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Jimmie Durham hat soeben ein Buch veröffentlicht, das mit der Beschreibung der Materialien beginnt, die er bei der Aktion „The Second Particle Wave Theory“ in Sunderland (England) benützt hat: Englische Wörter, Holz, Stein, River Wear.

Diese ungewöhnliche Materialbeschreibung ist typisch für viele Skulpturen von Jimmie Durham, bei denen Texte und Steine eine aktive Rolle spielen. Mit Hilfe des Steins werden Autos zerdrückt, Kühlschränke demoliert, Fernseher zertrümmert, Farbtuben ausgedrückt, oder, wie bei der erwähnten Arbeit in Sunderland, ein Boot mit einen Findling versenkt. Mit Hilfe des Textes wird das Vokabular untersucht, mit dem über Kunst und andere Begebenheiten geredet wird.

Seine Methoden sind Sprachforschung und Natur- und Kulturbeobachtungen. Er selbst bezeichnet sich als „theoretischer Biologe“, der Verhaltensweisen und Normen des Zusammenlebens in verschiedenen Gesellschaften beschreibt.

Die Arbeit von Jimmie Durham beinhaltet immer eine deutliche Kritik. Er wendet sich gegen die kapitalistische Konsumgesellschaft, gegen die arrogante, westliche Kunstauffassung, die den Rest der Kunstwelt als „Folklore“ abwertet – und gegen jegliche Form von Rassismus. Ganz explizit hat er sich im Februar 2005 in einer Rede beim World Social Forum in Porto Alegre (Brasilien) für einen Boykott der Biennale in Sao Paolo ausgesprochen – der Grund: noch immer werden die dort lebenden Indianer nicht als Menschen mit gleichen Rechten behandelt.

In der aktuellen Ausstellung – seiner zweiten Einzelausstellung in unserer Galerie - zeigt Jimmie Durham Assemblagen und Skulpturen, Objekte aus seinem Atelier im Grunewald in Berlin. Dort arbeitet Jimmie Durham seit Jahren in dem weiträumigen Ateliergebäude, das Hitler 1940 für Arno Breker bauen ließ. In den Assemblagen wird zum Teil über den geschichtsträchtigen Ort und die Architektur der Nationalsozialisten reflektiert, es werden aber auch Fundstücke beschrieben, die Durham auf seinen Spaziergängen im Wald fand, z.B. riesige Pilze, Plastikmüll oder Objekte, die sich im Atelier angesammelt haben, Handschuhe, Werkzeuge, Leuchtpapiere, Zahnräder etc..

Die Assemblagen sind eine Bestandsaufnahme der alltäglichsten Dinge. Sie werden, so wertlos sie auch erscheinen mögen, zu Bildern zusammengefügt, beschrieben und mit Kommentaren versehen.

Jimmie Durham, der seit 1998 in Berlin lebt, wird im Juli die Stadt in Richtung Rom verlassen.

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