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Der britische Seefahrer und Entdecker James Cook (1728–1779) wurde durch drei Expeditionsreisen (1768–1779/80) in die damals noch unbekannten Weiten des Pazifischen Ozeans berühmt. Ihm gelang es erstmalig, Neuseeland, Australien und die Inselwelt der Südsee zu kartographieren. Damit vervollständigte er unser neuzeitliches Bild von der Erde und widerlegte die Vorstellung von einem mythischen Südkontinent.

Das Zeitalter eines neuen Denkens interdisziplinär präsentiert Der Akzent der Ausstellung liegt auf der europäischen Perspektive auf die außereuropäischen Welten. Es ist ein zentrales Anliegen, Ergebnisse aus den Forschungen zur Naturgeschichte, Seefahrtsgeschichte, Kunstgeschichte und der frühen Ethnologie miteinander im Geiste der Aufklärung des 18. Jahrhunderts zu verknüpfen und erstmals interdisziplinär zu präsentieren. Mit Cooks Vordringen in die Weiten der Südsee veränderte sich das abendländische Weltbild, mit ihm begann im Zeichen aufklärerischer Fortschrittsgläubigkeit ein Aufbruch in die europäische Moderne. Cook und den Naturforschern, Gelehrten und Zeichnern, die an seinen drei Reisen teilnahmen, verdanken die Europäer die ersten systematischen und verlässlichen Kartenwerke, die frühesten umfassenden Studien zum geologischen Aufbau der pazifischen Inseln und zu ihrer Flora und Fauna. Ferner wurden in einer vorher nicht gekannten Weise die Begegnungen mit den Menschen „am anderen Ende der Welt“ minutiös beschrieben und bildlich dokumentiert.

Exponate aus aller Welt erzählen von Cooks Reisen Die Ausstellung erzählt mit 550 Exponaten von den Reisen des James Cook und seines internationalen Wissenschaftlerteams. Zum ersten Mal werden in Bonn die von den Cook-Reisen mitgebrachten ethnographischen und naturhistorischen Objekte aus den verschiedensten pazifischen Kulturen wieder zusammengeführt, nachdem sie bereits Ende des 18. Jahrhunderts in frühe völker- und naturkundliche Sammlungen in ganz Europa verstreut worden waren. Hierbei ist erstmals eine Kooperation zwischen den wichtigsten britischen ethnographischen Sammlungen in London, Oxford und Cambridge und den Sammlungen im deutschsprachigen Raum – allen voran Göttingen, Wien und Bern – sowie anderen Museen weltweit gelungen. Viele der kostbaren Federornamente, Holzskulpturen und anderen ozeanischen Artefakte sind kunsthistorisch von unschätzbarem Wert, da Vergleichbares heute in der Südsee nicht mehr zu finden ist. Sie sind Zeugnisse der Zeit vor der Begegnung mit den Europäern und somit Quellen, die es den heutigen pazifischen Kulturen ermöglichen, ihre Identität in einer globalisierten Welt zu behaupten oder gar erst wiederzufinden. Neben den ethnographischen Ausstellungsstücken werden prachtvolle Gemälde und Zeichnungen der mitreisenden Maler präsentiert, die den euphorischen und wissbegierigen Blick der Entdecker auf die exotischen Szenerien der Südsee eingefangen haben. Auch die gezeigten Schiffsmodelle, Seekarten und Navigationsinstrumente machen die Cook-Reisen auf faszinierende Weise wieder lebendig. Neben den eindrucksvollen Londoner Leihgaben des National Maritime Museum, des Natural History Museum und der British Library, konnten wertvolle Gegenstände aus James Cooks persönlichem Besitz aus Australien entliehen werden.

Reiserouten und Reiseziele Alle drei Reisen Cooks führten auf Empfehlung der Royal Society in London vornehmlich in jenen Teil der Südsee, der heute Polynesien („Vielinselwelt“) genannt wird, aber auch in extreme Regionen wie die Antarktis im Süden und Alaska im Norden. Die Ausstellungsarchitektur, die die zentralen Inseln und Kontinente des Pazifiks abbildet, will dem Besucher das selbständige Entdecken der ozeanischen Kulturen des 18. Jahrhunderts entlang der drei Reiserouten Cooks ermöglichen. Die 1. Reise (1768–1771) diente in erster Linie der Beobachtung des Transits der Venus auf Tahiti. Zudem konnte James Cook mit Unterstützung des Tahitianers Tupaia, Neuseeland und Teile Australiens kartographieren. Die mitreisenden Botaniker Sir Joseph Banks und Daniel Solander machten – unterstützt von dem hochbegabten jungen Maler Sydney Parkinson – herausragende wissenschaftliche Entdeckungen, darunter das erste von Europäern gesichtete Känguru. Auf der 2. Reise (1772–1775) wurde James Cook von dem deutschen Naturforscher Johann Reinhold Forster und seinem Sohn Georg begleitet. Sie brachten reiche Erkenntnisse in Botanik und Zoologie zurück nach Europa und darüber hinaus eine umfangreiche Sammlung von „Kuriositäten“, die unter anderem die Ethnologische Sammlung der Universität Göttingen begründeten. Das vorrangige Ziel der 2. Reise war die Suche nach jenem unbekannten, und wie Cook beweisen konnte, nicht vorhandenen Südkontinent. Entlang der Route besuchte man unter anderem die Tonga-Inseln, Vanuatu und die Osterinsel. Der Maler William Hodges hielt bedeutende Ereignisse der Reise in monumentalen Ölgemälden fest. Auf der 3. Reise (1776–1780) begab man sich im hohen Norden auf die Suche der Nordwestpassage und begegnete den Menschen entlang der nordamerikanische Küste. Der Maler John Webber dokumentierte die Reise in minutiösen Details. Auf dieser letzten Reise starb Cook am 14. Februar 1779 unter nicht restlos geklärten Umständen auf Hawai'i eines gewaltsamen Todes.

Cooks schweres Erbe für die Menschen der Südsee Die europäischen Entdeckungsreisen von James Cook hatten enorme kulturelle, religiöse, ökonomische und politische Einflüsse auf den Lebensraum „Südsee“. Der Kontakt zu den westlichen Kolonialmächten hat die früheren Lebensweisen der Menschen dort radikal verändert. Im Kampf zwischen Pflicht und Gewissen war es Cook immer klar, dass er und seine Mitstreiter Eindringlinge waren. Auf indigener Seite brachten die Begegnungen mit Europäern in den nachfolgenden Jahrzehnten dann auch Missionierung und Kolonisierung, weitgehende Entfremdung und gar Entmündigung. Georg Forster ahnte es wohl, als er formulierte: „Es ist Unglücks genug, dass alle unsre Entdeckungen so viel unschuldigen Menschen haben das Leben kosten müssen. So hart das für die kleinen, ungesitteten Völkerschaften seyn mag, welche von Europäern aufgesucht worden sind, so ists doch warlich nur eine Kleinigkeit im Vergleich mit dem unersetzlichen Schaden, den ihnen diese durch den Umsturz ihrer sittlichen Grundsätze zugefügt haben.“ Erst seit jüngerer Zeit wendet sich das Blatt durch indigene Selbstfindung und politisches Autonomiebestreben.

Eine Ausstellung der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, in Kooperation mit dem Institut für Ethnologie der Universität Göttingen, dem Kunsthistorischen Museum – Museum für Völkerkunde, Wien (10. Mai bis 13. September 2010), und dem Historischen Museum Bern (7. Oktober 2010 bis 13. Februar 2011)

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James Cook und die Entdeckung der Südsee

Künstler: Sydney Parkinson, William Hodges, John Webber ...

Stationen:
28.08.2009 - 28.02.2010: Kunst- und Ausstellungshalle, Bonn
10.05.2010 - 13.10.2010: Museum für Völkerkunde, Wien
07.10.2010 - 13.02.2011: Historischen Museum Bern