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Die Akademie der Künste widmet dem filmischen Werk Danièle Huillets (1936-2006) und Jean-Marie Straubs (geb. 1933) einen umfangreichen zweimonatigen Programmzyklus. „Sagen Sie’s den Steinen. Zur Gegenwart des Werks von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub“ eröffnet neue Blickwinkel auf das filmische Schaffen der beiden, indem es die Filme in einen interdisziplinären Kontext setzt: Die zweimonatige Ausstellung beleuchtet die Arbeitsweise Huillet/Straubs und setzt sie mit aktuellen künstlerischen Positionen in Beziehung. Über die Filme zu reden und zu streiten war für Huillet/Straub stets wichtiger Bestandteil ihrer Praxis, so werden während der Ausstellung mehrtägige Rencontres dazu einladen, unterschiedliche Sprechweisen und Formen der Auseinandersetzung aufzugreifen. In der zweiten Oktoberwoche geht es um die Bezüge zum Komponisten Arnold Schönberg, die für mehrere Filme zentral sind. Vervollständigt und unterlegt wird das Programm durch eine komplette Retrospektive der Filme, die erste in Berlin seit 1990.

In annähernd 50 Jahren gemeinsamer Arbeit haben Danièle Huillet und Jean-Marie Straub eines der einflussreichsten und zugleich kontroversesten Werke des modernen Kinos geschaffen. In dessen Eigenwilligkeit sahen einige in den 1960er Jahren den Beginn eines neuen deutschen Films, andere empörten sich über die vermeintliche Respektlosigkeit gegenüber der Tradition des Kinos. Das Werk Huillet/Straubs umfasst mittlerweile fast 50 Filme, denen unter anderem Stoffe von Böll, Kafka, Hölderlin und Brecht zugrunde liegen. Die Arbeit ist geprägt durch die Auseinandersetzung und oft auch den Konflikt mit der Vorlage. Die Filme verleihen den Texten eine neue Gegenwart und dabei der Gegenwart eine neue Dringlichkeit. Sie transformieren und übersetzen nicht nur Text, auch Musik (Bach, Schönberg) und Malerei (Cézanne), sowie Wolken, Steine, Wind, Licht. Mit den Filmen von Huillet/Straub wird das Kino zu einem Raum, in dem sich sinnlich und politisch etwas ereignet, etwas gegenwärtig wird. Und der Film wird zum Mittel, die Gegenwart und die Konventionen des Kinos, seine Kommerzialisierung, grundlegend infrage zu stellen. Damit sind die Filme von Huillet/Straub hochaktuell und das Werk, gegen dessen Anachronismen oft heftig polemisiert wurde, erweist sich heute als offen, verspielt und radikal zeitgenössisch.

Anliegen der zweimonatigen Ausstellung ist es, die Arbeit an den Filmen, die sonst unsichtbar bleibt, sichtbar zu machen. Sie bezeugt die Spuren des Übersetzens und Vermittelns zwischen Idee und technischer Umsetzung, und setzt damit unweigerlich einen Akzent auf den Beitrag von Danièle Huillet am gemeinsamen Werk. Der Ausstellungsraum wird strukturiert durch Jean-Marie Straubs Film Kommunisten (2014), eine sechsteilige Rückschau und Kompilation des gemeinsamen Werkes. Zahlreiche Dokumente aus verschiedenen institutionellen und privaten Sammlungen führen in die Entstehungsprozesse, zu Orten und zu einem weiten Netzwerk von Kollegen, Freunden und Unterstützern. Doch die Ausstellung spiegelt auch den Gegenwartsbezug des Werkes. Sechs internationale zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler haben neue Arbeiten produziert, die ästhetische und topographische Fährten aus Huillet/Straubs Werk aufgreifen, sie weiterführen, kommentieren und wenden.

Ein Programm der Akademie der Künste, Berlin, kuratiert von Annett Busch und Tobias Hering. In Zusammenarbeit mit BELVA Film, Zeughauskino, Kino in der Brotfabrik und fsk Kino. Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds. Unterstützt vom Institut für Auslandsbeziehungen und der Cineteca di Bologna.