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Mit dem Ausstellungszyklus Imagination Becomes Reality möchte Ingvild Goetz durch die Gegenüberstellung und den Vergleich von zeitgenössischen Kunstwerken die Möglichkeit bieten, Malerei in ihren unterschiedlichsten Ausdrucksformen und Techniken zu entdecken. Fantasy and Fiction, der letzte Teil dieser fünfteiligen Ausstellungsserie, zeigt die Werke von acht internationalen Künstlern aus der Sammlung, die zwischen 1949 und 1976 geboren sind: James Casebere, Barnaby Hosking, Zilla Leutenegger, Magnus Plessen, Wilhelm Sasnal, Dana Schutz, Laurie Simmons und Matthias Weischer.

Wie bereits in den vier ersten Teilen des Zyklus, handelt es sich bei den gezeigten Werken nicht um Malerei im engeren Sinn, sondern ebenso um Fotografien, Zeichnungen, Objekte und Videos. Auch hier sollen wieder die Verschränkungen zwischen den Medien in der Laborsituation einer Ausstellung untersucht werden. Der Titel Fantasy and Fiction ist nicht als Referenz auf die literarischen oder filmischen Gattungen gleichen Namens zu verstehen, sondern spannt einen weiter gefassten, allgemeineren Bogen, der sich sowohl auf die Produktion als auch die Rezeption der Betrachter bezieht. Denn es ist durchaus bei den meisten Künstlern dieser Gruppe so, dass sie ihre Motive und Ideen aus realen Räumen, Begebenheiten oder von Personen ableiten und diese in der Transformation des künstlerischen Entstehungsprozesses wahlweise in den verschiedenen Medien abstrahieren. Für alle Künstler gilt gleichermaßen, was James Casebere in seinem Interview formuliert: „Ich habe meine künstlerische Praxis gelegentlich ‚interdisziplinär‘ oder ‚multimedial‘ genannt, aber letztlich bezeichnen selbst diese Begriffe akademische, institutionelle Kategorien und haben nichts mit der Praxis des Kunstmachens zu tun.“

Zum Abschluss sei nochmals darauf hingewiesen, dass wir den gesamten Zyklus einerseits als eng verwobene Einheit verstehen, dessen einzelne Teile aufgrund der räumlichen Gegebenheiten in der Sammlung Goetz zeitlich gedehnt gezeigt werden mussten. Zusammenhänge zwischen den einzelnen Teilen der Serie konnten bisher nur durch die Dokumentation in den Katalogen transparent werden. Andererseits war es durch den inhaltlichen Ansatz vorgegeben, dass es immer wieder zu Themenüberschneidungen kam oder mancher Künstler auch unter dem Titel einer anderen Teilausstellung hätte positioniert werden können. Deshalb freuen wir uns sehr, dass große Teile des Gesamtzyklus Imagination Becomes Reality ab dem 17. Februar 2007 als Kooperation im ZKM | Museum für Neue Kunst in Karlsruhe gezeigt werden. Damit besteht die Möglichkeit zu weiteren, überraschenden Gegenüberstellungen, Ergänzungen und neuen Perspektiven. Begleitet wird die Ausstellung durch den sechsten und abschließenden Katalogband mit allgemeinen Essays zum Thema des erweiterten Malereibegriffs. Zusätzlich wird ein Schuber produziert, der alle sechs Bände und je ein limitiertes Blatt einer Künstleredition aufnimmt. Diese Kassette wird zu einem Vorzugspreis angeboten.

Katalog: Zu jeder Ausstellung des Zyklus ist eine Publikation mit Abbildungen der ausgestellten Arbeiten, Texten und Gesprächen erschienen. Der fünfte Katalog Fantasy and Fiction umfasst ca. 200 Seiten und ca. 80 farbige Abbildungen, Text deutsch/englisch, ISBN 3-9808063-1-6 (Ab 2007: ISBN 978-9808063-1-2).

Künstlerliste: James Casebere (*1953 in Lansing, Michigan, lebt und arbeitet in New York) Die Fotografien des Amerikaners James Casebere erscheinen zweideutig und geheimnisvoll, vor allem für einen Betrachter, der ihnen zum ersten Mal begegnet. Casebere präsentiert mit Vorliebe leere Säle oder geflutete Tunnel alter Gebäude. Doch diese Bilder sind nicht das, was sie auf den ersten Blick zu sein scheinen. Es sind Fotografien komplexer Modelle, die gebaut, dann auf dramatische Weise beleuchtet und teilweise geflutet und dann fotografiert wurden. Auch wenn die Bilder anonym wirken, basieren sie fast immer auf einem bestimmten Ort oder haben einen kulturellen oder historischen Bezug, der den Künstler dazu veranlasst, das Werk zu schaffen.

Barnaby Hosking (*1976 in Norwich, Norfolk (UK), lebt und arbeitet in London) Seit seinem Abschluss auf dem Royal College of Art in London 2004 hat Barnaby Hosking international mit seinen Videoinstallationen große Aufmerksamkeit erregt. Diese thematisieren den Entstehungsprozess von Kunstwerken. Dabei kann es sich um Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen oder auch kunsthandwerkliche Gegenstände wie eine Schale handeln, die in kunstvoll inszenierten, japanischen Teezeremonien benutzt wird. Hoskings Arbeit geht jedoch weit über eine Dokumentation hinaus, denn die von ihm hergestellten Objekte werden Teil der Gesamtinstallation und haben so die Möglichkeit, unabhängig von der Person des Künstlers eine eigene Position einzunehmen.

Zilla Leutenegger (*1968 in Zürich, lebt und arbeitet in Zürich) Der Betrachter wird bei den Arbeiten von Zilla Leutenegger durch eine Kombination von Zeichnung, Fotografie, Malerei, Raumelementen und digital bearbeiteten, bewegten Bildern und Tönen auf eine sehr intensive Art und Weise in die Arbeiten einbezogen. Die eigene Person der Künstlerin spielt in den Arbeiten eine große Rolle, fast immer ist sie in unterschiedlichen Rollen Hauptakteurin ihrer Arbeiten. Für die in der Ausstellung gezeigte Münchner Wohnung (2004-06) wurden verschiedene Arbeiten zu einer ‚Wohnung‘ zusammengefügt, welche die Besucher durchwandern können. Das Wohnhaus bleibt dabei jedoch imaginär, nur einzelne Zeichnungen, Projektionen und Raumelemente dienen der Veranschaulichung.

Magnus Plessen (*1967 in Hamburg, lebt und arbeitet in Berlin) Magnus Plessen hat sich in seinen Arbeiten von Anfang an sehr intensiv mit dem Verhältnis von Fotografie und Malerei auseinandergesetzt. Imagination, Realität, Emotion und Reflektion sind die Fundamente seiner Gemälde. Vor allem seine neueren Arbeiten sind deutlich experimenteller und abstrakter als frühere Werke. Die Pinselführung ist hier für den Betrachter deutlich sichtbar. Seine sparsamen Pinselstriche bilden ein System von Motiven außerhalb von Raum und Zeit.

Wilhelm Sasnal (*1972 in Tarnów, lebt und arbeit in Tarnów und Warschau) Wilhelm Sasnal hat zunächst in Krakau Architektur und dann Kunst studiert. Er arbeitet hauptsächlich als Maler und Zeichner, produziert seit einigen Jahren aber auch Filme. Seine Arbeiten beziehen sich, die Pop Art zitierend, auf seine jeweilige Alltagsumgebung, die Motive, die er von Reisen mitbringt, einschließt. Vorlagen für seine Werke können Pressefotos, Collagen, Videos, Comics, Gemälde Alter Meister oder einfach Schnappschüsse sein. Diese werden in den vorwiegend schwarz-weißen Bildern sowohl in der Totale als auch in Ausschnitten umgesetzt, die manchmal präzise erfasst, manchmal abstrakt aufgelöst sind.

Dana Schutz (*1976 in Livonia, Michigan, lebt und arbeitet in New York) Dana Schutz gibt uns bewusst Figuren und eine Identität, jedenfalls eine Geschichte, vor, wie zum Beispiel bei der Gemäldeserie zu der Figur Frank (2002), dem ‚letzten Mann auf der Welt‘, oder bei The Breeders (2002). Assoziationen stellen sich ein von Regeneration und der Repetition von Geschehnissen und Situationen. So märchenhaft und erzählerisch, manchmal auch grausam sind die Bilder, dass sie teilweise an Märchen der Gebrüder Grimm erinnern. Die Künstlerin verpackt in ihnen allerdings oft politische und andere symbolische Inhalte, welche die brutale Wahrheit mit Humor verbinden.

Laurie Simmons (*1964 in Long Island, New York, lebt und arbeitet in New York) Seit 30 Jahren fotografiert die amerikanische Künstlerin Laurie Simmons Puppen, Marionetten und antropomorphisierte Objekte, die sie teilweise in Interieurs arrangiert oder vor sorgfältig ausgeleuchteten Kulissen drapiert. Ihre Walking Objects-Serie (1989–1991) zeigt beispielsweise verschiedene Gegenstände, etwa eine Schusswaffe, einen Geburtstagskuchen, ein Haus oder ein Buch, die sich auf kleinen Puppenbeinen fortbewegen. In ihrem Film The Music of Regret (2006) tauchen die Protagonisten der Fotografien erneut auf und werden erstmals zum Leben erweckt. Die Schauspielerin Meryl Streep, die als Alter Ego der Künstlerin agiert, sowie ein Ensembel das aus Bauchrednerpuppen besteht, bedauern in diesem Musical in drei Akten auf humorvolle Art und Weise Fehler oder verpasste Gelegenheiten ihres Lebens.

Matthias Weischer (*1973 in Elte, lebt und arbeitet in Leipzig) Das Interieur ist ein wichtiges Thema im Werk von Matthias Weischer. Viele seiner Arbeiten zeigen fantasievoll und manchmal zugleich fremdartig möblierte Innenräume, in denen nur selten Figuren auftreten. Dafür finden sich in seinen Gemälden eine Fülle malerischer Details. Pastos gemalte Oberflächen treffen auf sorgsam ausgeführte Muster. Weischer schafft Kunsträume in denen er mit der ungeheuren Vielfalt der Malerei spielt und dadurch dem Betrachter eine große technische und handwerkliche Perfektion übermittelt.

Pressetext

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Imagination Becomes Reality
Ein mehrteiliger Ausstellungszyklus zum Bildverständnis aktueller Kunst
Part V: Fantasy and Fiction

mit James Casebere, Barnaby Hosking, Zilla Leutenegger, Magnus von Plessen, Wilhelm Sasnal, Dana Schutz, Laurie Simmons, Matthias Weischer