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Betrachtet man die Bilder Jörg Eberhards, taucht man in eine Welt geordneter Dinge ein. Alles scheint seinen Platz zu haben und sich an der richtigen Stelle zu befinden. Da Eberhards Bilder „ lichtvoll“ sind, also die Farbe bei ihm auch Lichtspeicher ist, begibt man sich gerne in die von ihm geschaffenen Raumkonstruktionen. Schaut man länger hin, gerät die vormalige Ordnung plötzlich ins Wanken: Warum sind seine Gegenstände flächig gemalt und befinden sich doch offensichtlich in räumlichen Zusammenhängen? Sind es konstruierte oder dekonstruierte Räume? Stellen die gezeigten Gegenstände Zeichen und Symbole dar, oder wohnt ihnen die Kraft der Präsenz realer Dinge inne? Eberhards Bilder erscheinen eben aber gleichzeitig dreidimensional und enthalten in der Erinnerung zudem eine zeitliche Dimension.

Jörg Eberhard hat begeistert die Erkundungen des perspektivischen Raumes der Renaissancekünstler nachvollzogen und lässt den Betrachter virtuelle Räume betreten. Doch anders als die Künstler der Renaissance geht er nicht von einem eindeutigen System von Fluchtpunkten aus. Somit gedenkt er nicht, uns eine Perspektive vorzuschreiben. Ebenso verfährt er mit den Gegenständen, die er uns zeigt. Vordergründig halten die gemalten Dinge Kontakt zur sichtbaren Welt, anscheinend um nicht der Unverbindlichkeit der Abstraktion anheimzufallen. Es sind aber auch Befragungen der Gegenstände: Löst der Umriss einer griechischen Amphore eine kulturgeschichtliche Assoziation aus? Wie verhält sich ihr gegenüber ein gemaltes Handy? Es ist diese Vielschichtigkeit, in der Jörg Eberhard an das titelgebende „Lichtfeld“ anknüpft: Ein Lichtfeld ist die mathematische Bezeichnung eines Raumes, der zu den in ihm befindlichen Punkten eine Information enthält, in welche Richtung jeder einzelne Punkt strahlen könnte. So wird beispielsweise in der Computergrafik ein Lichtfeld benutzt, um in einem dreidimensionalen Raum virtuell um ein Objekt herumwandern und es von allen Seiten betrachten zu können.

Jörg Eberhard, geboren 1956 in Bald Waldsee, studierte zwischen 1975 und 1982 an der Kunstakademie Düsseldorf bei K.O. Götz und Alfonso Hüppi. Er wurde mit verschiedenen Stipendien ausgezeichnet und blickt auf zahlreiche Ausstellung an unterschiedlichen Orten Deutschlands zurück. Seit 2002 ist er Professor für Experimentelle Gestaltung, zuletzt am Institut für Kunst und Kunstwissenschaft der Universität Duisburg-Essen. Jörg Eberhard lebt in Düsseldorf.

Vernissage: Fr | 22. Juni | 19:00
Eintritt frei