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I was born to represent you

Suse Bauer, geboren und aufgewachsen in Erfurt lebt seit nunmehr 10 Jahren in Hamburg. In ihrer Ausstellung »I was born to represent you« zeigt sie zum ersten Mal in Erfurt einen Überblick über ihr Schaffen. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion – kleine collagenartige ebenso, wie großformatige Papiere. Suse Bauer beschäftigt sich mit Bildstrategien der Bedeutungsaufladung. Sie bezeichnet das, was sie hier interessiert als die »Materialität der Hülse«. »Die Menschen vergesellschaften sich und können nicht anders, als Geist zu produzieren. Dieser Prozess der Selbstverständigung geschieht nicht nach dem Diktat irgendeiner Wahrheit, sondern unter dem Druck einer unbegriffenen Gegenwart, die ihre Notwendigkeiten als Wahrheiten drapiert. So wird nicht nur die Gegenwart sondern auch die Vergangenheit in einem fort umstrukturiert. Dabei ist dieser Prozess aber alles andere als einer der Erkenntnis, sondern einer der Identitäts-konstruktion. «* Formen, die in diesem Vorgang der Ableitung der persönlichen Lebensentwürfe von der Vision in das eigene erbärmliche Menschsein entstehen, bilden eine wichtige Ressource für Suse Bauers Bildwelten. Sie beschäftigt sich hier mit so etwas wie der Phänomenologie der Verehrung und der Überhöhung - nicht mit der Vision, dem Mysterium selbst, sondern mit der repräsentativen Hülle und deren Substanz auf der einen Seite und mit der Handhabbarmachung der Vision, des Ideals oder des gesellschaftlichen Entwurfs auf der anderen.

So entstehen expressive Formen von üppiger Farbigkeit, die eine dreidimensionale Präsenz durch ihre besondere Materialität erreichen. Ähnlich wie bei der Verarbeitung von Lehm oder Putz werden die Ölfarben und fettige Ölpastelle in dicken Schichten, auf das Papier aufgetragen. Die Farbflächen werden mit der Hand aufgebracht und in die gewünschte Oberflächenform gestrichen. Die Formen von hoher Opazität werden Schicht auf Schicht gebaut - nicht gemalt - es gibt keine Lasuren und kaum Verläufe. Die Motive scheinen konstruiert, ja realisiert zu werden, wie einem Bauplan oder einer Systematik folgend.

Im Spannungsfeld zwischen mittelalterlichem Stadtkern und Plattenbausiedlung und einer ständigen Präsenz des Bauhandwerks aufgewachsen, entwickelt Suse Bauer ein Interesse für die unterschiedlichen Beschaffenheiten des Hauses. Sie interessiert sich sowohl für die Substanz als auch für die Oberflächengestaltung, sei es als Motivations-Mosaik, ländliche Schieferfassaden oder Holz-Paneelenverkleidungen in Innenräumen. Ihr Wissen um die Materialität dieser Dinge hat heute einen erkennbaren Einfluss auf die Formensprache und Produktionsweise der Künstlerin. Aber auch textile Gewebe und Dekorationselemente aus Wohnungseinrichtungen finden sich in den Arbeiten als Oberfläche oder atmosphärisches Formzitat. Suse Bauer hat eine eigene Formensprache, eine persönliche Heraldik entwickelt. Voller Zeichen und Symbolformen verweigern sich die Arbeiten dennoch einer definitiven Deutung. Sie überzeugen durch ihre subjektive Aufrichtigkeit, die aber die Pose selbstbewusster Universalität auf lyrische Weise einzunehmen vermag. Bei aller Unauflösbarkeit sind Suse Bauers Arbeiten von einer verschrobenen Freundlichkeit und Anmut, hinter der jedoch eine deutliche Bestimmtheit, bis hin zur Aggressivität unübersehbar bleibt.

*frei nach Ilse Bindseil- 10 Thesen zur Geschichtsphilosophie

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Kuratoren: Monique Förster, Dirk Teschner

Künstler: Suse Bauer