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Mit dem Ausstellungszyklus Imagination Becomes Reality möchte Ingvild Goetz durch die Gegenüberstellung und den Vergleich von zeitgenössischen Kunstwerken die Möglichkeit bieten, Malerei in ihren unterschiedlichsten Ausdrucksformen und Techniken zu entdecken. Bor rowed Images , der vierte Teil dieser fünfteiligen Ausstellungsserie zeigt die Werke von zehn Künstlern aus der Sammlung, die zwischen 1964 und 1974 geboren wurden. Es handelt sich um André Butzer, Olaf Breuning, Barnaby Furnas, Thomas Helbig, Wade Guyton & Kelley Walker, Mark Leckey, Ivan Morley, Markus Selg und Thaddeus Strode.

Sie alle vereint in ihrer Arbeitsweise der Zugriff auf Quellenmaterial, das einem allgemein zugänglichen Bilderpool – aus den Printmedien, dem Fernsehen und dem Internet, aus dem Alltag der Medien und Konsumwelt, der (Kunst-) Geschichte – entstammt. Es geht in ihren Arbeiten jedoch nicht darum, sich das Ausgangsmaterial anzueignen oder in wieder erkennbarer Form zu zitieren. Vielmehr schaffen alle Künstler ihre eigenen, ganz individuellen Kunstwelten. In diesem Sinn bezieht sich der Titel Bor rowed Images nicht auf ‚geborgte Bilder’, wie man sie beispielsweise aus der Pop Art oder Appropriation Art kennt, sondern darauf, wie aus ‚entlehnten’ Bildern und der eigenen Fantasie – auch unter dem Vorzeichen des Haupttitels Imagination Becomes Reality – etwas Neues entsteht. Stilistisch unterscheiden sich die Bilder, Skulpturen und Videos in dieser Ausstellung genauso wie in ihren Herstellungsweisen. Diese decken ein Spektrum inklusive möglicher Zwischenstadien von klassischen Zeichnungen und Übermalungen mit Öl, Acryl-Farben und Aquarell bis hin zu Siebdrucken und Tintenstrahl-Ausdrucken ab. Die Videos entstehen technisch gesehen zum einen auf traditionelle Weise oder greifen auf gefundenes Bildmaterial als auch Computeranimationen zurück, die zu Videocollagen zusammengesetzt werden.

Der vierte Teil des Ausstellungszyklus’ Imagination Becomes Reality verstärkt den Eindruck, dass trotz der heutigen Gleichberechtigung aller künstlerischen Medien, malerische Strategien sowohl in der Skulptur, der Fotografie als auch dem Video immer noch eine herausragende Rolle einnehmen. Andererseits hat auch die Malerei sehr undogmatisch längst ihre klassischen Grenzen überschritten, so dass nicht nur inhaltlich, sondern auch technisch sehr spannende, ungewöhnliche neue Bildvisionen entstehen können.

Katalog: Zu jeder Ausstellung des Zyklus’ erscheint eine Publikation mit Abbildungen der ausgestellten Arbeiten, Texten und Gesprächen. Der gesamte Zyklus soll zum Abschluss in einem Sammelband dokumentiert werden. Der vierte Katalog Bor rowed Images umfasst ca. 220 Seiten und ca. 90 farbige Abbildungen, deutsch/englisch, ISBN 3-9808063-8-3 und ist im Buchhandel oder über das Museum für 30 Euro zu bestellen. Der Zyklus Imagination Becomes Reality wird 2007 als Kooperation im ZKM | Museum für Neue Kunst in Karlsruhe gezeigt werden.

Künstlerliste: André Butzer (*1973 in Stuttgart, lebt und arbeitet in Berlin) In seinen Bildvisionen vermischt der Berliner André Butzer triviale und historisch bedeutende Referenzen. Angeregt beispielsweise von Walt Disney verwendet er selbstkreierte Figuren, die als Synonym für historische Personen aus dem Dritten Reich und anderen geschichtlichen Epochen benutzt werden. Es ist ihm dabei allerdings nicht wichtig Partei zu ergreifen oder zu zeigen, ob diese Personen eine gute oder böse Rolle gespielt haben. Sowohl formal als auch in ihrer Ausdruckskraft sind sie kaum unterscheidbar. Nur eine schriftliche Benennung oder Betitelung im Bild selbst deutet auf bekannte Persönlichkeiten und Plätze hin.

Olaf Breuning (*1970 in Schaffhausen (CH), lebt und arbeitet in Zürich und New York) Eine völlig bizarre Welt aus Monstern, Psychopathen oder außerirdischen Wesen erschafft der Schweizer Olaf Breuning. Seine Filme konfrontieren den Betrachter mit diesen Gestalten in Geschichten von überschäumender Fantasie, voller Humor und versteckten Anspielungen. Diese beziehen sich auf gängige, aus dem kollektiven Gedächtnis jedermann vertrauten Klischees aktueller Filmproduktionen sowie der Filmgeschichte. Seine Installationen und Fotos wirken oftmals wie Fragmente oder Standbilder aus diesen Filmen.

Barnaby Furnas (*1973 in Philadelphia, lebt und arbeitet in New York) Der New Yorker Künstler Barnaby Furnas entwickelt in seinen Arbeiten bizarre Welten, in denen Inhalt und Präsentation in starkem Kontrast stehen. Auf den ersten Blick fühlen wir uns spontan angezogen von seinen farbenfrohen Bildern und bemerken erst bei genauerem Hinsehen, dass aus seinen Figuren Blut spritzt und sie von Kugeln durchsiebt werden. Das dabei entstehende Blutbad ist so kunstvoll und raffiniert, dass die Schönheit den Schrecken vergessen lässt. Fragmetarisch zappt sich Furnas im Schnelldurchlauf durch die amerikanische Geschichte, die wie einfache Fernsehunterhaltung präsentiert wird, in der seine Konzepte auch ihren Ursprung haben.

Thomas Helbig (*1967 in Rosenheim, lebt und arbeit in Berlin) Für seine Skulpturen und Bilder verarbeitet Thomas Helbig Objekte, die er auf Trödelmärkten findet. Während er bei seinen Skulpturen Einzelteile mit Bauschaum oder Gips und Lack zu befremdlich erscheinenden Wesen verarbeitet, bleiben seine Gemälde rätselhaft und uneindeutig. Die monochrom gehaltenen Übermalungen von vorgefundenen Bildern des Künstlers erinnern zwar ebenfalls an rätselhafte Gestalten und Tiere, doch für den Betrachter bleibt fraglich, was auf den Leinwänden tatsächlich zu sehen ist.

Wade Guyton & Kelley Walker (1972 in Hammond Indiana/1969 in Georgia, leben und arbeiten in New York) Die New Yorker Wade Guyton und Kelley Walker, die als Einzelkünstler, aber auch als Team arbeiten, verwenden den Computer als ‚Malmaschine‘. Ihre Arbeiten basieren meist auf vorgefundenem Material aus der Kunst, den Medien und der Werbung. Ihre Bilder entstehen aus dem unbegrenzten Bilderrepertoire der Markenästhetik der Werbung, aber auch des Internets und anderen digitalen Medien und werden oft direkt auf die Leinwand gedruckt. So setzen sich Guyton/Walker in einem zeitgenössischen Kontext mit den Phänomenen der Pop- und Medienkultur auseinander und greifen auf Warholsche Konzepte zurück.

Mark Leckey (1964 in London, lebt und arbeitet in London) Der englische Künstler Mark Leckey findet seine Quellen in den Straßen der Stadt London. So inspirieren ihn der Lebensstil und das Lebensgefühl der Metropole. Er bezieht sich dabei nicht nur auf das Heute, sondern greift häufig auf Filmaufnahmen aus den 1970er und 1980er Jahren zurück, die als clipartige Filmcollagen neu montiert werden. Seine Kunstfigur ‚LondonAtella‘ erobert als moderner Flaneur in traumähnlichen Sequenzen mit gewaltigen Schritten und Sprüngen die Großstadt. Durch technische Eingriffe sowie Musik produziert er Geschwindigkeit, Dynamik und endlose Partys auf die Projektionsfläche. I van Morley (1966 in Burbank, Kalifornien, lebt und arbeitet in Los Angeles) Ivan Morley ist ein Geschichtenerzähler, dessen vielfältige Werke von kalifornischen Mythen und Städten inspiriert sind. Um seine Visionen zu formulieren, verbindet der Künstler sehr unterschiedliche Materialien. Statt jedoch zeitgenössische Techniken anzuwenden, greift er auf lang bewährte und traditionelle Arbeitsweisen zurück: er strickt, stickt, fügt aneinander oder malt und schafft damit eine völlig eigene künstlerische Position.

Markus Selg (*1974 in Singen, lebt und arbeitet in Berlin) Die Arbeiten von Markus Selg erschließen sich häufig als Interaktion von Bildern, Skulpturen und architektonischen Versatzstücken. So befasst er sich mit der Geschichte, ihren Symbolen und Archetypen. Monumentale Architektur und dramatische Szenen, oft angelehnt an alte Filme und Bühnenbilder, Geschichten und Mythen sind ebenfalls ein Fundus, aus dem der belesene Künstler schöpft und schließlich vor allem am Computer seine Bilder komponiert. Das Resultat sind theatralische Landschaften ohne Raum und Zeit, in denen sich Momente des Grauens und Comic-Assoziationen in schillernde, aber auch bedrohlich anmutende Zukunftsvisionen verwandeln.

Thaddeus Strode (*1964 in Santa Monica, Kalifornien, lebt und arbeitet in Pasadena, Kalifornien) In seinen großformatigen Arbeiten visualisiert der Amerikaner Thaddeus Strode zauberhaft anmutende Traumwelten, die von seltsamen Kreaturen bewohnt werden. Strodes künstlerische Stärke liegt in der Verbindung einer Vielzahl von Strömungen und Stilen. Es offenbart sich ein fantastisches Universum, in dem das Unheimliche und Surreale, das Groteske und Skurrile mit Karikaturen eine Symbiose eingehen. So mischen sich Fragmente aus Mythologie, Volksmärchen und Science Fiction mit Versatzstücken aus Comic- und Popkultur. Aber auch schwarzer Humor lässt sich in seinen Bildern entdecken, die viel Raum für Assoziationen und Interpretationen lassen.

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