only in german

Július Koller - Univerzálne Futurologické Operácie
Kurator: Roman Ondák

Július Koller fand „in den Denkansätzen der internationalen modernismuskritischen Avantgarden, die an Dada und Duchamps anschlossen, im Nouveau Realisme und Fluxus, in den „psychogeographischen“ Erkundigungen der Situationistischen Internationale, ein neues Verständnis vom sozialen Raum der Stadt formuliert – ein Thema, von dem aus eine andere Position gedacht werden konnte. Gegen die zynischen technoiden
Allmachtsphantasien des sozialistischen Staatsapparats und seiner Gestalter oder die gestalttherapeutischen Bestrebungen der modischen Modernisten war dem Individuum wieder die direkte Erfahrung der Realität des Kunstwerks zurückzugeben. Von diesem Gedanken aus entwickelt Koller bis heute konsequent seine Position und ein Werk, das in seiner Stringenz, Obsession und Eigenart eines der wohl erratischsten und konsequentesten der europäischen Gegenwartskunst zu nennen ist. Am ehesten vielleicht noch mit dem Universum eines Marcel Broodthaers vergleichbar“. (Georg Schöllhammer)
Július Koller, geboren 1939 in Piestany (ehem. Tschechoslowakei), war während seines Studiums stark vom Dadaismus beeinflusst. Als man in der Slowakei über das Happening zu reden begann (die ersten theoretischen Texte erschienen 1966), trug Július Koller seinen radikalen Standpunkt dieser aktuellen, künstlerischen
Entwicklung gegenüber vor und kommunizierte ihn mit seiner als Postkarte versandten Arbeit mit der Aufschrift „Antihappening“. Durch den Begriff „Antihappening“, der eine typische Manifestation Július Kollers „subjektiven Systems der Objektivität“ darstellt, hat er dem Aktivismus eine besondere Bedeutung als radikales
Konzept der Distanzierung zugewiesen. Er lehnt damit jede „Regie der künstlerischen Aktionen ab“ und fordert „eine unauffällige Formgestaltung von sich selbst und der eigenen Umgebung“ sowie die Notwendigkeit einer „ununterbrochenen intellektuellen Reflexion kultureller Situationen“. Diese Forderung kommunizierte er mit Textmitteilungen, mit verschiedenen Aktionen, „Anti-Bildern“ und „Anti-Happenings“.
1970 betont Július Koller im Zusammenhang mit seinem U.F.O.-Manifest (Universelle-kulturelle Futurologische Operationen) sein Interesse an der Eigeninitiative des Subjekts, das zukunftsorientierte, kulturelle Situationen gestalten sollte. Im selben Jahr begann Július Koller diesen Ansatz in seiner Aktion einer fortwährenden Selbstverwandlung in einen „U.F.O.-nauten“ zu realisieren. Diese sich verwandelnde Gestalt, die sich von 1970 bis heute einmal jährlich manifestiert und fotografisch festgehalten ist, führt diverse „Operationen“ durch, die verschieden benannt sind, immer aber die Abkürzung U.F.O. im Titel tragen. Die
fotografischen Dokumentationen der „U.F.O.-nauten“ zeigen den Künstler in jährlich modifizierender Gestalt, ständig wechselndem Charakter als Manifestation persönlicher Lebensumstände, wie auch als Kommentar auf die kulturelle und soziopolitische Situation des jeweiligen Jahres. Július Koller transformierte sich so über die
Jahre hinweg zu einem Gestalt-Zeichen, das sich durch minimale Aktionen und Gesten mit Situationen und Konfigurationen des Alltags in Verbindung setzt und in der Abkürzung U.F.O. ironisch verschlüsselte Mitteilungen kommuniziert.
Pressetext