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Lars Dittrich und André Schlechtriem freuen sich, eine Einzelausstellung von Julian Charrière mit dem Titel Into The Hollow zu präsentieren. Für seine dritte Soloschau in der Galerie in Berlin wird Charrière die Räumlichkeiten in ein geologisches Kuriositätenkabinett aus einer möglichen postdigitalen Ära verwandeln. Die Installation zeigt ausgewählte und bearbeitete Stücke geschmolzenen Gesteins in Glaskästen wie topologische Fragmente in einem Museum für Naturgeschichte der fernen Zukunft.

Die ausgestellten Objekte sind Hybride aus erstarrtem Magma. Charrière hat sie aufgeschmolzen und umgewandelt und dabei technische Apparate von heute (Smartphones, Notebooks, Festplatten usw.) mitsamt den auf ihnen gespeicherten Daten in das flüssige Gestein eingebettet. Mit diesem künstlichen Prozess treibt der Künstler die Umwandlung von digitalen in geologische Schichten voran, in der die Speicherfähigkeit als bloßes Potenzial erhalten bleibt. „Die darin enthaltenen Metalle der Seltenen Erden, die ökologisch problematische und ökonomisch umstrittene Basis unserer digitalen Welt, werden in verschiedensten Regionen der Erde gewonnen und in Charrières metaphorischem Transformationsprozess schleißlich wieder in ihre Ursprungsform überführt.“ (Julia Brennacher, „Living in the Anthropocene“, in The Forces Behind the Forms: Geology, Matter, Process in Contemporary Art, Köln: Snoeck, 2016).

Indem er all diese metallischen Komponenten zusammenführt und in einen artifiziellen geologischen Ursprungszustand zurückversetzt, lässt Charrière ein urgeschichtliches Epizentrum wiedererstehen, in dem sich die Anfänge unseres Planeten und heutige industrielle Verfahren und Technologien mit der Projektion einer möglichen Zukunft verbinden. In seinem Spiel mit zukünftigen Geologien entwirft Charrière das künstliche Bild einer Vergangenheit von übermorgen, in der die Spuren unserer Zivilisation in Gesteinsformationen eingelagert sein werden.

Charrière’s Into The Hollow regt dazu an, über den Lebenszyklus der nunmehr in die Steine eingeschmolzenen Materialien wie auch über die Bedeutung der für ihre Gewinnung tiefen Einschnitte in die Erdkruste nachzudenken. Die Quellen für diese Materialien, die Tagebaulöcher, stehen für den eigentlichen Ort dessen, was unsere kommunikations- und technikfixierte Gesellschaft antreibt, und sind zugleich ein reales Negativbild des biblischen Turmbaus zu Babel, den sie in sein Gegenteil verkehren.

Von den Minen von heute zu den Naturdenkmälern von morgen.

Seltene Erden werden an verschiedenen Orten rund um den Erdball abgebaut und dann in Länder wie Indien, China oder die Vereinigten Staaten transportiert, um dort zu technischen Geräten zusammengesetzt zu werden; in diesem Vorgang nimmt ein globales Ensemble von Produktionsprozessen gewissermaßen kulturelle Gestalt an. Materialien, die den verschiedensten geografischen Zusammenhängen entstammen, verbinden sich zu physischen Objekten, die uns alle digital miteinander verknüpfen.

Wenn diese veralten, landen sie auf Elektroschrotthalden, wo sie von Hand sortiert und getrennt werden, um neuen Technologien als Nahrung zu dienen und so in den Zirkulationsprozess zurückzukehren. Charrière unterbricht den Recyclingkreislauf, indem er die empfindlichen Geräte vor der Zeit in etwas ganz anderes verwandelt. Mit diesem gewaltsamen Eingriff stößt er eine geo-künstlerische Reflexion auf unsere digitale Konsumkultur, ein ‚Geo-Reset‘ an: Zurück in die Zukunft.

Der umfangreiche Katalog mit einem Essay von Paul Feigelfeld wird über die Galerie erhältlich sein. Für Presseinformationen und bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Owen Clements, owen(at)dittrich-schlechtriem.com.

Während des Gallery Weekend hat die Galerie verlängerte Öffnungszeiten: Am Samstag und Sonntag den 30. April und 1. Mai ist die Galerie von 11 bis 19 Uhr geöffnet.