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Johannes Lotz »Flucht durch L.«

Johannes Lotz lässt in seinen Gemälden auf Leinwand und Holztüren Bildwelten entstehen, die bevölkert sind von bizarren Figuren auf verschlungenen Wegen zu seltsamen Orten. Sie scheinen mal mehr und mal weniger in vertraute Märchen zu führen, deren Geschichten jedoch durch die Zerstücklung der Narration und formale Uneinheitlichkeit gebrochen sind und damit verschlüsselt bleiben. Ähnlich wie  Märchen auf eine bedrohliche und schwer zu ergründende Welt verweisen, führen Lotz` Arbeiten in brüchige und ambivalente Lebensräume, die hintergründig auch gesellschaftliche Mechanismen reflektieren. Nicht nur die Thematik der Bildwelten, sondern auch deren malerischer Prozess erinnert an Vorgehensweisen, die uns aus Literatur und Malerei mitunter aus dem Kreis der Surrealisten bekannt sind. Allen voran prägte André Breton die Écriture automatique, welche Texte und Bilder anstrebte, die ohne jede Kontrolle der Vernunft entstehen sollten. Vergleichbar bedient sich Lotz der Kraft psychischer Prozesse, mit der er die kontrollierende Realitätswahrnehmung des Bewusstseins teilweise bricht und das Ergebnis in seinen Gemälden bannt und ausformt. Die Ausstellung »Flucht durch L.« wird bestimmt von einer großformatigen Hauptgruppe, die überwiegend in einem atmosphärischen Dunkel liegt, in das immer wieder ein zwielichtiges bis feierliches Leuchten oder Flackern einbricht. Obwohl das Bezugssystem der Figuren hierin unbestimmt bleibt, ist es ganz so, als betrete man mit ihnen einen Zeremonienraum, dessen weihevolle Atmosphäre das Hinübergleiten in eine andere Wirklichkeit erleichtert. Johannes Lotz (*1975) studierte an der Akademie der bildenden Künste in Mainz bei Friedemann Hahn und in München bei Gertraud Schottenloher. Nach verschiedenen Einzelausstellungen, u.a. in der Galerie Michael Janssen in Berlin und Köln und im Künstlerhaus Saarbrücken, widmet ihm die Galerie Parrotta bereits zum zweiten Mal eine Ausstellung. Die Ausstellung wird begleitet von einem Künstlerbuch, das im Textem Verlag / Hamburg erscheint und zum Preis von zwanzig Euro bezogen werden kann.

Jochen Plogsties »The Wool Winder, The Lake«

In den Gemälden von Jochen Plogsties spielen Bezugssysteme zwischen Original und dessen medialer Vermittlung eine entscheidende Rolle. In seiner neuen Werkserie bedient sich Plogsties vorrangig Bildvorlagen aus der Kunstgeschichte, die über Ausstellungskataloge, Zeitungen oder  das Internet übermittelt werden. Hierbei vollzieht er als Maler einen paradoxen Akt der Wiederaneignung. Abdrucke oder Ablichtungen der ursprünglichen Gemälde werden von ihm zurück ins Malerische übersetzt. Dabei blendet er die mediale Vermittlung des Originals nicht wieder aus, sondern stellt auf seinen Gemälden mitunter auch die Ränder eines Computerausdruckes einer Charitas-Version Lucas Cranachs dar. Wie viel Cranach ist noch zu finden im Raster der Tinte auf Papier, das heute als Vorlage im Atelier des Künstlers liegt? Die Rückübersetzung eines solchen Blattes ins Malerische ist eine Wiederholung, die sich als schöpferisch erweist, denn die Wiederholung im Gegenwärtigen geht immer mit einer Verschiebung einher, die stets etwas Verschiedenes hervorbringt. Mit dieser künstlerischen Strategie befragt Plogsties sowohl sich selbst als Maler im Wettstreit mit dem vorliegenden Medium als auch die gesellschaftlichen, medial und institutionell gelenkten Prozesse des Erinnerns und Vergessens. So entsteht ein zeitgenössisches Bild, das über unsere Vergangenheit und Gegenwart zugleich berichtet. Jochen Plogsties (*1974) studierte an der Akademie der bildenden Künste in Mainz bei Friedemann Hahn und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Arno Rink und zuletzt Neo Rauch, bei dem er als Meisterschüler sein Studium abschloss. 2009 erhielt er das Stipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen für das internationale Studio- und Kuratorenprogramm (ISCP) in New York und im selben Jahr war er beteiligt an der Ausstellung "Kunst in Leipzig seit 1949" im Museum der bildenden Künste Leipzig.

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Johannes Lotz: 
Flucht nach L. 

Jochen Plogsties: The Wool Winder, The Lake