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Die kestnergesellschaft präsentiert eine Einzelausstellung des in Berlin lebenden Künstlers Julian Göthe (*1966). Seine Skulpturen, Wandarbeiten und Zeichnungen kombinieren etwa minimalistische Distanz und Strenge modernistischer Strömungen des 1920er Jahre mit gegenläufigen Gesten einer formverliebten Verspieltheit. Damit bewegt sich Göthes Werk in einem weit reichenden Referenzrahmen, der künstlerische und populärkulturelle Ausdrucksweisen des 20. Jahrhunderts ebenso wie die des Manierismus im 16. und 17. Jahrhunderts umfasst.

Julian Göthe zeigt in der kestnergesellschaft eine Rauminstallation, in deren Zentrum eine Reihe schwarzer skulpturaler Werke steht. Diese wirken wie hybride Wesen, deren Herkunft gleichermaßen dem Möbeldesign, der Dekoration, der Film- oder Bühnenausstattung entstammen könnte. In ihrer Schwärze und Funktionslosigkeit wirken sie wie schattenhaften Zeichen, die durch ihr bloßes Volumen Aufmerksamkeit einfordern. Zugleich verlangen sie aber auch nach einer Sinnaufladung. Die scharfkantige, monumentale Formensprache wird durch eine Reihe von Wandarbeiten – bestehend aus Seilen und Stahl – gespiegelt, ebenso durch filigrane Zeichnungen, weitere Skulpturen und schließlich durch einen erstmals präsentierten Animationsfilm konterkariert. So vermittelt sich die Ausstellung als ein Theater rätselhafter Objekte und Bildfindungen, innerhalb dessen die Formen und Figuren zwischen Aggression und Zuneigung, zwischen Anziehung und Abweisung miteinander kommunizieren. Es bilden sich gleichermaßen Momente der Isolation und Paranoia, aber auch das menschliche Streben nach Gemeinschaft ab.

Dabei bezieht sich der Titel der Ausstellung »The Shadows took Shape« nicht nur auf die konsequent zwischen schwarz und weiß gehaltene Anmutung der Ausstellung. Gleichermaßen wird Göthes offensive Bezugnahme auf historische Gestaltungsideen von Art Déco über expressionistische Filmsets bis hin zum Stil Novo Italiens der 50er Jahre deutlich. Besonders in dieser Epoche hat die Dekorationskunst Strömungen der avantgardistischen Moderne, die eher durch Funktionalismus charakterisiert sind, in glamouröse und idiosynkratische Ausformungen transformiert. Ausgehend von Julian Göthes weiterer Tätigkeit als Hintergrundgestalter in der Trickfilmproduktion wird in seiner künstlerischen Arbeit stets auch die Anmutung der Kulisse, der vermeintlich staffierenden Oberfläche, zum erzählenden Moment.

Julian Göthe hatte unter anderem Einzelausstellungen im Nationaltheater München/Pinakothek der Moderne, bei Cabinet London sowie in der Kunsthalle Basel (mit Nairy Baghramian), dazu hat er seine Werke bei zahlreichen Gruppenausstellungen wie im Migros Museum Zürich, der Kunstsammlung Nordrhein Westfalen und der Kunsthalle Baden-Baden präsentiert. Werke von Julian Göthe befinden sich in der Bundeskunstsammlung, der Sammlung der Pinakothek der Moderne, der Sammlung Goetz und der Kunstsammlung NRW.