Kunstraum MaximiliansForum München

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Ort: ZKMax

Wie in den beiden ersten Teilen „The Soundmaker“ und „Stunned Man“, die 2005 im ZKMax zu sehen waren, zeigt auch der letzte Teil „The Perfectionist“ das filmische Portrait einer fiktiven Figur, die in ihrem Handeln in einem ebenso unbewussten wie obsessiven Dialog mit ihrem Alter Ego gefangen ist, und behandelt darin die Frage nach der Absurdität menschlichen Seins. Mit großer Präzision und absurdem Humor inszeniert Rosefeldt in der großformatigen Dreikanalprojektion die zwanghaften, sisyphosartigen Vorbereitungen eines Fallschirmsprungs, der nie stattfinden wird.

Die „Trilogie des Scheiterns“ ist ein groß angelegtes filmisches Projekt Julian Rosefeldts, dessen erste beide Teile 2004 entstanden sind. Die zwei- bzw. dreiteiligen Videoprojektionen „Stunned Man“ und „The Soundmaker“ zeigen das Dilemma psychologischer Identitätskonstruktionen. Alltägliche Strukturen, Mechanismen, Routinen und Rituale des einzelnen Individuums werden von Rosefeldt filmisch bearbeitet, verfremdet und überhöht und damit auf eine allegorische Ebene gebracht.

Das Motiv der psychologischen Gespaltenheit der Figuren doppelt sich in der räumlichen Spaltung und dem Gegensatz der Darstellung alltäglicher Szenerien und der immer wieder sichtbar werdenden Künstlichkeit des Filmstudios, in dem sie inszeniert werden. Die allegorischen Psychogramme der Protagonisten spiegeln sich im vielschichtigen formalen Aufbau der Videoinstallation. So zeigt die Installation „Stunned Man“ auf einer der beiden Projektionswände einen Mann, der sich völlig unauffällig in seiner Wohnung bewegt. Sein Alter Ego dagegen, das daneben in identischen Räumen zu sehen ist, wütet zerstörerisch durch die Zimmer und zertrümmert die Möbel – dies in einer irritierend unaufgeregten und emotionslosen Art und Weise. Beide Situationen stürzen in Eins, als die Figur mit einem Sprung durch den Badezimmerspiegel in die heile’ Welt seines anderen Ich’s eindringt. In „The Soundmaker“ ist es die paradoxe Situation des Geräuschemachers, der mit den Augen „hört“ und den Ohren „sieht“. Die Handlung und ihre Geräusche finden an zwei getrennten Orten statt und werden nie identisch.

Im dritten Teil der Trilogie, „The Perfectionist“, plant Rosefelds Protagonist einen Fallschirmsprung. Der Zweifel über die perfekte Vorbereitung und deren zwanghafte Kontrolle halten ihn davon ab, den realen Sprung jemals auszuführen. Die drei Projektionen der Installation zeigen ihn in drei unterschiedlichen Räumen: der Umkleidekabine eines Flughafens, in der Kleidung und Gerät der Fallschirmspringer aufbewahrt sind und in der er seinen Fallschirm so lange überprüft, bis der Flieger längst ohne ihn gestartet ist; im Cockpit eines Flugsimulators, in dem sich das Spiel mit den zahllosen Hebeln, Schaltern und Knöpfen so sehr verselbständigt, dass der erschöpfte Held am Schluss ohne den Versuch eines Starts aussteigt; und in seiner Wohnung in der er mit Hilfe einer Nebelmaschine und eines Bügelbretts seinen Flug durch die Wolken proben will. Da dieser Versuch seine eigenen Tücken entwickelt, muss er die Wohnung fluchtartig verlassen, was ihm das Leben rettet, denn kurz darauf schlägt hier unerwartet das Triebwerk eines abgestürzten Flugzeugs ein.

Die Produktion der „Trilogie des Scheiterns“ wurde gefördert mit Mitteln des Hauptstadtkulturfonds. Teil 3 der Trilogie wurde im Besonderen mit Mitteln des 2004 an Julian Rosefeld vergebenen „Produktionsstipendiums Junge Kunst und neue Medien“ der Landeshauptstadt München realisiert. Die Präsentation im ZKMax wird von der Landeshauptstadt München unterstützt.

Julian Rosefeld ist 1965 in München geboren, er lebt und arbeitet in Berlin. Mit seinen Videoprojekten ist er international auf Festivals und in Ausstellungen vertreten. Seine Einzelpräsentationen und Ausstellungsbeteiligungen u.a. in den Kunstwerken Berlin, dem ZKM | Karlsruhe, auf dem Theaterfestival Avignon, in der Villa Arson in Nizza und im Rahmen der 26. Biennale von Sao Paulo erregten große Aufmerksamkeit.