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Jörg Wagner ist ein Geschichtenerzähler. In seinen Installationen und Skulpturen greift er Begebenheiten und Begegnungen mit Zeitgenossen auf, die erst ganz allmählich, bei genauerem Blick oder konzentrierterem Zuhören ihre Eigenartigkeiten enthüllen. Mit großer Präzision und zugleich einfachen Mitteln entwickelt er für diese Erzählungen Räume von lichter Klarheit und atmosphärischer Dichte.

Den Schwerpunkt seiner Ausstellung für die Städtische Galerie bilden zwei aufwändige neue Arbeiten, die eigens für die Nordhorner Präsentation entstanden. »Carsten Martins Mond aus Fleisch«, die der Ausstellung auch ihren Titel gibt, ist eine Art Klangraum, eine Spracharbeit im mehrkanaligen Dolby-Surround-Verfahren. Gefüllt wird der Raum mit drei Bildern, die über die Beschreibung des Sprechers langsam vor dem Auge des Betrachters entstehen, während die Erzählung Themen wie einen Kneipenbesuch, die Nase von W. C. Fields, Pubertätspickel, Quitten und die Sonnenfinsternis streift.

Im Zentrum der Ausstellung stehen dann zwei große begehbare Räume aus Lichtpauspapier, die in ihrer Form exakt eine Mansardenwohnung nachzeichnen. In ihrem Inneren hat Wagner mit Hilfe eines einfachen fototechnischen Verfahrens die komplette Einrichtung als Schatten auf der Wand festgehalten. Das Geheimnis dieser Räume liegt in ihrer Intimität. Als Positiv und Negativ zugleich öffnen sie für den Besucher einen Blick in ein kleines Privatreich, in dessen papiergefiltertem Licht aus den Spuren eines eigenartigen Lebens zu lesen ist.

Im letzten Teil der Ausstellung schließlich zeigt Jörg Wagner mit »69« und »the big5« u. a. zwei frühere Arbeiten, die ebenfalls auf ganz unterschiedliche Weise zwei bemerkenswerte Personen zu Wort kommen lassen: Man begegnet einem Opalsucher und Maler in Australien, der durch einen Zufall die Rolle eines Statisten in dem Film »Mad Max« erhält, und einem Großwildjäger, der von der beklemmenden Lust am Jagen von Elefanten, Löwen oder Leoparden in Afrika erzählt.

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Jörg Wagner: Carsten Martins Mond aus Fleisch
Kunstpreisträger der Stadt Nordhorn 2003
Kurator: Roland Nachtigäller