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JONNIE DÖBELE
MAX BENSE 6.12.76, 18.15 -19.20h
Ausstellung und Buchpräsentation

JONNIE DÖBELE, HANNELORE KOBER
EXPANDED CINEMA 1977-1985
Filmvorführung

STUTTGART, FREITAG 15. MAI 2015, 19 - 23 UHR

19:30 Markus Hartmann im Gespräch mit Jonnie Döbele und Harry Walter
21:00 Florian Härle stellt eine Filminstallation und 4 kurze Single-Screen-Arbeiten von Jonnie Döbele und Hannelore Kober vor

Der Stuttgarter Philosoph und Schriftsteller Max Bense (1910-1990) gehörte in der Nachkriegsära zweifellos zu jener überschaubaren Gruppe von Intellektuellen, die mit ihren Thesen für tiefe Verstörungen im öffentlichen Bewusstsein sorgten. Seine Vorlesungen waren Kult. Über die eigentliche Studentenschaft hinaus, wurden sie zum Treffpunkt der progressiven Geister dieser Stadt. Man ging dort hin, um einem Denker bei der Hervorbringung seiner oft provokativen Gedanken zuzuschauen, aber auch, um selbst gesehen zu werden. Doch nur einmal ist es gelungen, ein solches Event fotografisch zu dokumentieren. Noch als Student konnte der Filmemacher Jonnie Döbele mit Benses Erlaubnis am Nikolausabend des Jahres 1976 die Genese einer solchen Vorlesung von Anfang bis Ende festhalten. Eine Auswahl dieser vom Hörsaalsitz aufgenommenen Fotografien hat er nun, fast vierzig Jahre später, zu einem Fotobuch arrangiert, dessen "ästhetische Eigenrealität" über den einzigartigen dokumentarischen Wert dieser Bilderserie noch hinausweist. Ein in das Buch integrierter Essay von Harry Walter versucht, dem Hörsaal-Phänomen Bense mit rein sprachlichen Mitteln näherzukommen. 

EXPANDED CINEMA 1977-1985
Ende der Siebzigerjahre studieren die beiden Filmemacher Hannelore Kober und Jonnie Döbele in London in der Filmklasse von Malcolm Le Grice. Die Rolle des Lehrers könnte nicht besser besetzt sein, denn er ist einer der wichtigsten Protagonisten des Expanded Cinema in England und damit Vertreter des Strukturellen Films. So ist es nicht überraschend, dass Kober und Döbele mit ihren Werken, eine historisch spannende Funktion einnehmen zwischen dem Strukturellen Film und der künstlerischen Haltung, die sich Ende der 70er Jahre entwickelt und die mit dem Bruch von (nicht nur künstlerischen) Traditionen einher geht: Mit ihrem filmisch-künstlerischen Werk, das trotz formaler Ernsthaftigkeit ironische und persiflierende Züge aufweist, vermitteln die Stuttgarter zwischen den Lagern des Strukturellen Films und Punk und markieren eine historische Wende in der filmischen Praxis. Text: Florian Härle, Performative Filminstallationen der 80er Jahre, Promotion erscheint 2016