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1969 wurde der Student Jörg Immendorff der Kunstakademie Düsseldorf verwiesen, 1996 kehrte er als Professor dorthin zurück, mit einem breiten und wegweisenden Oeuvre und zahllosen Ausstellungen im In- und Ausland. Im Rahmen der Projektreihe AKADEMOS, die das Werk der Düsseldorfer Akademieprofessoren vorstellt, zeigt das MKM vom 4. Dezember 2007 bis zum 2. März 2008 Gemälde des kürzlich verstorbenen Malerfürsten (1945-2007). Bislang wurden in dieser Reihe Siegfried Anzinger (2001), Hubert Kiecol (2002), Rissa (2003), A.R. Penck (2003), Rosemarie Trockel und Markus Lüpertz (2006) präsentiert. Die Ausstellung war mit Jörg Immendorff noch zu seinen Lebzeiten verabredet und besprochen worden.

Rund 90 Werke erlauben dem Besucher einen Gang durch vier Jahrzehnte Immendorffscher Bilderwelten und lassen ein ums andere Mal erkennen, warum der Künstler unumstritten einer der wichtigsten Protagonisten der deutschen Nachkriegskunst ist. Das älteste Bild in der Ausstellung datiert 1965, das jüngste ist von 2007. Jörg Immendorff ist auch in der Sammlung Ströher mit zahlreichen Werken vertreten.

Der Weg durch dieses Bilderuniversum beginnt mit Werken der 60er Jahre, darunter Gemälde aus der Serie der Babybilder und Kreidebilder zu den legendären LIDL-Projekten („Die Lidlstadt nimmt Gestalt an“). Kleinformatige Gemälde-Folgen der späten 70er / frühen 80er Jahre dokumentieren Immendorffs Auseinandersetzung mit deutsch-deutschen Problematiken, die er zu symbolhaften Bildern verdichtet und deren Titel („Kleiner Parteitag“, „Café Deutschland“ oder „Systemklemme-West“) - wie so oft bei Immendorff - zu einem gestalterischen Teil des Werks werden.

Ein weiteres Themenfeld, das in Immendorffs Werk immer wiederkehrt, und das auch in der Ausstellung entsprechend gewürdigt wird, ist die selbstreferentielle Auseinandersetzung mit der Person des Künstlers, der Produktion von Kunst und den Verstrickungen des Marktes. Hier zeigt das MKM u.a. Werke der 80er Jahre aus den Bildfolgen „Sammler“ oder „Der Bildhauer im Maler ist sein bester Feind“.

Aus den 90er Jahren werden Beispiele von Immendorffs teils großformatigen „modernen Historienbildern“ präsentiert, umfangreiche Bildpanoramen, in denen der Künstler bevorzugt seine Freunde und Kollegen in Szenarien voller historischer Anspielungen auftreten lässt (ex. „Painter as canvas“; „Langer Marsch auf Adler“). In diesen Gemälden ist wiederholt die Figur des Joseph Beuys präsent, Immendorffs Lehrer an der Kunstakademie Düsseldorf, ein Vorbild und ein Gegenspieler gleichermaßen. Wieder und wieder taucht die Figur des Meisters mit dem charakteristischen Hut in den Bildern Immendorffs auf, zuletzt in Arbeiten von 2007, die in der Schau zu sehen sind. Den Lehrer ins Bild zu bannen war Immendorffs eigene Weise, mit dieser übercharismatischen Persönlichkeit wirksam umzugehen.

Das Spätwerk Jörg Immendorffs beleuchtet die Ausstellung anhand von - nun unbetitelten - Gemälden aus den Jahren 2006/07, die in unmittelbarer Zusammenarbeit mit den Assistenten des Künstlers entstanden sind und zum Teil erstmals ausgestellt werden. Von den Lebensumständen seiner Krankheit gezwungen, konnte Immendorff zuletzt nicht mehr eigenhändig malen, was ihn aber keineswegs daran hinderte, unvermindert weiterzuarbeiten. Er hat sich des Computers und seiner Assistenten bedient, um nach seinen Anweisungen exakt die Bilder auszuführen, die er sich erdachte - ein hintergründiges Lehrer-Schüler-Verhältnis, bei dem der Lehrer seine eigenen Bilder vermittelt und die damit verbundene Distanz durchaus als Freiheit versteht. Immendorffs allegorisch durchsetztes Spätwerk, das Kunst und Leben in einem eigenen Universum wiederkehrender Formen und Motive zusammenführt, beschreibt Kevin Power im Katalog der Galerie Michael Werner von 2006 als „eine gewaltige, nicht nachlassende rebellische Geste des Abschieds, zugleich aber eine gewaltige Bekräftigung des Lebens und seiner Energien.“

Die Ausstellung ist in enger Zusammenarbeit mit Jörg Immendorffs Galerist und Nachlassverwalter Michael Werner zusammengestellt worden, dem wir an dieser Stelle für sein Engagement herzlich danken möchten.

Ermöglicht wird die Schau durch die großzügige Unterstützung der National-Bank AG Essen. Die Organisation liegt in den Händen der Stiftung für Kunst und Kultur e.V. Bonn. Es erscheint ein Katalog im Wienand Verlag mit umfangreichem farbigem Bildteil.

Es ist uns eine besondere Freude, dass der Bundeskanzler a.D. und langjährige Freund Jörg Immendorffs, Gerhard Schröder - den der Künstler 2007 noch porträtierte - die Ausstellung am 3. Dezember um 19.00 Uhr mit einer persönlichen Ansprache eröffnen wird. Weitere Sprecher sind der Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie, Markus Lüpertz, der Sprecher des Vorstandes der National-Bank AG, Dr. Thomas A. Lange, sowie Direktor Walter Smerling.

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AKADEMOS:
Jörg Immendorff
Malerei und Skulpturen