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SATELLIT nennt sich der neue Projektraum, den die Galerie Anita Beckers durch die Unterstützung der Stadt Frankfurt ab sofort als ungewöhnlichen Ort für Kunst unter ungewöhnlichen Bedingungen betreiben wird.

Der Raum, eine ehemalige Gaststätte, befindet sich im Technischen Rathaus (Braubachstrasse 15), zwischen SCHIRN und Kunstverein, gegenüber des SCHIRN Cafés.

Dieser Raum, der noch immer die Spuren seiner Vergangenheit trägt und in seiner Erscheinung die Bedingungen eines “white cube” in ihr Gegenteil verkehrt, wird jungen Künstlern zur Verfügung gestellt, die mit diesen erschwerten Voraussetzungen umgehen möchten.

Der junge Künstler Johannes Wald wird den ersten Versuch unternehmen, durch seinen Eingriff den Raum durch die Kunst zu vereinnahmen. Das Spiel ist eröffnet, die Ergebnisse nicht kalkulierbar, der Ausgang offen! Der Raum wird sich im Sinne einer Baustelle den jeweiligen Bedingungen anpassen.

JOHANNES WALD (*1980) lebt in Karlsruhe und studiert an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Prof. Harald Klingelhöller Bildhauerei.

Grundlage von Johannes Walds Skulpturen, Zeichnungen und Videos bildet meist ein geschlossener Prozess, der sich auf unterschiedliche Art und Weise in den Arbeiten widerspiegelt und für den Betrachter lesbar wird. Dieser Prozess wird im Video dokumentiert, als Produkt, in Form einer Skulptur, verewigt oder auch in Zeichnungen als Möglichkeit, als Erzählung formuliert.

Spiel, Witz und Freude am Gebauten, Gemachten auf der einen, Genauigkeit, formale Geschlossenheit und Folgerichtigkeit auf der anderen Seite bestimmen Johannes Walds künstlerisches Denken.

Was geschieht, wenn er eine Nähmaschine sich selbst in eine Kunstlederhülle einnähen lässt? Das Ergebnis ist eine absurde biomorphe Skulptur. Eigenartige Assoziationen stellen sich ein, die sich nicht ohne Weiteres aus dem Entstehungsprozess herleiten lassen. ("zigzag sculpture" 2006 )

Wie entstanden die banalen, rotbraunen Spritzer an die Wand? Eine verspätete Actionpainting-Paraphrase? Nur der Titel der Arbeit verrät die brutale Prozedur, der sich Johannes Wald unterzogen haben muss, um diese Blutflecken an die Wand zu bringen. ("bloody nose" 2006 )

Ein mit unzähligen neonfarbenen, zu Scherben zersplitterten Tontauben übersäter Raum, Einschläge im Wandverputz und eine abschussbereite Tontaubenschleuder zeugen von einem viele male wiederholten Beschuss. Der Raum verwandelt sich in einen begehbaren Zwitter aus Malerei und Skulptur. ("natural bird" 2004 )

Dreist, lapidar und poetisch zugleich mutet es an, wenn Johannes Wald uns in einem Video vorführt, wie eine Sylvesterrakete in einer Gehweglaterne aufsteigt, im Lampenschirm explodiert und für Sekunden die Dämmerung bunt erleuchtet. Zurück bleibt nur eine sich langsam auflösende Rauchfahne. ("o.T." 2005 )

Die forschende Lust an der Erprobung in Verbindung mit Gespür für die künstlerischen Mittel, die sich in Johannes Walds Arbeiten zeigen, machen neugierig auf seine weitere Entwicklung.

Johannes Esper

Pressetext

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Johannes Wald
Ort: Projektraum SATELLIT im Technischen Rathaus Frankfurt