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Eines der prominentesten Werke, das in der Dauerausstellung der Städtischen Galerie gezeigt wird, ist das Gemälde "Café Deutschland" von Jörg Immendorff aus dem Jahr 1978. Diese und weitere Arbeiten des Künstlers erwarb die Stadt 2005 aus der Sammlung Garnatz, die seit 1996 als Dauerleihgabe essenzieller Teil der Städtischen Galerie ist. Ein weiteres Gemälde des Künstlers, "Café de Flore", hat das Sammlerehepaar Ute und Eberhard Garnatz großzügigerweise als Geschenk dem Ankauf hinzugefügt. Damit verfügt die Städtische Galerie über Spitzenwerke von Immendorff aus fast allen Schaffensphasen. Diese sind das Kernstück der Sonderausstellung, die am 28. Juli 2006 mit dem Titel "Jörg Immendorff – Facetten eines Werks" in der Städtischen Galerie eröffnet wird, erweitert durch eine Reihe von Leihgaben vor allem aus Privatbesitz, welche die vorhandenen Arbeiten sinnreich ergänzen.

Immendorff wurde 1945 in Bleckede (Niedersachsen) geboren und studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie zunächst bei dem Bühnenbildner Teo Otto, von 1964 bis 1970 dann bei Joseph Beuys. Beide Lehrer waren für seine weitere Entwicklung von besonderer Bedeutung. Von 1968 bis 1980 als Kunsterzieher tätig, arbeitete Immendorff schon frühzeitig freischaffend. 1989 erhielt er eine Professur an der Städelschule in Frankfurt am Main, 1996 folgte die Berufung an die Kunstakademie Düsseldorf. Im In- und Ausland wurden ihm zahlreiche Ausstellungen sowie Auszeichnungen gewidmet, so u.a. 2005 der angesehene Goslarer Kaiserring. Jörg Immendorff, Klasse, 1982, Galerie Michael Werner, Köln

Jörg Immendorff, Klasse, 1982, Galerie Michael Werner, Köln Gezeigt werden rund 50 Arbeiten von Immendorff: Gemälde, Grafiken und Plastiken, die beispielhaft für drei Etappen seines Schaffens stehen. Den Anfang machen Werke aus den 60er und 70er Jahren, in denen er, politisch links orientiert, sogenannte LIDL-Aktionen unternahm, darunter eine im November 1968 an der Karlsruher Kunstakademie. Im Mittelpunkt dieser Zeit stehen die Gemälde mit LIDL-Babys, die, aufgeblasenen Babypuppen ähnlich, auf freundliche Weise für den Frieden in der Welt plädieren. In der zweiten Phase wandte sich Immendorff dem Thema des Kalten Krieges zu, insbesondere der deutsch-deutschen Teilung. Nach der Begegnung mit dem 1980 ausgebürgerten DDR-Künstler A. R. Penck begann Immendorff 1978 mit der 19-teiligen Bilderserie "Café Deutschland", in der er die konträren deutschen Systeme kritisch reflektiert. Parallel dazu entstehen Kompositionen, in denen der Künstler für die Vereisung der Beziehungen zwischen der DDR und der BRD eine besondere Emblematik in Form der Eisscholle erfindet. Die dritte Phase wird von der Motivwelt des "Café de Flore" bestimmt, einem Café in Paris, das nach dem Zweiten Weltkrieg Intellektuellentreff war. Angeregt hierzu wurde Immendorff durch das Gemälde "Caffè Greco" des Italieners Renato Guttuso. Hierbei interessierte ihn, wie er in einem Interview äußerte, vor allem "die Idee, verstorbene und lebende Menschen einfach in einen Raum zusammenzusetzen". Beispielhaft für Immendorffs Nähe zum Theater ist die Grafik-Serie "The Rake's Progress" von 1995, der eine von ihm ausgestattete und in Salzburg aufgeführte Oper von Igor Strawinsky zugrunde liegt.

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Jörg Immendorff
Facetten eines Werks