20. Jahrhundert prägte, indem sie es abbildete und mittels dieser Abbildungen den Blick auf Zeit und Raum beeinflusste und noch immer beeinflusst, ist zweifelsohne die Fotografie. Sie ist allgegenwärtig und sie existiert in den vielfältigsten ästhetischen Entwürfen.

Die Ausstellung How you look at it. Fotografien des 20. Jahrhunderts zieht Bilanz. Ausgangspunkt ist die in den letzten Jahren stark gewachsene Popularität der Fotografie, abzulesen an ihrer verstärkten Präsenz in Museen, die sonst den älteren Künsten vorbehalten waren, an erstaunlichen Besucherzahlen, aber auch an ihrem steigenden Marktwert. Gleichwohl sind zentrale Aspekte auch der Geschichte der künstlerischen Fotografie einem breiten Publikum noch nicht wirklich bekannt. Die Ausstellung präsentiert die künstlerischen Höhepunkte der Fotografie des 20. Jahrhunderts und ihre bedeutendsten Vertreter mit über 500 Werken.

Im Zentrum des Interesses steht eine ›realistische‹, an der sichtbaren Wirklichkeit orientierte Fotografie. Ihre Sprache ist eng an die Phänomene unserer Lebenswelt angelehnt, allerdings nicht im Modus bloßer Dokumentation. Vielmehr wird durch die künstlerische Ordnung des Sichtbaren eine geistige Realität deutlich: Ideen, Erinnerungen, Emotionen, durch die sich das vergangene Jahrhundert in seiner besonderen Wirklichkeit erkennbar macht. Auf die Komplexität dieser Wirklichkeit antworten die fotografischen Künstler mit der Konzeption vielschichtiger Bildserien, in denen sie Aussage und Dichte des Mediums erhöhen. How you look at it folgt diesem Prinzip durch größere, von den Künstlern selbst zusammengestellte Bildstrecken.

Die Fotografie hätte sich nicht in dieser Weise ausgebildet ohne den Austausch mit anderen Künsten. Durch der Gegenüberstellung von Fotografie und 40 ausgesuchten Positionen der Malerei und Skulptur erschließt die Ausstellung Neuland. Das Konzept der Parallelisierung macht eine Vielzahl von Berührungspunkten deutlich: das gemeinsame Interesse an einer Topografie der Großstadt, an ihrem beschleunigten sozialen Rhythmus, an den Idiomen der Werbung und der Mode, am Porträt des Menschen und an seinem Umgang mit der Natur etc. Die Integration dieser Positionen klärt dezidiert neue ästhetische Setzungen, zeigt Grenzpunkte auf, an denen sich Malerei und Fotografie von der Tradition abwenden und neue Ausdrucksmöglichkeiten erproben, verdeutlicht den Bildcharakter der Fotografie und beweist, dass es in ihr nicht einfach um eine Dokumentation des Sichtbaren geht, sondern um persönliche Visionen, die immer die Möglichkeiten bildlichen Ausdrucks mit reflektieren. Die Ausstellung illustriert dabei nicht kunsthistorische Thesen über konkrete Beeinflussungen und Abhängigkeiten der künstlerischen Genres, sondern baut durch ein lebendiges, auch von den Interessen der Kuratoren bestimmtes Konzept auf die Überzeugungskraft von Kunst.

Pressetext

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How you look at it. Fotografien des 20. Jahrhunderts
Ausstellung im Rahmen des Kulturprogramms der EXPO 2000
Kuratoren: Thomas Weski, Heinz Liesbrock

mit Robert Adams, Diane Arbus, Eugène Atget, Lewis Baltz, Bernd und Hilla Becher, Karl Blossfeldt, Christian Boltanski, Brassaï, Larry Clark, Rineke Dijkstra, William Eggleston, Walker Evans, Patrick Faigenbaum, Hans-Peter Feldmann, Robert Frank, Lee Friedlander, Bernhard Fuchs, Dan Graham, Andreas Gursky, Axel Hütte, Boris Mikhailov, Nicholas Nixon, Sigmar Polke, Albert Renger-Patzsch, Judith Joy Ross, Thomas Ruff, Ed Ruscha, August Sander, Michael Schmidt, Charles Sheeler, Cindy Sherman, Stephen Shore, Paul Strand, Thomas Struth, Shomei Tomatsu, Jeff Wall, Garry Winogrand