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Tonga Hubert Scheibl in der Galerie Gölles in Fürstenfeld 11. September – 26.Oktober 2011 Eröffnung: 10 September 2011, 18.00

In dieser Ausstellung, die einen Querschnitt durch das aktuelle Schaffen von Hubert Scheibl zeigt, geht es nicht um die vielleicht vom Klimawandel besonders betroffene Südseeinsel Tonga. Auch wird man hier keine Reisereflexionen des zweifellos viel und weitgereisten Künstlers sehen. Scheibls Titel sind assoziativ. Sie verhalten sich wie entfernte Zusatzinformationen zum eigentlichen Werk und öffnen somit den Rezeptionsrahmen. Der begeisterte Film- und Musikfan verwendet oft Titel oder Dialogfragmente aus Filmen bzw. improvisiert über ein nicht näher ausformuliertes Thema. Sicher, wenn man das Bild mit dem Titel „Tonga“ betrachtet, wird man in der Farbigkeit und in der extremen Lichtführung auch an den pazifischen Raum, an die Exotik, das strahlende Sonnenlicht, aber auch an die zahlreichen Atomversuche in dieser Gegend denken. Scheibl ist aber kein Künstler, der sich konkret mit einer Botschaft – sei es eine kritische, oder eine allgemein narrative – an das Publikum wendet. Vielmehr appelliert er an die visuellen Möglichkeiten des Betrachters, der mit seinem eigenen Bildbewusstsein das Werk ergänzt – der Titel mag dabei eine distanzierte Annäherung sein.

Hubert Scheibl gehört zu jenen Malern in Österreich, die am Beginn der 1980er Jahre einem neuen Malereibewusstsein den Weg bereiteten. Was in Deutschland unter „Junge Wilde“ und in Italien unter „Transavantguardia“ schlagwortartig zusammengefasst wurde, bezeichnete man in Österreich als „Neue Malerei“. Scheibl ging von Beginn an den Weg der Abstraktion – ähnlich wie Hubert Damisch, Herbert Brandl oder Otto Zitko – und nicht den Weg des Gegenständlichen, wie Hubert Schmalix, Siegfried Anzinger oder Alois Mosbacher. Seine Entwicklung innerhalb der abstrakten Malerei war zunächst vom Gestischen und von der Materialität der Farbsubstanz getragen. Erst langsam gingen die Farbmassen zurück und Scheibl gelangte zu einer völlig freien und direkten Auffassung von Malerei. Weite Räume und unendliche Sphären tun sich in seinen oft sehr groß dimensionierten Bildern auf. Es handelt sich dabei nicht um Naturabstraktionen – also um abstrahierte Gegenständlichkeiten. Eher umgekehrt ist seine Entwicklung zu sehen. Von den zunächst heftig hingeschleuderten Farbmassen, kommt Scheibl am Beginn der 1990er Jahre zu scheinbaren Konkretisierungen, während der Farbauftrag dünner, manchmal auch lasierend wird. Man ist als Betrachter geneigt etwas Bekanntes in den Bildern zu erkennen, wird jedoch bald desillusioniert und weitergeleitet in entferntere Dimensionen des malerischen Kosmos. Man mag zwar an die Weiten des Alls oder an interstellare Dynamiken, auch an ozeanische Tiefen und landschaftliche Weiten erinnert sein, jedoch wird man damit zu naheliegend interpretieren. Scheibls Malerei ist Ergebnis eines eminent kreativen Prozesses. Er kreiert völlig neue Räume und Sphären, die es nur innerhalb der Malerei gibt – keine Repräsentation im klassischen Sinn.

Der Konflikt zwischen exogenen (äußeren) und endogenen (inneren) Bildern ist es, der hier grundlegend zu sein scheint. Die inneren Bilder, die jeder von uns permanent in sich trägt und die auch kaum definierbar sind, die versucht der Künstler zu befreien und sichtbar zu machen. Selbstverständlich sind stets die äußeren Visualitäten wie störende Korrekturmaßnahmen wirksam. Dieses Spannungsfeld hält Scheibl in seiner Malerei in Balance. Ein großartiger Kolorist und Schöpfer neuer Welten steht hier mit seinen Werken vor uns. Sie sind nicht Abbild einer vorhandenen Realität, sondern ganz dezitiert neue Wirklichkeitsebenen. Hubert Scheibl erweitert die sichtbare Welt durch seine Bilder und eröffnet dem Publikum vielfältige Wahrnehmungsdimensionen.

Günther Holler-Schuster

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Hubert Scheibl
Tonga
Kurator: Günther Holler-Schuster