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Die Ausstellung "I Wanna Be a Popstar" greift als Teil des Rahmenprogramms des Club Transmediale dessen Festivalthema “Performing Sound” auf. Präsentiert werden Arbeiten von kanadischen Künstlerinnen und Künstlern, die sich mit der Figur des Popstars auseinander setzen. In performativen Inszenierungen spielen die Künstlerinnen und Künstler mit Darstellungskonventionen der Musikwelt, imitieren Britney, Rapper, Rocker und hinterfragen Begriffe von Authentizität und Repräsentation.

Zentrales Thema der ausgestellten Arbeiten ist eine grundlegende Ambivalenz gegenüber der Figur des Popstars. Auf der einen Seite dient der Popstar als Projektionsfläche für Wünsche und Träume sowie als Identifikationsmodell, das verehrt und imitiert wird. Die Inszenierungen der Künstlerinnen und Künstler vermitteln eine gewisse Authentizität und den genuinen Wunsch, als Musikerinnen und Musiker wahr- und ernstgenommen zu werden. Auf der anderen Seite distanzieren sich aber die Künstlerinnen und Künstler in ihren Arbeiten gegenüber der Figur des Popstars. Durch den dilettantischen Charakter ihrer „Musikvideos“, die übertriebenen Settings und die laienhaften Nachahmungen werden konventionelle Darstellungen und Konstruktionen des Popstars untergraben.

Die Videoarbeit Long Beach Led Zep (2002) von Kevin Schmidtist beispielhaft für diese Ambivalenz. Der Künstler steht in einer dramatisch anmutenden Küstenlandschaft und spielt bei Sonnenuntergang auf seiner E-Gitarre den Klassiker „Stairway to Heaven“. Die Sentimentalität der Rockmusik findet in der Naturdarstellung ihre visuelle Entsprechung, wobei sie in dieser gesteigerten Form kaum ernst genommen werden kann. Auch Rodney Graham spielt in seiner auf 8mm Film gedrehten Arbeit A Little Thought (2000) mit romantischen Landschaftsaufnahmen, die er mit Bildern einer erotisch aufgeladenen E-Gitarre kontrastiert und mit einem selbst komponierten Lied unterlegt. In Althea Thaubergers Videoarbeit Songstress (2001/02) erscheint die Romantik weniger ironisch gebrochen. Die Arbeit zeigt eine Serie von jungen Frauen, die ihre selbst komponierten Folksongs vor üppigen Landschaftskulissen interpretieren. In ihrer Unbeholfenheit wirken die Selbst-Inszenierungen erfrischend ehrlich und unprätentiös. Sie stellen eine Alternative zu den artifiziellen Inszenierungen der kommerziellen Musikindustrie dar. Diese persifliert Benny Nemerofsky Ramsay in seiner Arbeit I am a Boyband (2002). Der Künstler, viermal digital geklont, tanzt und singt in diesem Videoclip nach typischem Boyband-Muster, womit er die Artifizialität der von den Medien entwickelten Popstars auf die Spitze treibt. In seinen gefühlsbetonten Songtexten äußert sich jedoch auch eine Spur von Romantik und der geheime Wunsch, ein Popstar zu sein. In Barbara Prokops Videoarbeit Britney: Still Me (2003) spielt ein Britney Spears Fan die Rolle ihres Idols. Tanz- und Musikszenen wechseln ab mit improvisierten Interviews, bei denen die Darstellerin sich in die Rolle des von ihr bewunderten Popstars hineinversetzt. “Britney” inszeniert sich hier nicht als künstliches Produkt der Musikindustrie, sondern als selbstbestimmte und unabhängige Person. Kritischer gegenüber der Musikwelt ist David Armstrong Six mit seiner Arbeit I’ve Been Thinkin’ (2002). Darin spielt der Künstler sich selbst als Rapper, wobei er sich genrespezifischer Motive bedient: Autofahrten durch die Großstadt, wütende Texte und der direkte Blick in die Kamera sind gängige Mittel im Rapmusik-Video, um Authentizität zu vermitteln. Durch seine überdimensionierte Sonnenbrille, in der sich die Außenwelt spiegelt, verweist der Künstler jedoch auch auf die Vermitteltheit von “Realness” und bricht damit Authentizitätsansprüche.

Eine Ausstellung im Rahmenprogramm des Club Transmediale, in Kooperation mit der Botschaft von Kanada, loop – raum für aktuelle kunst und dem Verein zur Förderung aktueller Kunst, Berlin e.V.

Pressetext

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I wanna be a Popstar
Kuratorin: Vanessa Ohlraun

mit David Armstrong Six, Rodney Graham, Benny Nemerofsky Ramsay, Barbara K. Prokop, Kevin Schmidt, Althea Thauberger