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Wir freuen uns sehr, mit Revenant die erste Einzelausstellung der in New York lebenden, australischen Künstlerin Jessica Rankin bei carlier | gebauer präsentieren zu können. Rankins Wandarbeiten setzen Worte, Farb- und Formelemente auf einem gazeartigen Stoff (Organza) zusammen, die zwischen Zeichnung und Schrift eine eigene künstlerische Ebene erschließen.

Rankins Arbeiten scheinen Übersetzungen unterschiedlicher, sonst voneinander klar geschiedener Felder zu bilden. Ihre Formate bewegen sich zwischen Landschafts- und Historienmalerei, ihre Motive verbinden Naturformationen und konkrete Poesie und ihre durchscheinenden Oberflächen sind durch die klaren, schwarzen Linien ihrer Schriftbilder durchtrennt. In Revenant bringt Rankin Arbeiten der vergangenen zwei Jahre zusammen, deren Namen an Nachtszenerien erinnern: Moon River, Empty Night, Cloud from Silt, Termagant, Dark Star. Revenant, der Wiedergänger, mit dem sie die Ausstellung betitelt, taucht bei Freud als ein zentraler Topos des Unheimlichen auf, als unwillkürliches Wiedererkennen eines Gegenübers, das uns zuvor kam, dass uns anblickt, bevor wir selbst blicken können. Rankins Arbeiten formulieren einen solchen Blick. Das ihnen inhärente wieder zu Erkennende - die Technik der Stickerei, der poetische Umgang mit Worten als Material - sind mehr einem privaten Lebensbereich zu zu ordnen. Sie erinnern an Emily Dickinsons Dichtung, welche sie in ihrem Zimmer verfasst hat, ebenso wie an die Jahrhunderte lang Frauen zugewiesene Hausarbeit. Deren neuerliche Bezeichnung als „affektive Arbeit“ stellt eine weitaus klarere Verbindung zu Rankins Arbeit her. Hier wird die Stickerei als persönliche Zeichnung lesbar, die den privaten Raum übersteigt, in der die Worte angeeignet werden und keiner Satzstruktur bedürfen um zum Ausdruck zu gelangen.

Rankins Arbeiten ziehen neue Ebenen in den Raum ein. In unmerklichem Abstand zur Wand fixiert bleiben die Stoffe als Körper erfahrbar, auf denen sich Landschaften aus Linien, Fäden, zusammensetzen und wieder in Schrift übergehen. Abstraktion und Figuration liegen dicht beieinander, denn wie die Worte lassen sich auch die Motive wieder erkennen, doch ihre Verwendung bleibt ungegenständlich, wird konkret nur im Zusammenhang, als gemeinsame Grammatik der Arbeit. Rankins Vorlagen - wissenschaftliche Diagramme und Kartographien -ähneln in gewisser Hinsicht den Worten, welche sie in die Organza einarbeitet. Beide sind sie Beschreibungssysteme, Mustererkennungen und beide werden in Revenant zu Materialeigenschaften umgearbeitet. Die Präzision von Rankins Arbeiten liegt in der ästhetischen Eigenständigkeit, die sie den Materialien, den Worten, Formen und Ansichten zukommen lässt. Rankins „affektive Arbeit“ verobjektiviert ihre scheinbar subjektiven Mittel zu ästhetischen Kartographien einer eigenen Grammatik.

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Jessica Rankin
Revenant