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Jan Timme, 1971 in Stuttgart geboren, hat an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg studiert.JAN TIMME Eine Variante seiner Abschlussarbeit befindet sich seit seiner Teilnahme an der Ausstellung Zusammenhänge herstellen vor einem Jahr dauerhaft im Treppenaufgang des Hamburger Kunstvereins – eine auf einem Fenster angebrachte Uhr mit einem anamorphotisch verzerrten Zifferblatt. Sie ist so installiert, dass sie von außen zwar korrekt zu lesen ist, von der Treppe aus jedoch die Zeit spiegelverkehrt angibt. Erst ihr Schatten, der nur bei starkem Sonnenschein und speziellem Lichteinfall entsteht, korrigiert die Zeitwiedergabe. Die Beschäftigung mit Zeit und Schatten, sowie Verweise auf die Kunst- und Filmgeschichte sind wiederkehrende Elemente in den Fotografien, Installationen und Objekten von Jan Timme.

Auffällig ist dabei, dass sich sein bisheriger Umgang mit dem kinematografischen Apparat ganz ohne den unmittelbaren Einsatz des Mediums Films vollzieht. Er verzichtet also auf die zeitliche und räumliche Macht, die dem Kino oder den heute weit verbreiteten raumgreifenden Film- und Videoinstallationen eigen ist. Dafür nutzt er verstärkt das Potential von Verweisen auf Ablagerungen in unserem kollektiven kulturellen Gedächtnis. Etwa wenn er für eine Wandarbeit mit dem Schriftzug NOTHING IS WRITTEN ein Zitat aus David Leans Film Lawrence of Arabia einsetzt oder in einer anderen Arbeit auf einen Song von The Smiths anspielt. Seine auf den ersten Blick in der Tradition der Konzeptkunst der 60er und 70er Jahre stehenden Werke vereinen so populärkulturelle Bezüge mit der Komplexität einer konzeptuell aufgeladenen Bildsprache.

Neben Filmen von Alfred Hitchcock, Marcel Carné und Chris Marker ist vor allem Marcel Duchamp – der Urvater all derer, die Vorgefundenes zu einem neuen Sinn führen – ein weiterer Referenzpunkt in Timmes Arbeit. Dabei versieht er Ready-mades häufig mit einer für ihn charakteristischen reflektierten Melancholie.

Für seine erste institutionelle Einzelausstellung wird Jan Timme eigens eine raumgreifende Installation entwickeln, die ihren Präsentationsort in ein Zwischenstadium von Black Box und White Cube versetzt. So bedient er sich einer Projektionstechnik, ohne den räumlichen und zeitlichen Anspruch einer Filmvorführung zu beanspruchen.

In Kooperation mit dem Kunstverein Braunschweig erscheint ein von Yilmaz Dziewior und Karola Grässlin herausgegebenes Katalogbuch im DuMont Literatur und Kunst Verlag mit Texten von Christine Lemke und Dirk von Lowtzow.

Jan Timme ist Preisträger des Arbeitsstipendiums 2003/2004 der Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler.

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Jan Timme
Bald fliegt der ganze Schwindel auf
Rauminstallation