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Die BAUKUNST GALERIE eröffnet am Mittwoch, den 26. Januar 2005 mit einer Einführung von Sylvia Böhmer, Kuratorin für Fotografie am Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen, eine Ausstellung mit der lettischen Fotografin Inta Ruka. Anfang 2003 hatte die Galerie in einer vielbeachteten großen Einzelschau mit der aus Riga stammenden Künstlerin die Fotografien der Serie „My Country People“ vorgestellt, mit der Ruka Lettland auf der 48. Biennale in Venedig 1999 vertrat. Die zweite große Ausstellung mit der Künstlerin wird nun erstmals Arbeiten ihrer neuen Serie „Amalijas Street 5“ zeigen sowie Bilder der Serie „People I happened to meet“.

Inta Ruka zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Fotografen des Baltikums und ist bereits international bekannt geworden. Sie lebt und arbeitet in Riga, wo sie 1958 geboren wurde. Nach dem Abschluß der Handelsschule als Näherin begann sie 1978 zu fotografieren und absolvierte eine Ausbildung am „Volksphotostudio“ (V.E.E.). 1986-88 war sie als freischaffende Fotografin in Vladivostok, UdSSR tätig. Sie bekam u.a. ein Stipendium der Hasselblad Foundation im Jahr 1998 und ein Arbeitsstipendium für die Villa Valberta in Feldafing/Starnberger See im Sommer 2002. Arbeiten Rukas befinden sich in Deutschland z.B. in den Sammlungen des Fotomuseums im Stadtmuseum München und in der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang in Essen. Rukas Bilder haben international bereits viel Aufmerksamkeit erregt: 1990 wurden ihre Arbeiten z.B. im Musée de l'Elysee in Lausanne gezeigt, 1991 im Santa Barbara Museum of Art, U.S.A, im Rahmen der Ausstellung „Das Gedächtnis der Bilder. Baltische Photokunst heute“ 1993-94 in europäischen Städten. 2003 ist die Künstlerin im Staatlichen Kunstmuseum in Riga mit einer umfangreichen Ausstellung gewürdigt worden und 2004 sind Rukas Arbeiten im Rahmen des großen Ausstellungsprojektes „Passage d’Europe“, kuratiert von Loránd Hegyi, im Musée d'Art Moderne in Saint-Etienne gezeigt worden.

Inta Rukas Motiv aber sind die Menschen ihres Landes. Die Lettin fotografiert seit zwei Jahrzehnten ihre Landsleute, in kleinen Dörfern auf dem Land und in der Hauptstadt Riga, dokumentiert teils auch dieselben Personen über lange Jahre. Zu jedem Bild gibt es kurze, tagebuchartige Notizen, in welcher Situation Ruka die Menschen angetroffen hat und was sie über ihr Leben weiß. Die Künstlerin hält auf diese Weise die Gesichter und Geschichten ganzer Familien in ihren Fotoreihen fest. Rukas selbstgestellte Aufgabe, ein Spektrum lettischer Bevölkerung zu portraitieren, erinnert nicht zuletzt an August Sander und seine Mappenwerke, die Anfang des 20. Jahrhunderts eine Dokumentation der Gesellschaft anhand von Portraits der Vertreter verschiedener Berufe und Stände versuchten.

Ihre Aufnahmen faßt sie zu Reihen zusammen. Seit 1983 arbeitete sie zwei Jahrzehnte lang an dem fotografischen Zyklus „My country people“: Bei Exkursionen nach Balvi, der ländlichen Region im Osten Lettlands, in der sie ihre Kindheit verbrachte, portraitierte sie viele der Bewohner über Jahre regelmäßig. Seit 2000 entsteht „People I happend to meet“, in der Ruka Menschen in Riga, vom Obdachlosen bis zum Unternehmer um ein Bild bat. In ihrer neuesten Serie „Amalijas Street 5“ hat Inta Ruka während des Sommers 2004 die Bewohner eines Gebäude-Ensembles in Riga mit eben dieser Adresse portraitiert. Wie vielerorts in der Hauptstadt wird das alte Hausgeviert, das einen Hinterhof umringt, seit kurzem renoviert und saniert. Junge Familien ziehen neben die alten Bewohner. Inta Ruka hält in ihren Bildern auch diese Umbruch- und Aufbruchstimmung fest, die im Jahr des EU-Beitritts in Lettland herrscht. Der Fotografin gelingt dies mit ihren unterschiedlichen Portraits der Menschen, die in dieser Situation leben.

Für ihre Schwarz-Weiß-Fotografien, klassische Silbergelatineabzüge auf glänzendem Barytpapier im Format von ca. 33 x 35 cm, verwendet Ruka lediglich eine Rolleiflex-Kamera aus dem Jahr 1937 und ein Stativ und es kommen keine künstlichen Lichtquellen zum Einsatz. Der Künstlerin gelingt es, das Licht zu einer sehr ausdrucksstarken und zugleich subtilen Inszenierung ihrer mit perfekter Schärfe und genau komponierten Kontrasten aufgenommenen Bilder einzusetzen. Inta Ruka sucht die Situation für die Aufnahmen nach langen Gesprächen gemeinsam mit den Portraitierten aus. Manchmal ist es eine alltägliche Haltung und Umgebung, manchmal eine besondere Idee und Inszenierung, die aber immer in einer Verbindung mit dem Leben der Abgelichteten steht. Die Portraitierten sehen dem Betrachter offen in die Augen, sind meist in der Bildmitte positioniert und aus einer Halbdistanz aufgenommen, die einen Ausschnitt des jeweiligen Umfeldes mit auf das Bild zu bringen erlaubt.

Inta Rukas Fotografien verbinden die anthropologisch-soziologische Dokumentation der Lebenswelt von Menschen im eigenen Land mit einer großen künstlerische Begabung, das Wahrgenommene und Erfahrene zu Bildern von großer Intensität zu verdichten.

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Inta Ruka "People I happened to meet"