Museion, Bozen/Bolzano

MUSEION OF MODERN AND CONTEMPORARY ART | Piazza Piero Siena, 1
39100 Bolzano

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Museion: erste Isa Genzken-Anthologie in Italien Die umfassende Ausstellung im Museion zeigt mehr als 50 Werke aus allen Schaffensperioden Isa Genzkens. Präsentiert werden Werke aus bedeutsamen europäischen Privatsammlungen sowie aus der Sammlung des Museion. Damit wird zum ersten Mal überhaupt eine Anthologie Genzkens in einem italienischen Museum gezeigt. Isa Genzken (Bad Oldesloe, 1948) zählt zweifelsohne zu den wichtigsten Künstlerinnen der Nachkriegszeit. Als Vertreterin Deutschlands bei der Biennale von Venedig 2007 festigte sie ihr internationales Renommee. Seit den 1980er Jahren gilt Genzken als maßgebend für die Erforschung und Entwicklung der Bildhauerei. Ihre Ausstellung ist daher der unbestrittene Höhepunkt im Programm des Museion 2010, das sich vornehmlich den verschiedenen Arten der Skulptur widmet. Die Besucher der Ausstellung erwartet ein Parcours, der das vielseitige Werk der Künstlerin chronologisch darstellt und Einblick in die wichtigsten Schaffensperioden gibt. Die kontinuierliche Erneuerung ihrer Arbeits- und Ausdrucksweise ist für Genzken ebenso kennzeichnend wie die intensive Auseinandersetzung mit Architektur und ein betont physischer und unmittelbarer künstlerischer Ansatz in der Alltagsrealität. Ein Hauptaugenmerk der Ausstellung gilt den Ende der 1980er Jahre begonnenen zweidimensionalen Untersuchungen zur Materie sowie den jüngsten Werken Genzkens aus dem Jahr 2009, darunter Arbeiten, die dem verstorbenen Michael Jackson gewidmet sind. Der Ausstellungsparcours beginnt im Erdgeschoss des Museion mit der Installation Oil XI, die erstmals 2007 zentral im deutschen Pavillon bei der Biennale von Venedig präsentiert wurde. Im vierten Stockwerk erwartet die Besucher eine Gruppe "Säulen" (1998 – 2000). Diese Werke stehen sinnbildlich für Genzkens Auseinandersetzung mit der Architektur, aber auch für ihren durchaus subjektiven Zugang zur Realität. Der Werkzyklus Soziale Fassaden (2002) geht ebenfalls auf das Wesen der Architektur ein. Dabei wird die dialektische Beziehung zwischen innerer und äußerer Architektur von einem formalen Standpunkt aus beleuchtet und auf ihren sozialen Einfluss hin untersucht. Soziale Fassaden beschreibt die Undurchdringlichkeit der Gebäudefassaden in modernen Metropolen, die somit zu Spiegelflächen ihrer Umgebung werden. In Isa Genzkens Vorstellung stellen selbst die anonymsten Fassaden einen sozialen Raum dar, in dem Beziehungen stattfinden. In einem anderen Teil des weiträumigen vierten Stockwerks stehen Werke, die unmittelbar mit der Künstlerin identifiziert werden können: die Ellipsoiden (1978), am Computer konzipierte, jedoch ausschließlich in Handarbeit produzierte Holzskulpturen; die Fenster (1990-92); die auf Sockeln stehende Skulpturen aus Zement, Gips und Epoxidharz (1985 – 1988); world receiver (1988-89); Basic Research (1989-91) und More Light Research (1992). Angesichts dieser Arbeiten wird der ausgesprochen körperliche Bezug Genzkens zur Realität deutlich, ihre Affinität zum ready-made und die gleichzeitige Distanz zur erfinderischen Komponente der künstlerischen Arbeit. Genzkens Schaffen zielt insofern nicht auf Erfindung, sondern auf die Rezeption und Artikulation der Komplexität des Alltäglichen. Wenngleich Genzkens Werk heterogen erscheint, ist ein roter Faden zu erkennen. Genzkens multiple Sicht der Realität ähnelt jener der Filmemacher. Die im vierten Stockwerk ausgestellte Werkserie Empire/Vampire (2003 – 2004), bringt die Leidenschaft und Liebe der Künstlerin für die Stadt New York zum Ausdruck, wobei Empire für das Empire State Building steht und Vampire für das ebenso bekannte Chrysler Building in Downtown Manhattan. Auf einer Gruppe von Sockeln werden ähnlich einem Filmset absurde Episoden des großstädtischen Lebens thematisiert. Kleine objets trouvés - industriell produzierte Objekte – werden zu Protagonisten alltäglicher Dramen, die sowohl von allgemeiner Bedeutung sind als auch Bezug auf die Ereignisse des 11. September 2001 nehmen. In der jüngsten Werkserie namens Wind verwendet Genzken Materialien, die übereinander gestapelt einige Konstanten ihrer künstlerischen Arbeit verdeutlichen: die Verwendung von Komponenten, die für die Künstlerin einen hohen emotionalen Wert haben sowie ihre subjektiven Assoziationen zum Verhältnis von Skulptur und Realität. Ein Teil der neuesten Säulen der Serie Wind ist so wie die jüngsten Wandarbeiten Genzkens dem verstorbenen Michael Jackson gewidmet, den die Künstlerin zutiefst verehrte. Die unnachahmlichen Tanzschritte des großen Entertainers werden zu einer Metapher des Windes, der zwischen den Werken schwebt und deren plastisches Wesen verstärkt.

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Isa Genzken
Kurator: Letizia Ragaglia