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Das Kunsthaus Bregenz freut sich, die Eröffnung der Ausstellung TRUTH BEFORE POWER (Wahrheit vor Macht) der amerikanischen Künstlerin Jenny Holzer am 11. Juni 2004 anzukündigen. Thema der Ausstellung sind die komplexen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Regierung der Vereinigten Staaten und dem Nahen Osten vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute. Darüber hinaus erforscht die Künstlerin den gegenwärtig von den Vereinigten Staaten geführten „Krieg“ gegen den Terrorismus, die Folgen des 11. Septembers und die daraus entstandene Debatte, Theorie und Praxis von Spionage und Spionageabwehr, sowie das Problem, in einer Demokratie ein gerechtes und praktizierbares Gleichgewicht zwischen Geheimhaltung und Transparenz zu finden.

Nahezu alle von Holzer verwendeten Texte stammen aus amerikanischen Regierungsdokumenten – in erster Linie aus amtlichen Mitteilungen, Berichten und Briefen, die der Öffentlichkeit im Rahmen des “Freedom of Information Act“ (Gesetz über Informationsfreiheit), einem Meilenstein in der Geschichte, zugänglich gemacht wurden. Viele der Texte waren ursprünglich, als sie entstanden, „geheime Verschlusssache“ oder „vertrauliche Doku-mente“ und sind auch heute nur in stark zensierter Form einzusehen.

TRUTH BEFORE POWER, so der Titel des Projekts von Jenny Holzer für Bregenz, bezieht sich auf eine Kernaussage aus “Estimates and Influence“ (Einschätzungen und Einfluss), einem Aufsatz von Sherman Kent, einem der Gründer der CIA, aus dem Jahr 1968, der dafür plädierte, dass unvoreinge-nommene intellektuelle Stringenz das oberste Gebot der Geheimdienstarbeit zu sein habe.

Holzer wird ihre elektronischen Texte und Zeichenanordnungen auf den drei obersten Stockwerken des Kunsthauses installieren. Die Texte für den zweiten Stock, in Rot und Bernsteingelb programmiert, wurden ausgewählt, um einen Eindruck vom Stimmengewirr bei außenpolitischen Entscheidungen während der Amtszeit der Präsidenten Ronald Reagan, George H. W. Bush, William Jefferson Clinton und George W. Bush zu vermitteln. Die Texte im dritten Stock des Museums sind ganz in bernsteingelb programmiert und stammen aus der Literatur des amerikanischen Geheimdienstes. Sie erläutern die Philosophie, die seiner Arbeit zugrunde liegt, und ihren Beitrag zur Außenpolitik des jeweiligen Präsidenten. Des weiteren beleuchten sie die Beziehungen zwischen dem Geheimdienst und den gesetzgebenden Organen, die mit seiner Kontrolle befasst sind. Eine neuere Arbeit des zeitgenössischen amerikanischen Lyrikers Henri Cole, „An den 43. Präsidenten“, erscheint in blauer Leuchtschrift im ersten Stock und in den begleitenden Baum-Installationen, die Jenny Holzer speziell für das Foyer des Kunsthauses sowie für die Johanniterkirche in Feldkirch geschaffen hat.

Seit über 25 Jahren präsentiert die Künstlerin ihre scharf formulierten Ideen, Argumente und Anliegen im öffentlichen Raum und in internationalen Ausstellungen, u.a. auf der Biennale von Venedig, im Reichstag, und in den Guggenheim Museen von New York und Bilbao. Ihr Medium ist immer die Schrift, sei es als Text auf einem T-Shirt, als Plakette oder als LED-Anzeige. Die öffentliche Dimension ist integraler Bestandteil der Vermittlung ihres Werks.

Jenny Holzer begann in den späten Siebzigerjahren, ihre Poster mit “Truisms and Inflammatory Essays“ (Gemeinplätzen und aufhetzenden Aufsätzen) überall in New York an öffentlichen Gebäuden anzubringen. Bis zu den heutigen Xenon-Projektionen auf Fassaden bekannter Bauwerke haben ihre Texte und Praktiken der vorherrschenden Ignoranz und Gewalt, Humor, Güte und moralische Courage entgegengesetzt. Holzer lebt und arbeitet in Hoosick, N. Y.

Henri Cole hat fünf Gedichtsammlungen veröffentlicht, darunter jüngst “Middle Earth“ („Mittelerde“, im Verlag Farrar, Strauss & Giroux, 2003), ein Buch, das in diesem Jahr mit dem renommierten Lyrikpreis Kingsley Tuft Poetry Award ausgezeichnet wurde. Cole unterrichtete in den Jahren 1993 bis 99 als Briggs-Copeland Dozent an der Universität Harvard. Nach Lehrverpflichtungen an den Universitäten Yale, Columbia und Smith lehrt er heute am Bennington College. 2004 wurde er für den Pulitzerpreis nominiert, und der Kritiker Harold Bloom schätzt ihn als „einen zentralen Dichter seiner Generation.“ Cole lebt in Boston, MA.

Die Ausstellung im Kunsthaus Bregenz wird am 12. Juni 2004 eröffnet und ist bis zum 5. September 2004 zu sehen. Xenon-Projektionen werden vom 11. bis zum 18. Juni an verschiedenen Orten in Bregenz und Vorarlberg stattfinden. Ein Katalog mit dem Titel TRUTH BEFORE POWER wird in Verbindung mit der Ausstellung erscheinen.

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Jenny Holzer
Truth Before Power