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Den Abschluss der Saison bildet eine Ausstellung mit fotografischen Arbeiten des portugiesischen Künstlers Jorge Molder, die erstmals in Berlin einem breiteren Publikum vorgestellt werden. Jorge Molder, geb. 1947, lebt in Lissabon und zählt zu den international renommierten Künstlern seines Landes. Er hat an den Biennalen von São Paulo (1994) und Venedig (1999) teilgenommen und war mit seinen Fototableaus an vielen internationalen Ausstellungen beteiligt. Im Dezember 2010 bekam Molder in Lissabon den bedeutenden portugiesischen Kunstpreis EDP/Arte 2010 verliehen. Jorge Molders wichtigstes Thema ist die absurde Metaphysik des menschlichen Alltags. Zumeist exemplifiziert er sie am eigenen Bild. Doch sind diese Bilder keine ‚Selbstbildnisse’ im geläufigen Sinne, vielmehr scheint der Künstler sich selbst als ein Fremder gegenüberzutreten, indem er sich – als Fotografierter und Fotografierender zugleich – vor der Kamera inszeniert und ein Repertoire an Gesten, Verkleidungen und Verstellungen aufführt, das auf vielfältige kunsthistorische, kulturelle, philosophische und naturwissenschaftliche Erfahrungen Bezug nimmt. Jorge Molder beschreibt seine Arbeitsweise so: „Ich habe mich fortwährend als Subjekt benutzt, aber irgendwie gelang es mir durch diese merkwürdige Art der Selbstdarstellung einen Charakter zu entdecken, der nicht ganz mir selbst entspricht. Trotzdem kann es niemand anderes als ich selbst sein.“ Jorge Molder hat Philosophie studiert, sein fotografisches Denken ist bei aller Raffinesse der Ausführung nicht auf technische Momente fixiert sondern auf ein bildnerisches Denken in essentiellen Formen zwischen Fotografie, Film und Malerei.

Seine neueste Serie Die Entstehung der Arten - A Origem das Espécies (2011/12), die der Ausstellung den Titel gab und hier erstmals ausgestellt wird, kann als ein Resümee früherer Werke verstanden werden. Vor dem schwarzen Quadrat, der Inkunabel der Moderne, taucht die Gestalt des Künstlers mehr oder weniger schemenhaft auf, die Ambivalenz von Erscheinung und Verschwinden gibt ein Bild der Dualität von Erinnerung und Vergessen – verstanden als ein philosophischer Aspekt der Evolution.

Die zweite gezeigte Serie, Pinocchio (2006-2009), besteht aus 27 schwarz-weißen Fotografien, die die klassische Figur als maskiertes Selbstbild erscheinen lassen. Molder interpretiert das puppenhafte Wesen als eine Art Harlekin von unausweichlicher Präsenz, der – wie etwa auf Watteaus berühmtem Gemälde – den Betrachter in eine Reflexion des eigenen Lebens verwickelt.

Darüber hinaus werden in der Ausstellung die Filme Der Lauf der Zeit – Linha do Tempo (2000) und Vasistas (2005) zu sehen sein.

Anlässlich der Ausstellung, die freundlicherweise von der Portugiesischen Botschaft und dem Instituto Camões unterstützt wurde, erscheint die Publikation JORGE MOLDER. Die Entstehung der Arten – A Origem das Espécies.

JORGE MOLDER BIOGRAFIE / BIOGRAPHY

Jorge Molder was born in Lisbon in 1947. Studies in Philosophy. Represented Portugal at the 48th Biennale in Venice (1999) Lives and works in Lisbon. AICA PRIZE - 2007 DDP/ Arte PRIZE – 2010

Jorge Molder wurde 1947 in Lissabon geboren. Studium der Philosophie Vertritt Portugal auf der 48. Bienale in Venedig (1999) Lebt und arbeitet in Lissabon. AICA-Preis - 2007 DDP/Arte-Kunstpreis – 2010

SERIEN / SERIES

Um Dia Cinzento – A Gloomy Day, 1983 Waiters – Waiters, 1986 O Gosto do Pão The Taste of Bread, 1988 Uma Taxidermia de Papel – A Paper Taxidermy, 1989 The Secret Agent – The Secret Agent, 1991 The Secret Boxes, – The Secret Boxes, 1991 T.V. – T.V., 1996 Anatomia e Boxe – Anatomy and Boxing, 1996 CD – CD, 1998 nox – nox, 1998/9 Em 1ª mão – In First Hand, 2000 Linha do Tempo – Time Line, 2000 Curta-metragem 1 & 2 – Short footage 1 & 2, 2000 O pequeno Mundo – The Small World, 2001 La reine vous salue..., – La reine vous salue..., 2001 Comportamento Animal – Animal Behaviour, 2002 Circunstâncias Atenuantes – Attenuating Circunstances, 2003 Desconhecimento Imediato – Immediate Unknowledge, 2005 Vasistas – Vasistas, 2005 Condição Humana – Human Condition, 2005 Não tem que me contar seja o que for – You don’t have to tell me whatever it is, 2006/7 Ocultações – Occultations, 2008 Tangram – Tangram, 2008 Pinocchio – Pinocchio, 2009 A interpretação dos sonhos – The interpretation of dreams, 2009 A Origem das Espécies – The Origin of Species, 2011/12

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Die Entstehung der Arten - A Origem das Espécies
Fotografien von Jorge Molder
Kuratoren: Matthias Flügge / Frizzi Krella