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Zunächst studierte Jörg Jantke Pädagogik und arbeitete anschließend von 1975 bis 1995 im Lehrerberuf; schon da entstanden Bilder, zunächst im Umfeld der Pop Art. Dann verließ er den Beruf und wandte sich der Kunst ganz zu. So, materiell und künstlerisch auf sich allein gestellt, in einer kleinen Stadt an der Peripherie der Kunststadt Berlin, gelang ihm die Entwicklung eines Werkes, das im Kontext zu anderen Künstlern steht, die nicht selten aus einer jüngeren Generation stammen, zu denen er aber keinen unmittelbaren Kontakt hat. Im künstlerischen, vorrangig autodidaktischen Alleingang mit den dazugehörenden, sich zuvor ergebenden stilistischen Irrungen und suchenden Zwischenphasen, fand er zunächst eine Form der Formulierung von Farbe und Linie, von Fläche und Gestalt, die ganz aus dem sinnlichen Kolorit und dem materialästhetischen Eigenwerk heraus spricht. Dabei folgt er mehr seiner hochsensiblen Intuition und seinem Gespür für die Klänge zwischen Fläche und Raum, zwischen Licht und Farben, als dass er einer ästhetisch ideologischen oder transzendenten Doktrin anhängt und diese visualisiert.

Bleiben Form und Farbe auf der Bildfläche „übrig“, kommen die Fragen nach dem Wesen der Farben und nach deren Formen ins Spiel: Gibt es eine konkrete Form zu einer konkreten Farbe? Existiert die ultimative Farbe oder sind sie alle nur Variationen einer Idee? Wird letztendlich nicht das Malen, das „Bildermachen“ zur praktizierten Erkenntnis, dass das Bild sich selbst verbietet, da es sich nie selbst genügt und stets variabel ist – also keine Endgültigkeit zulässt. Das sind Problemstellungen, die in der konkreten Kunst und in der Farbfeldmalerei schon zu vielen Bildfindungen führten und immer wieder führen werden. Dabei hat man das Gefühl, er visualisiert Erinnerungen an die einstige Unschuld der Farbe. Denn die sieht er vielleicht in den profanen Materialien wie zum Beispiel in farbigen Folien, im Kunstleder oder in Buntpapieren. Oder er zerstört die Illusion eines realitätsfernen Bildraumes, indem er einen Faden über das Farbfeld baumeln lässt, der zu uns in das reale Leben hinein zeigt.

Diese Ausstellung stellt erstmalig in einer gewissen Form der Retrospektive seinen künstlerischen Werdegang vor. Der ist geprägt von stets suchender Konsequenz nach dem Sag- und Sichtbaren und dem oftmals damit einhergehenden Zweifel an eben diesem Suchen und Finden.

Armin Hauer