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Der Kunstverein Hamburg zeigt ab April 2012 im monatlichen Rhythmus verschiedene künstlerische Positionen, deren ästhetische Praxis komplementär zum Jahresprogramm zu lesen ist. Bei diesen Präsentationen mit relativ kurzer Laufzeit handelt es sich um Interventionen, die das aktuelle Ausstellungsprogramm formal oder inhaltlich ergänzen. Das Konzept des Jahresprogramms wird durch die Ergänzungen mit medial unterschiedlichen Objekten und Präsentationsformen erweitert und entwickelt ein zusätzliches Kommunikationspotenzial. Die "Intermedians" zu den Themen Mode, Schmuck, Keramik und Heimat stellen Positionen vor, die neben einer rein handwerklichen Ebene auch eine inhaltliche Nähe zu den wechselnden Ausstellungen aufweisen.

Der Kunstverein hat bereits in der Vergangenheit unterschiedliche Medien und Ansätze miteinander kombiniert, wodurch das jeweilige Thema aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und gleichzeitig die Komplexität kultureller Produktion abgebildet und verdeutlich wird.

Die Gegenüberstellung von Kunstwerken, Artefakten und Alltagsgegenständen im Kontext ihrer kulturellen Geschichte erzeugt produktive Zusammenhänge. Denn durch die unterschiedlichen Sichtweisen (informativ, interpretativ, pädagogisch und kreativ) erhalten die BesucherInnen die Gelegenheit, das Aufnahmeniveau wechselnd zu verschieben und neue Verbindungen und Assoziationen zu erkennen.

Katharina Koppenwallner (*1966, lebt in Berlin) betreibt mit "International Wardrobe" ein Modeprojekt der besonderen Art. Sie bereist Länder und Regionen abseits der großen Städte im Hinblick auf ihre Volkskunst. Im Vordergrund ihres Interesses und ihrer Recherchen stehen dabei Trachten und andere Textilien wie z.B. Kissenbezüge, die traditionell in Handarbeit entstehen. Dabei geht es ihr um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit spezifischen Kleidungsstilen, Mustern und Techniken, die über eine romantisch-touristische Aneignung hinausgeht.

Sie erwirbt vor Ort einzelne Kleidungsstücke, zum Teil Jahrzehnte alt, die aus der tatsächlichen Lebenswelt stammen und somit wirklich jemandem gehörten, für eine ganz bestimmte Person gefertigt und von ihr getragen wurden und diese Spuren auch aufweisen. Mitunter wird das eine oder andere leicht modifiziert, bleibt aber im Prinzip als Original erhalten und kann dann auf ihrer Webseite erworben werden. Die Beschreibung des einzelnen Stückes liefert seinen Kontext mit und erklärt seine kulturgeschichtliche Bedeutung im Herkunftsland, so dass man nicht einfach eine Jacke oder einen Schal erwirbt, sondern ein Stück Identitätsgeschichte.

In einer Wegwerfgesellschaft der Massenproduktion mit uniformen Kleidungsmustern stellen diese persönlichen Handarbeiten mit ihren teils mythisch begründeten Symbolen und Ornamenten eine grundlegend andere Bedeutung von Bekleidung dar. Ihr Distinktionspotential in Abgrenzung von anderen Volksgruppen, ihre historischen Entwicklungen und Einflüsse nicht zuletzt im Zuge von Völkerwanderungen, Vertreibungen oder den verschiedenen, mehr oder weniger willkürlichen nationalen Zugehörigkeiten macht Koppenwallner in längeren, wissenschaftlichen Abhandlungen verständlich – so bisher zur Kulturgeschichte Rumäniens und Indochinas geschehen – und lässt damit zum Vorschein kommen, was einmal Bedeutungsträger war. Und dies auch mit einem besonderen Augenmerk auf handwerkliche Techniken, Symbole und Ordnungen, die heute weitgehend in den Hintergrund getreten sind.

"International Wardrobe" wird damit beinahe eine Insel der Aufmerksamkeit in einer Zeit der Gleichmacherei, in der alles verfügbar scheint – aber Manches eben nicht, weil seine ursprüngliche Bedeutung verschüttet wurde; unter Levi’s Jeans und American Apparel T-Shirts. Mit ihrer zweiwöchigen Präsentation wird sich "International Wardrobe" einen Ort inmitten der Ausstellung von Gert und Uwe Tobias suchen und macht damit den Anfang in einer Reihe von vier "Intermedians", die den Aspekt des Handwerklichen und des Folkloristischen im diesjährigen Ausstellungsprogramm vertiefen und auf unterschiedliche Weise beleuchten werden.

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Intermedians

Katharina Koppenwallner präsentiert:
International Wardrobe