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Mit Julia Bünnagel und Patrick Rieve setzt das Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr seine Reihe zeitgenössischer Ausstellungen fort: Ausgangspunkt und verbindendes Element in den Werken der beiden Künstler ist die Auseinandersetzung mit den Themenbereichen Architektur, Raumordnung und urbanes Leben.

In der Ausstellung SIMULACRA treten sie miteinander in Dialog und präsentieren eigens für die Hallen des Kunstmuseum konzipierte Arbeiten, die – wie der Titel suggeriert – Wirklichkeit abbilden bzw. neue Realitätsebenen schaffen.

Die Herangehensweise ist dabei jedoch recht unterschiedlich:Ihre raumgreifenden Installationen und Skulpturen entwickelt Julia Bünnagel (1977 in Haan) aus streng geometrischen Formen. Meist sind es mehreckige Flächen, die in den Raum klappen, in Winkeln zueinander ausgerichtet sind oder sich hintereinander staffeln. Eingefräste Linien oder Stäbe aus Aluminium, dynamisch in alle Richtungen weisend oder gerastert, erinnern an Achsen und Vektoren eines Koordinatensystems sowie der Grid-Struktur digitaler Simulationen. Modulartig angelegt, erwecken diese Objekte die Vorstellung einer stetigen, räumlichen Erweiterbarkeit und Veränderung. Zudem gewinnt der Zwischenraum, den die einzelnen Elemente der verschachtelten Konstruktionen ausbilden, an Bedeutung. Für ihre Arbeiten bevorzugt die Bildhauerin kühle, glatte Werkstoffe wie geschwärzte Glasplatten, lackiertes Holz und Metall, deren Oberflächen den Umraum reflektieren und eine weitere Dimension hinzufügen. Im Wechselspiel mit dem realen Ausstellungsraum eröffnen sich so virtuelle Welten, vielschichtige (Stadt-)Landschaften mit utopischen Architekturformen undRaumstrukturen. Im Gegensatz zu diesen imaginären Räumen und Körpern widmet sich Patrick Rieve (1971 in Jülich) konkreten Raumsituationen: Der Zeichner und Konzeptkünstler erforscht grundlegend sein eigenes Umfeld – beispielsweise das Haus, in dem er aufgewachsen ist, oder seine derzeitige Wohnung. In maßstabsgerechten Modellen und präzisen Grund- und Aufrisszeichnungen werden die räumlichen Gegebenheiten bis ins kleinste Detail dokumentiert, inklusive Inneneinrichtung, Alltagsgegenständen und persönlichen Habseligkeiten. Rieve wechselt dabei zwischen den verschiedenen Perspektiven, ermöglicht allumfassende Einblicke und gibt mittels isometrischer Explosionsdarstellungen die Ebenen eines Gebäudes vom Keller bis ins Dachgeschoss anschaulich wieder. Neben kartografischen, Räume vermessenden Verfahren bedient er sich der Formensprache des Comics, wodurch seine Arbeiten eine narrative Komponente erhalten. Auch wenn Patrick Rieve den Betrachter in die Rolle eines Voyeurs verweist und dessen Blick in gewisser Weise lenkt, so besteht dennoch die Option, sich selbst im Raum zu verorten und ihn durch Bewegung aktiv zu erschließen. Besonders dann, wenn der Künstler seinen rekonstruierten Mikrokosmen eine übergeordnete Idee von Räumlichkeit gegenüberstellt: als begehbare Installation, aus Stoffquadraten bestehend und eingeteilt in Farbfelder, welche den fünf Elementen zugeordnet sind. Julia Bünnagel und Patrick Rieve lernten sich 2008 während eines Stipendiums auf Schloss Ringenberg kennen und haben seither mehrfach in Galerien und Off-Räumen ausgestellt. SIMULACRA ist die erste gemeinsame Ausstellung im musealen Bereich.

Julia Bünnagel studierte von 1998 bis 2006 Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf, u.a. bei Tony Cragg, und ist Meisterschülerin von Hubert Kiecol; Patrick Rieve ist Absolvent der Hochschule für bildende Künste in Hamburg (1993-2000). Beide leben und arbeiten in Köln.

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Julia Bünnagel & Patrick Rieve
SIMULACRA