Hohenwart Forum, Pforzheim

Hohenwart Forum Bildung und Begegnung, Schönbornstr. 2
75181 Pforzheim

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INTERZELLULÄR
Anna Huxel - Malerei und Zeichnung
Nina Joanna Bergold - Folienschnitt und Zeichnung
21.01.2018 - 25.02.2018
Vernissage: Sonntag, 21.01.2018, 11:00 Uhr
Einführung Krisztina Jütten M.A., Pfr. Uwe Roßwag-Hofmann

Die Eröffnung ist am Sonntag, 21. Januar im Hohenwart Forum (in der Nähe von Pforzheim) im Rahmen eines ART-Gottesdienstes. Es sprechen Kuratorin Krisztina Jütten M.A. und Pfarrer Roßwag-Hofmann.

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Nina Joanna Bergold
Nina Joanna Bergold fasziniert mit selten gesehenen innovativen Bildlösungen und gibt den Rezipienten ihrer Werke nicht wenig Rätsel auf. Für ihr Kunstmedium ist ein genaues Genre, eine präzise Bezeichnung schwer zu finden. Was die künstlerische Herangehensweise betrifft, bewegen sich ihre Arbeiten im Schnittpunkt zwischen Zeichnung, Linolschnitt und Scherenschnitt, sie selbst nennt ihre Arbeiten vom Material herleitend Folienschnitte. Ausgangsmaterial ist Vliestapete geklebte matt schwarze Folie und Teichfolie. Im ersten Schritt des Arbeitsprozesses werden auf die Hinterseite der Folie die Bildmotive aufgezeichnet und anschließend aus dem Material herausgeschnitten.

Hier darf kein Fehler passieren, da eine Korrektur nicht möglich ist. Der Weg bis zum fertigen Ergebnis kann mit Widrigkeiten und Überraschungen gepflastert sein, aber gerade dieses Unvorhersehbare reizt die Künstlerin selbst. Das Kunstwerk regt den Rezipienten zu Fragen an, was ist Innen, was ist Außen? Wie sind die Dinge miteinander verknüpft? Welche neuen Blickwinkel, neuen Ein- und Durchsichten tun sich auf, wenn wir unsere Standpunkte wechseln und wie lassen sich diese Erfahrungen auf unsere manchmal eingefahrene Denkmuster übertragen? Das Kunstwerk stellt Fragen nach dem Verhältnis von Schein und Wirklichkeit, für die es keine eindeutige Antwort gibt. Wo hört die Linie auf, wo fängt die Figur an? Oder besteht beides zugleich? Nina Joanna Bergold geht es um die Erfahrung und das Erkennen komplexer Denk- und Wahrnehmungsprozesse, die vielmehr in den Bereich der Naturwissenschaften als in den Bereich der Humanwissenschaften gehören. Und das kommt der Künstlerin ganz entgegen, sie ist nämlich eine approbierte Ärztin mit großer Leidenschaft für die Hirnforschung. Damit steht für die Künstlerin selber die Frage nach dem WIE ihrer Werke viel eher im Vordergrund als das WAS. Die Kunst von Nina Joanna Bergold ist eine Forschende, keine Wissende. Umso mehr können wir gespannt sein, wohin die Forschungsreise der jungen Künstlerin noch hinführen wird.

Vita
2001 bis 2007 Studium der Humanmedizin an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen
2010 Promotion (Dr. med.)
2009 bis 2016 Studium an der ABK Stuttgart (Prof. Cordula Güdemann, Grundklasse Prof. Volker Lehnert)
2016 / 2017 Lehraufträge an der PH Ludwigsburg und der TU Dortmund

Preise
2011 Preis der Péter Horváth-Stiftung im Rahmen der Ausstellung Kunst im Kessel
2015 1. Preis des Kunst am Bau Wettbewerbs „HumanNature – NatureHuman“, Universität Heidelberg, Universitäts-klinikum Heidelberg, EPPLE Holding. Marsilius-Arkaden, Heidelberg

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Anna Huxel
Die Arbeiten von Anna Huxel gehören zu den ästhetisch herausfordernden Bildern unserer Zeit und loten gerne und provozierend die Grenzen des guten Geschmacks aus. In ihrer malerischen Bildfindung verbinden sich figurative und abstrakte Elemente auf ganz eigentümliche Art und Weise miteinander. Dabei greift die Künstlerin durchgehend in allen 26 ausgestellten Werken immer auf den gleichen Bildtypus zurück. Zu sehen ist eine stark voluminöse Figur, die einen großen Raum einnehmend viel Präsenz und Körperlichkeit beansprucht und beinahe die gesamte Bildfläche ausfüllt. Der Figur fehlen ausgeprägte Charakterzüge, Gesichter sind nicht zu identifizieren, der Körper und der winzig kleine Kopf werden mit einer stark vereinfachten und unnatürlichen Physiognomie wiedergegebenen. Anna Huxel blickt in den Körper, den Geist und in die Seele des Menschen und deutet nicht nur auf Gefühle und Ängste, wie innere Leere, Zweifel, und Heimatlosigkeit, sondern auch auf viel komplexere Gedankengänge. Im malerischen Experiment mit Proportionen, Gewichtungen, Farben, Material und Materie begibt sich die Künstlerin auf die Suche nach einer Wahrheit, die häufig eine religiöse Wahrheit ist. Aber die Wahrheit gibt es nicht. Und genau das sei der Schmerz, den sie mit der grellen Farbigkeit ihrer Bilder ins Gegenteil zu verkehren versuche und sagt „wahre Gotteserkenntnis gibt es doch nur durch Selbsterkenntnis.“ Die Grundlage ihres Denkens bildet das biblische Verständnis, in dem der Mensch in Geist, Seele und Leib unterschieden wird. Ihre Sicht und Herangehensweise ist geprägt vom theologischen Interesse und einem vertieften Bezug zur christlichen Tradition. Dennoch würde sich Anna Huxel nicht als christlich-religiöse Künstlerin verstehen. Sie ist gerne gläubig und will ihre Auseinandersetzung mit Gott völlig von Dogmen befreien. In ihrer Kunst kreist die Gegenüberstellung ihrer inneren seelischen Wirklichkeit mit einer äußeren geistigen Wirklichkeit um die Kernfrage „wie wird das Wort Fleisch?“

Vita
1968 geboren in Worms
1996 – 1997 Aufenthalt in den USA
2009 – 2014 Studium an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
2014 Diplom der Bildenden Kunst
2015 – 2016 Meisterschülerin im Weissenhof Programm der Bildenden Kunst
Atelier im Nordschwarzwald

Auszeichnungen
2017 Nominierung zum Casa Baldi Stipendium
der Deutschen Akademie Rom
2016 Katalogförderung der LBBW Stiftungen
2015 2. Preis des Kunst am Bau Wettbewerbs Marsilius-Arkaden, Universität Heidelberg
Weißenhof-Programm der Bildenden Kunst, ABK-Stuttgart
2015 Gastdozentin an der Freien Kunstakademie Mannheim
2014 Stipendium St. Moritz Art Academy
2012 Anerkennungspreis bei der Fotowanderausstellung „Wieder gesund“