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Jonathan Meese, als Sohn deutsch-wallisischer Eltern, ist 1971 in Tokio geboren und lebt heute in Berlin und Hamburg. Er studierte drei Jahre, von 1995 bis 1998, an der Hochschule für bildende Künste bei Franz Erhard Walther, gemeinsam mit John Bock und Christian Jankowski. 1998 tritt er bei der Berlin-Biennale mit der Installation "Ahoi De Angst – Be Dorian Gray" das erste Mal ins Licht der internationalen Kunstszene.

Im Jahr 2000 fängt er an zu malen. Hat er vorher nur Installationen gezeigt, produziert er nun auch großflächige Ölbilder. Ästhetisch entsprechen seine Arbeiten durch und durch dem Image einer deutschen Malerei. Sie erinnern an die jungen Wilden der frühen Achtziger Jahre - ein "expressiver, drastischer und unbekümmerter Umgang mit bildnerischen Mitteln und Medienzitaten" zeichnet sie aus, wie Justin Hoffmann Meeses Arbeiten in einem Beitrag zur Ausstellung "L.A.-ex" im Museum Villa Stuck, München, beschreibt.

Meese bezieht sich in seinen Installationen, Performances, Bildern und Skulpturen auf zahllose Personen aus der Geschichte und Gegenwart: Angefangen bei Echnaton, Nero und Caligula, Marquis de Sade, Wilhelm II., Wagner, Lautrémont, Hitler, Stalin, Ezra Pound bis hin zu Salman Rushdi findet bei ihm alles Platz, was Rang und Namen hat. Es sind fast ausschließlich negativ besetzte Namen, die Meese uns vorsetzt, und auch damit provoziert. Hat er 2000 Hitler noch sehr oft verwendet, so lehnt er dies mittlerweile ab, um dem Mainstream zu entgehen. Doch er provozierte sehr gern mit ihm, gerade mit der Intention, fehlende Radikalität im Kunstgeschehen damit wieder wett zu machen – Meese vermisst "Druckverhältnisse, die Kristalle ausformen könnten".

Hitler und Stalin sind auch keine Vorbilder für Meese, sondern sie sind Einheiten. Er bezeichnet diese Einheiten auch gerne als Säle, innerhalb eines riesigen Weltgebäudes, die er dann auch als Installationen nachzubilden versucht und ausstellt. Er beschreibt seine Vorstellung so: "Das ganze Weltgebäude ist für mich eine riesengroße Burg mit verschiedenen Sälen, durch die ich gehe. Es gibt den Maldororsaal. Es gibt den Geburts- und Sterbesaal. Es gibt den Saal Hitlers. Es gibt den Saal, wo Rimbaud sitzt. Die sitzen dort alle alleine. Da gehen die Leute nur durch und schauen, können aber im Grunde zu diesen Sälen nicht viel sagen. Man muss gewappnet sein, um das durchspielen zu können. Da kann man auch nicht sofort mit irgendwelchen Urteilen kommen. Das bringt nichts, nicht für die Sache, die Kunst, die Literatur und auch für den Menschen nicht. Höchstens um was abzulegen, aber nicht um zu einer interessanten Sache zu kommen."

Und nun durchstreift Meese die Säle und versucht angemessen an den Leuten vorbeizukommen, um sich irgendwo dann auch einen eigenen Saal einzurichten, und über die anderen zu lachen, die noch immer zwischen den Räumen herumstreunen, und in seinen Augen Harmloses produzieren.

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Jonathan Meese "Solo für Onkel Schnapp-Gebiss"