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Eröffnung: Freitag, 16. Mai 2008, 19-22 Uhr

Die Suche nach dem wahren Bild ist ein steter Wegbegleiter auf der Reise durch die Kunst: Vera Icon, das Antlitz Christi auf dem Schweißtuch der Veronika, diente nicht nur als Beweis für die menschliche Existenz Jesu, sondern ist seit jeher kunstimmanente Metapher für die Grenzen der Darstellbarkeit und Medialität von Bildern. In der Ausstellung ICON steht das Bild selbst zur Disposition, in seinen vielfachen Erscheinungsformen bis hin zum gänzlichen Verschwinden.

Susanne Huth verarbeitet Realität und Fiktion mit Motiven aus dem Filmgenre, Strategien der Selbstinszenierung und des Re-enactments. In ihrer Installation untersucht sie die Bedeutung der Metropole New York als filmische Projektionsfläche. Für die Fotoserie Gotham City hielt sie Schauplätze in Manhattan bei frühem Morgenlicht fest, die Joel Schumacher 1995 als Vorlage für „Batman Forever“ dienten, der damit als erster Batman-Regisseur reale Drehorte in die künstliche Studioarchitektur integrierte. Die drei Videos 180 sec und das Künstlerbuch Maggie, Hilary and me koppeln Filminhalte mit persönlich Erlebten: Die Künstlerin trainierte drei Monate lang in dem Brooklyner Boxclub „Gleason`s Gym" und wählte damit den gleichen Ort und Zeitplan, mit dem sich Hilary Swank auf ihre Filmrolle der Maggy in Clint Eastwoods Million Dollar Baby (2004) vorbereitete. Mit der Überlagerung der Rolle als Schauspielerin, fiktiver Person und Künstlerin verarbeitet sie (Film)klischees vom amerikanischen Traum, nach dem sich jedes Ziel erreichen lässt, wenn man sich im Kampf um die eigene Identität nur hart genug durchschlägt.

Der Begriff „Bildung“ ist in seiner Bedeutung so komplex, dass er von Platon, der Genesis bis heute Theoretiker aller Couleur beschäftigt hat. Er verweist auf das Bild selbst wie auch den Gewinn von Erkenntnis. Sonja Draub geht der Bildung in ihrer Vermittlung und Aura in Konzentration auf die Momente nach, an denen sie entweder nicht funktioniert oder als Selbstbewältigungsstrategie eingesetzt wird. Fotografien zeigen Ansichten von Skulpturen und Wandmosaiken der 1950er Jahre im Umfeld sozialer Wohnungsbauten in Wien, die in ihrem Erscheinungsbild und Vermittlungsauftrag aus heutiger Sicht merkwürdig deplatziert erscheinen. Diesen stellt Draub Aquarelle gegenüber, in denen sich ikonografische Erkenntnismotive mit Porträts aktueller Zeitgenossen überlagern. Wir begegnen der US-amerikanischen Allrounderin Miranda July, deren Kurzgeschichten über Selbstfindung zwischen Scheitern und Alleskönnen gerade zum Bestseller avancierten und die selbst in den Medien als Ikone der aufgeklärt-ironischen Selbsterkenntnis kursiert.

Stefka Ammon untersucht kulturelle Projektionen und mediale Mythen in Wort und Bild. Thema ihrer Arbeit Oriental Black ist unser Bild vom Islam, dem eine jahrhundertealte Historie vorausgeht und das sich in Medien, Politik und Kunst manifestiert. Das Kernstück ihrer Arbeit, eine mit Rosenöl behandelte schwarze Marmorplatte, gerät zur vielschichtigen Metapher, die neben der visuellen und haptischen auch eine olfaktorische Wahrnehmung zulässt. Das minimalistische Wandbild regt über religiöse Bilderstreite hinaus zur Reflexion über die Grenzen von Darstellbarkeit an: Wie generieren sich gerade aus einer Bildverweigerung heraus Projektionen über das Fremde, Mystische oder Unbenennbare? Dass sich die Künstlerin für eine Marmorsorte mit dem Handelsnamen Oriental Black entschied, ist vor diesem Hintergrund gewiss alles andere als Zufall.

Die Ausstellung ergänzt sich sinnfällig durch das Hörspiel Europa von weitem von Eva Meyer und Eran Schaerf, in dem eine Gruppe von Frauen in einer Ausstellung koptischer Kunst in die Rolle von Museumsexponaten schlüpfen und in ihrem Aneignungsprozess eigene Erlebnisberichte auf die darzustellenden Bilder projizieren. Sie verbindet eine gemeinsame Vergangenheit in Ägypten, während sie in der Gegenwart über die ganze Welt verstreut leben und im Verlauf der Geschichte zu Projektionen eines zukünftigen Europa von weitem werden. 1999 entstanden, erlaubt das Hörspiel einen Rückblick auf die ereignisreiche Entwicklung Europas der letzten Jahre. Der für das Duo Meyer/Schaerf typische assoziative statt lineare Sprachverlauf bietet einen offenen Interpretationsrahmen und ist ein Angebot, über die Begriffe von Geschichte, Erinnerung und das Verhältnis von Sprache und Bildlichkeit zu reflektieren.

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ICON

Künstler: Stefka Ammon, Sonja Draub, Susanne Huth
Gäste: Eva Meyer, Eran Schaerf