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Zur Ausstellung spricht Christian Kravagna, Gastprofessor am Institut für Kunstund Kulturwissenschaften der Akademie der bildenden Künste Wien Josef Dabernig ist mit seinen Installationen und Filmen international präsent (u.a. Manifesta 3, 2000 und Biennale Venedig 2003). Die Ausstellung und der Katalog, die in Zusammenarbeit mit der Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig und dem Bunkier Sztuki in Krakau entstanden sind, zeigen einen ausgewählten Querschnitt durch seine Arbeit, die dadurch gekennzeichnet ist, dass Dabernig sich konzeptuell vielschichtig mit Ordnungssystemen auseinandersetzt.

Zu diesen Systemen gehört die Mathematik ebenso wie die Stadtplanung, die Architektur, (oftmals) genormte Materialien, theoretische oder naturwissenschaftliche Texte, aber auch genormte Verhaltensweisen.

Dabernig bezieht von außen kommende Parameter in sein Konzept ein und macht diese zu veränderbaren Faktoren der jeweiligen Arbeit oder eines gesamten Projektes. Erste Beispiele bearbeiteter und neu formulierter Ordnungssysteme sind ab 1977 Dabernigs Aufschreibearbeiten, das minutiöse, handschriftliche Abschreiben ganzer Bücher. So kopierte er sämtliche 176 Seiten des 1920 erschienenen Diätbuches „Schönheit und Verdauung“ von F.X. Mayr, von ihm in einem eigentümlichen Umkehrprozess als „Abreaktion“ nach jahrelanger Internatsdisziplin verstanden. Ebenso kopierte er Stadtführer oder Vittorio Gregottis Buch „Il territorio dell’architettura“ sowie seine Benzinrechnungen oder Eintrittskarten für Fußballspiele ? jeweils selbstreferentielle Schleifen, in denen der Künstler sich selbst zum Medium und Akteur macht.

Akteur ist Dabernig auch in seinen Filmen, von denen zwei, „Lancia Thema“ (2005) und „Rosa Coeli“ (2003) in der Ausstellung gezeigt werden. Die Protagonisten in Dabernigs strukturell exakt konzipierten Filmen bewegen sich in fragmentierten Handlungen, deren Ziele offen bleiben. Dabernig inszeniert nicht ohne Ironie Ordnungen, deren Vorgaben nicht einsichtig, nicht „vernünftig“ sind und die gleichsam aus den Fugen laufen.

Am 8. Oktober 2006 werden die Filme „Wisla“ (1996), „Timau“ (mit Markus Scherer, 1998), „Jogging“ (2000), “WARS“ (2001), „automatic“ (mit G.R.A.M., 2002), „Parking“ (2003), „Rosa coeli“ (2003) und “Lancia Thema“ (2005) im Innsbrucker Kino Cinematograph gezeigt.

Die Fotografie hat bei Dabernig insofern einen besonderen Stellenwert, als er während der letzten zwei Jahrzehnte stets fotografiert und ein umfangreiches Archiv angelegt hat, ein Fundus, auf den er für seine fotokonzeptuellen Arbeiten zurückgreift. Es sind Fotos, die mit gezieltem Blick auf Reisen oder Studienaufenthalten entstanden sind, vielfach Architekturmotive der Moderne, Stadien, Wohnbauten, Details von Fassaden oder Innenräumen und Straßenaufnahmen. Die jeweiligen Fotografien werden von Josef Dabernig nachträglich im Rahmen eines Projekts „szenisch elaboriert und semantisch verdichtet“. (Christian Kravagna)

Seit Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit arbeitete Dabernig auch skulptural: Es sind raumbezogene Objekte aus zumeist vorgefertigten Materialien, für die er nach ausgewählten mathematischen Regeln ästhetische Lösungen entwickelte. In der Galerie im Taxispalais werden unterschiedliche Varianten von rasterartigen Strukturen aus Metall zu sehen sein, die mit den einzelnen Räumen der Galerie in einen Dialog treten.

Nach vergleichbarem Prinzip gestaltete Dabernig seine Bauten, architektonische Kunst am Bau- Projekte sowie Innenraumgestaltungen wie der im Jahr 2002 realisierte Lese- und Aufenthaltsraum im MUMOK, Wien oder die Ausstellungsarchitektur für das von Igor Zabel kuratierte Projekt „Individual Systems“ auf der Biennale Venedig, 2003. In der Galerie im Taxispalais werden diese Bauten in Form von Perspektiven und fotografischen Ansichten präsentiert.

Wie ineinander greifend Dabernigs konzeptuelle Methode alle Bereiche seiner Arbeit bestimmt, zeigt der Katalog, der seinen Prinzipien folgend von ihm gestaltet wurde und als Teil seiner künstlerischen Arbeit zu verstehen ist.

Josef Dabernig ist 1956 in Lienz geboren. Er lebt und arbeitet in Wien.

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Josef Dabernig
Film, Foto, Text, Objekt, Bau