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Frankfurt, 30. Oktober 2003 – Die Künstlerin Julia Kröpelin fügt mit Verfremdung und Dynamik in der Darstellung ihren Installationen eine 4. Dimension - die der Zeit - hinzu. „Auch in der heutigen Kunstszene mit ihrer Vielfalt fällt das Werk der Künstlerin in seiner Einmaligkeit auf“, sagt die Galeristin Ulrike Adler.

Julia Kröpelin friert Momente schnell ablaufender Prozesse ein. In ihren Arbeiten, in „Mann verschüttet Milch“, einem Mann, der das Gleichgewicht verloren hat oder in „Springerin“, einer Frau, die gerade in einer Pfütze landet, thematisiert sie menschliche Bewegungsabläufe. In anderen Werken ist es ein umfallendes Glas Orangensaft oder das Wasser einer Überschwemmung, das sich ungehemmt aufspritzend und raumgreifend verteilt. Allen ist gemeinsam, dass der Moment der größten Kraftentfaltung durch überdimensionale Größe und dynamische Drehungen dramatisiert wird. Diese Dramaturgie steht im Kontrast zu dem alltäglich-banalen Geschehen. Das Einfrieren des Augenblickes lässt den Betrachter mit der Frage allein, welche Ursache zu dieser Konstellation führte und wie sich diese weiterentwickeln wird; Julia Kröpelin regt die Imagination einer Geschichte an.

Schon bei ihren ersten Arbeiten hat die Künstlerin den Raum, in dem sich die Skulpturen befinden, einbezogen. Autonome Wesen hängen zwischen Decke und Boden, Wasser breitet sich am Boden aus, Zäune verschwinden in der Wand, um im nächsten Raum wieder aus ihr herauszutreten. In ihren neuesten Arbeiten geht sie noch einen Schritt weiter. Teile des Objektes entwickeln sich aus einer Wandmalerei heraus. Der Raum wird Teil der Gesamtinszenierung. Julia Kröpelin lässt sich für ihre Arbeiten durch Szenen aus Filmen inspirieren. Sie ist fasziniert vom Film als Medium zur Wiedergabe flüchtiger Bewegungen und von den Filmstills als isolierten Einzelbildern.

Die Irritation durch Kontrast und subtilen Bruch setzt sich im Einsatz der Materialien und in der Konstruktion der Skulpturen fort. Auf den ersten Blick sind diese kaum durchschaubar. Aus zweidimensionalen photographischen Reproduktionen, Laserprints, formt sie mit realen Gegenständen dreidimensionale Skulpturen auf mehreren Realitätsebenen. Ihr geht es nicht darum, die Realität fertig abzubilden. Durch Zerkleinerung und Verschachtelung der Laserprints versucht Julia Kröpelin die Dynamik zu steigern. Durch gleichzeitige Verfremdung der Ebenen bricht die Realität auf und die vierte Dimension der Zeit wird sichtbar. Die Wirklichkeit wird neu konstruiert.

In der Ausstellung „BEWEGEGEWEBE“ werden neben den plastischen Arbeiten auch Zeichnungen der Künstlerin gezeigt. Sie waren schon immer ein wichtiger Bestandteil ihres Schaffens und zeigen Personen, Tiere, Gebäude, Zäune und Landschaftselemente. Die Zeichnungen weisen oft nur feine Bleistiftlinien auf, Farbe wird nur manchmal zum Aufbau von Spannung aufgetragen. „Eindeutige Zweideutigkeiten und subtile, aber auch vordergründige Erotik durchzieht das zeichnerische Werk Julia Kröpelins.“ (Gisela Elbracht, Museum Baden). Auch hier werden durch Fragmente neue Räume und Realitätsebenen geschaffen.

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Julia Kröpelin
"BEWEGEGEWEBE"