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PROGRAMM
Im Rahmen der Ausstellung "Immer Ärger mit den Großeltern"

Fr, 4. Mai 2018, 18 - 24 Uhr
LANGE NACHT DER GALERIEN & MUSEEN IM NEUSTÄDTER BAROCKVIERTEL

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Do, 3. Mai 2018, 19 Uhr

KASTEN ÜBER ERNSTES WISSEN, DEUTSCH / BETONPLASTIKEN IM GESPRÄCH KÜNSTLERGESPRÄCH Mit Lisa Maria Baier (Künstlerin, Dresden) und Wilhelm Klotzek (Künstler, Berlin)
Lisa Maria Baiers begehbare Rauminstallation Kasten über ernstes Wissen, deutsch vereint wie eine Wunderkammer Widersprüche und Kontinuitäten deutscher Alltagsbildwelten der vierziger Jahre und der Nachkriegszeit. Angeregt durch ihre eigene Familiengeschichte arbeitet Lisa Maria Baier mit dem kommunistischen wie auch faschistischen visuellen Erbe ihrer Großelterngeneration und betreibt eine Art Bestandsaufnahme der Bildwelten, die sich in ihrem eigenen künstlerischen Vokabular angelagert haben.
Wilhelm Klotzek leiht der Debattenkultur zum architektonischen Erbe seine Stimme – höchst unterhaltsam persifliert „Das architektonische Trio“ die TV-Sprache der Talkshows und den Diskurs über Abriss und Neubau sowie über architektonische Visionen und städtebauliche Sünden der Eltern- und Großelterngeneration in Berlin. In der von Wilhelm Klotzek live aufgeführten Lesung „Betonplastiken im Gespräch“ debattieren ein ausgemustertes Betonrelief der Ausbildungsstätte Hans Beimler Henningsdorf, die Fahnen-Monumentalplastik aus Halle an der Saale sowie ein Warnemünder Lotsendenkmal im Rahmen einer Talkshow über den Umgang mit Betonskulpturen in der ehemaligen DDR, über Demontagen, politische Verantwortung und Schuld.

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Di, 10. April 2018, 19 Uhr
IHR SEID ZU SCHWER, ICH KANN EUCH NICHT TRAGEN / LIEBER WLADIMIR PUTIN
PODIUMSGESPRÄCH
Mit Antje Engelmann (Künstlerin) und Sven Johne (Künstler)

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DAS ERBE DER OSTMODERNE
PODIUMSGESPRÄCH
Mi, 14.03.2018, 19 Uhr
Ort: ZfBK – Zentrum für Baukultur Sachsen, Kulturpalast Dresden
Mit Marco Dziallas (Initiative Ostmoderne), Margret Hoppe (Künstlerin), Wolfgang Kil (Architekturtheoretiker), Christiane Mennicke-Schwarz (Kunsthaus Dresden), Ulf Zimmermann (Architekt)
Moderation: Susanne Altmann (Kunsthistorikerin)
Gemeinsam mit dem Freundeskreis des Kunsthaus Dresden e.V. möchten wir Sie herzlich einladen zu unserem Podiumsgespräch zum Erbe der Ostmoderne. Es findet im Zentrum für Baukultur im Kulturpalast statt.
Architektur und Städtebau der 1960er und 1970er Jahre sind mittlerweile im Denkmalpflege- alltag angekommen und Teil einer fachübergreifenden Diskussion. Urbane Identität entsteht aus den Entscheidungen einer nachwachsenden Gesellschaft und im Zusammenspiel verschiedener bauhistorischer Epochen. In Dresden wird diese Debatte gegenwärtig auch anhand eines neuen Nutzungskonzeptes der ehemaligen Robotron-Kantine als Standort für Gegenwartskunst aktuell.
Welche Möglichkeiten und Beispiele des Umgangs mit dem architektonischen Erbe gibt es? Was geschieht mit den zahlreichen künstlerischen baubezogenen Arbeiten, die oftmals in den Architekturen integriert sind? Und Teil welcher Identitäten können diese Gebäude sein oder werden?

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Podiumsgespräch Lange Schatten
Donnerstag, 8. März um 19 Uhr
Welches Erbe haben die Nachkommen nationalsozialistischer Täter zu tragen und wie gehen Familien mit diesem Erbe um? Das 2016 erschienene Buch Der lange Schatten der Täter – Nachkommen stellen sich ihrer NS-Familiengeschichte von Alexandra Senfft betrachtet die transgenerationellen Folgen des Nationalsozialismus und versucht einen Dialog mit den Opfern und ihren Nachkommen. Auch Ingo Vetters künstlerische Arbeit in der Ausstellung thematisiert den Umgang mit dem eigenen Familienerbe und berührt die Frage nach der Täterschaft seiner Vorfahren, während Amit Epstein in der Trilogie ›Stockholm Syndrom‹ und seinem Film ›Gloomy Sabbath‹ den Ambivalenzen von Schuld, Trauma und Geborgenheit aus zwei Perspektiven nachspürt. Neben seiner Prägung durch die europäisch-israelische Exilkultur der Großeltern, thematisiert er auch die Perspektive der dritten Generation in Deutschland, die mit der schuldhaften Beteiligung ihrer Großeltern an den NS-Verbrechen konfrontiert ist. Alexandra Senfft spricht nach der Vorstellung ihres Buches mit den beiden Künstlern über das Erbe von Schuld und Verantwortung.

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AUSSTELLUNG

Immer Ärger mit den Großeltern
15.02.2018 – 21.05.2018
Eröffnung mit Performance: Do, 15.02.2018 17:00 Uhr
"DAS ERBE" UND MUSIK VON DJ BONNIE S

Künstlerinnen und Künstler
Lisa Maria Baier, Kyung-hwa Choi-ahoi, Antje Engelmann, Amit Epstein, Deborah Jeromin Sven Johne, Margret Hoppe, Rajkamal Kahlon, Ahmet Kavas , Wilhelm Klotzek, Kateřina Šedá Mila Panić, Ute Richter, Johanna Rüggen, Saša Tatić, Nikos Valsamakis, Ingo Vetter

Kuratiert von Christiane Mennicke-Schwarz und Ingo Vetter

Welche Beziehung zu Geschichte und Tradition wir haben, entscheidet sich nicht nur in der Auseinandersetzung mit besonderen historischen Ereignissen oder kulturellen Traditionslinien. Häufiger wird sie persönlich und greifbar in der konkreten Beziehung zu den vorangegangenen Generationen – zum Beispiel zu den Großeltern – und dem von diesen hinterlassenen kulturellen Umfeld, in das wir hineingeboren werden. Es sind die Großeltern, die wir lieben, und deren Erbe – seien es Lebensentwürfe oder Geschirr – wir doch nicht in unsere veränderte Lebenswelt übernehmen können. Ob und in welcher Form wir das materielle und immaterielle Erbe annehmen, in unser Leben einbeziehen wollen oder besser hinter uns lassen, ist ein Entscheidungsprozess, der oftmals ein Leben lang währt. Ausgesprochenes und Unausgesprochenes, individuelle Lebensgeschichten, manchmal auch Lebenslügen, ästhetische Entscheidungen, moralische Urteile, Erfolgsgeschichten und Niederlagen sind in diesem Erbe und der Prägung, mit der wir aufwachsen, und für die die Großeltern als Chiffre stehen, scheinbar unauflösbar miteinander verquickt. Überdies sind die Großeltern die ersten Repräsentanten ihrer Zeit und deren politischer Verfasstheit: Wo warst Du, als …?

Gerade ein Schweigen hinterlässt Spuren in den nachfolgenden Generationen.

Die künstlerischen Arbeiten in der Ausstellung Immer Ärger mit den Großeltern machen Verarbeitungsprozesse sichtbar, die uns allen vertraut sind aber oftmals erst viel später im Leben bewusst wahrgenommen werden können.

Der geweitete Traditionsraum und die globale Perspektive einer jungen Generation von Künstlerinnen und Künstlern mit Lebensschwerpunkt in Deutschland umfasst unter anderem die Zeit der japanischen Kolonialherrschaft in Korea, das Erbe kolonialer rassistischer Ideologien, brachliegende Grundstücke in Bosnien-Herzegowina, die paradoxe Geschichte der Donauschwaben, die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit sowie den architektonischen, kulturellen und politischen Nachlass der DDR und der Transformationszeit nach 1989.

Inspiriert durch eine von dem Künstler Ingo Vetter kuratierte Ausstellung im Künstlerhaus Sootbörn in Hamburg wurde Immer Ärger mit den Großeltern in Zusammenarbeit mit den beteiligten Künstlerinnen und Künstlern durch das Kunsthaus Dresden weiterentwickelt. Die Ausstellung wird im Kontext der Dresdner Gedenkveranstaltungen im Februar 2018 auch als ein Beitrag zu Fragen der Erinnerungskultur gezeigt. Dies wurde ermöglicht durch die Förderung der Stiftung Kunstfonds Bonn, für die wir ausdrücklich danken.

Ausstellung, Performance Ort: Kunsthaus
Do, 15. Feb 2018, 19 Uhr
ERÖFFNUNG MIT PERFORMANCE "DAS ERBE" UND MUSIK VON DJ BONNIE S
Das ›Erbe‹, welches der audiovisuellen Performance ihren Titel gibt, ist eine Kiste voller Briefe und Aufzeichnungen von Linda Ellen Tessloffs Urgroßvater, dem Sozialisten und Verleger Ernst Tessloff, Briefe des Widerstands gegen die Nazis und aus dem Exil, Beschreibungen von Kunstwerken, Filmen und Reiseerlebnissen. Ohne dass Urgroßvater und Urenkelin einander je kennengelernt haben, gibt es Nähen und ähnliche Wahrnehmungen, denen die Künstlerin in der Performance nachgeht. Texte aus den ererbten Briefen werden collagiert mit eigenen Texten und Reiseberichten, die fast hundert Jahre später entstanden. Die Schauspielerin Winnie Ricarda Bistram begibt sich auf eine Reise durch verschiedene Zeiten und leiht den Texten ihre Stimme. Eigene Kompositionen der Künstlerin und das Sound Design von Harald Günter Kainer bilden den musikalischen Rahmen.
Anschließend kurze einführende Worte von Christiane Mennicke- Schwarz (Künstlerische Leiterin Kunsthaus Dresden) und Ingo Vetter (Künstler und Co-Initiator der Ausstellung).

Die Ausstellung wird gefördert durch den Kunstfonds Bonn.