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Im geheimnisvollen Bezirk der Dämmerung, zwischen den Gezeiten des Lichts, wenn Licht und Dunkel ineinander sich verweben, treten die Skulpturen Jakob Mattners in Erscheinung. Der Materie bieten sie Paroli – ihr eigentliches Material hat Phantomen gleich allein visuelle Existenz. Das Licht und sein Gegenspieler werden zum Gegenstand einer Kunst, die im flüchtigen Augenblick des Zwielichts ihren Auftritt hat. Licht und Schatten, Reflex und Spiegelung sind die Elemente, mit denen Mattner einen Raum entfaltet, dessen Phänomene nicht greifbar, sondern sichtbar sind. Das Sehen, dessen geheime Theorie in jeder künstlerischen Aktion sich entfaltet, wird augenfällig ins Zentrum des Werkes gerückt.

Über einen Zeitraum von rund zwei Jahren arbeitete Jakob Mattner mit den Astrophysikern des Einsteinturms in Potsdam zusammen. Gemeinsam näherten sie sich den ästhetischen Phänomenen ihrer unterschiedlichen Bilder zum gleichen Gegenstand: der Quelle des Lichts und des Sehens – der Sonne. Die Ausstellung "Der Blick in die Sonne" stellt nun die Ergebnisse dieses eindrucksvollen Dialoges zwischen Kunst und Wissenschaft vor: imaginäre und beobachtete Bilder einer unüberwindlichen Ferne, deren Quelle die Inszenierung des künstlerischen Blicks auf der einen und die Konstruktion wissenschaftlicher Beobachtung auf der anderen Seite sind.

Jakob Mattners Kunst zwischen Licht und Schatten eröffnet mit der Ausstellung den Blick nicht zuletzt auf bestechende ästhetische Qualitäten der von den Sonnenforschern erstellten Bilder. Dabei reicht die Spanne der vom Künstler in den Astronomen-Nachlässen des Einsteinturm-Archivs und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ausgewählten Exponate von aquarellierten Studien der Sonnenbetrachtung aus dem 18. Jahrhundert bis zu fotografischen Dokumenten der aktuelleren Forschung des 20. Jahrhunderts. Lithographien von Augenhintergründen aus dem Archiv des Künstlers, die "Berlinische Trübung" und "Raumzeit-Kladden" vermengen sich mit seinen Lichtinstallationen und so genannten Falschfarben der Wissenschaftler, ihren Visieren, Filtern und Umlenkprojektionen. Brodelndes Schwarz-Weiß-Plasma und Sonnen-Eruptionen in Giftgrün, "Der gezielte Blick" und "Der blinde Fleck", Hilfsmonde und Nebensonnen künden von der Behauptung des Unmöglichen, die Kunst und Wissenschaft prinzipiell verbindet. Bilder, Objekte und Installationen der Ausstellung sind Zeugnisse des "denkenden Auges", das von der Sonne erzogen wurde, um ihren Abglanz wahrzunehmen, nicht jedoch ihre Quelle – und das sich unter dem "Zwang zum Bild" seiner Begrenzung mit dem unbändigen Erkenntniswillen widersetzt, dieser Quelle ansichtig zu werden.

Konzept und Realisierung: Jakob Mattner Idee und Projektleitung: Anna Maigler Kuratoren: Carsten Ahrens und Anna Maigler

in Kooperation mit: Sonnenobservatorium Einsteinturm – Astrophysikalisches Institut, Potsdam, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Museum Wiesbaden, Kunstsammlungen, Naturwissenschaftliche Sammlungen. Wir danken dem Olbers-Planetarium, Bremen für die Zusammenarbeit

gefördert von: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) – Einstein-Jahr 2005, Kulturstiftung des Bundes

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen mit Texten von Gerd Weiberg, Ursula Prinz, Carl Haenlein, Anna Maigler, Jürgen Staude, Joachim Krausse und Gisela von Wysocki

Pressetext

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DER BLICK IN DIE SONNE
Jakob Mattner und Sonnenforscher des Einsteinturms
Konzept und Realisierung: Jakob Mattner
Idee und Projektleitung: Anna Maigler
Kuratoren: Carsten Ahrens und Anna Maigler