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Am Freitag, dem 18. November 2011, eröffnet die Galerie Thomas Schulte ihre zweite Einzelausstellung mit neuen Arbeiten von João Penalva. Zur Vernissage von 19 bis 21 Uhr ist der Künstler anwesend. Für die Kunst Penalvas sind Text, Fiktion und Narrativität die bestimmenden Elemente. Das war nicht immer so. Denn in den 20 Jahren, da Penalva als Maler arbeitete, war seine Kunst strikt nicht-erzählerisch. Erst mit dem Interesse an Installation und zeitbasierten Medien entdeckte Penalva seine Lust zu erzählen. Er wendete sich der Fotografie zu, der Projektion und Installation, die er begann, mit Licht und Ton, gesprochenem Wort oder Untertiteln und skulpturalen Elementen zu montieren. Im Zentrum seiner zweiten Ausstellung in der Galerie Thomas Schulte steht ein Schattentheater, auf dessen Bühne sich ein leerer Fotoständer aus Draht langsam dreht. Im farbig wechselnden Licht und von einer kleinen Musik begleitet folgen wir den Schatten auf der Wand und bemerken dabei kaum, wie wir verführt werden zu fantasieren. Mit der Skulptur „Petit Verre“ (2007) gibt Penalva im weitesten Sinne das Thema seiner Ausstellung kund, die von Objekten und Apparaten handelt, mit denen Kunst präsentiert wird. So geht es Penalva nicht um das Foto, sondern um das Drahtgestell dahinter, welches das Foto hält, oder um das Vergrößerungsgerät, welches das Foto Wirklichkeit werden lässt. Die Requisite steht plötzlich als Hauptdarsteller des Stückes im Scheinwerferlicht und der begleitende Text lässt den Zuschauer glauben, dass ein Dialog jeden Augenblick beginnen kann. Mit der Skulptur „Petit Verre“, der Diaprojektion „Monument“ (2011) sowie einer Reihe von fotografischen Arbeiten zeigt uns der Künstler einmal mehr in besonderer Deutlichkeit, worin sein Interesse liegt: Immer geht es ihm um das Nicht-Sichtbare, um das Dahinter, um das, was hinter dem Sichtbaren liegt oder liegen könnte, um die Möglichkeit des Alles-könnte-so-aber-auch-anders-sein. Für Penalva ist die sichtbare Wirklichkeit ein Reservoir der poetischen Umdeutung. So sind seine neuesten Arbeiten aus den positiven und negativen Scans von gefundenen Fotografien collagiert und lassen auf diese Weise Spuren ihres früheren Lebens als Erinnerungsstücke erkennen. Indem er z.B. Bild und Text und so Realität und Fiktion gegeneinander stellt, schafft Penalva Arbeiten, die das Konkrete, die Vorstellung und das Unbewusste zusammenbringen. Er wird so zum Geschichtenerzähler, der scheinbare Wirklichkeiten erfindet und von der Idee lebt, dass die Dinge anders sein könnten, als sie erscheinen oder als wir denken. Mit diesen Ausdrucksmitteln umkreist Penalva als sein zentrales Thema, wie vom Kunsthistoriker und Kurator Andreas Kreuger erkannt, die Frage nach der Logik des Traums. Dabei bringt Kreuger Penalvas Kunst mit den Ideen des französischen Philosophen Henri Bergson in Verbindung, der sagte, dass ein Mensch, der die Bilder seiner Träume nach einer tieferen Bedeutung und einer Botschaft analysiert, viel zu rational wird, weil er dabei die ihn umgebende Welt außer Acht lässt. Im Katalog zu Penalvas Ausstellung in der Kunsthalle Lund in 2010 schließt Kreuger mit dem Gedanken: „Und vielleicht liege ich nicht ganz falsch, wenn ich seine Kunst als eine Art von umgekehrter Traumarbeit begreife, ein beständiges Bemühen, die Bilder, die sich vor uns entfalten, nicht zu interpretieren. Schlussendlich wollen weder er noch wir wissen, ob wir träumen oder nicht.“

João Penalva (geb. 1949 in Lissabon) studierte an der Chelsea School of Art in London, wo er seit 1976 lebt und arbeitet. 2003 war er Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD und gewann 2009 den Bryan Robertson Award. 1996 vertrat er Portugal in der Biennale in São Paulo und 2001 in der Biennale in Venedig. Darüber hinaus war er Teilnehmer der 2. Berlin Biennale in 2001 und 2002 der Biennale von Sydney. Zu den wichtigen Einzel ausstellungen gehören: Camden Arts Centre, London; Contemporary Art Centre, Vilnius; Galerie im Taxispalais, Innsbruck; Tramway, Glasgow, 2000; Rooseum Center for Contemprary Art, Malmö, 2002; Institute of Visual Arts, Milwaukee, und The Power Plant, Toronto, 2003; Serralves Museum, Oporto, und Ludwig Museum Budapest, 2005; Irish Museum of Modern Art, 2006; DAAD Gallery, Berlin, und Mead Gallery, University of Warwick, England, 2007; Lunds Konsthall, Schweden 2010; Centro de Arte Moderna, Calouste Gulbenkian Founda-tion, Lissabon, 2011; Brandts Kunsthallen, Odense, Dänemark, 2012.

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Joao Penalva